Digitalisierung und Sozialwirtschaft - wie passt das zusammen?

Datum
14.12.2018

Nur langsam setzt sich die Erkenntnis in vielen sozialwirtschaftlichen Unternehmen und Organisationen durch, dass es sich bei der Digitalisierung nicht nur um ein Phänomen im Industrie- und Entertainment-Sektor handelt, von dem personenbezogene Dienstleistungen nur am Rande betroffen sind. Mit seinem Themenschwerpunkt "Arbeit 4.0 - Personal- und Organisationsentwicklung vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung" zeigt das ESF-Programm rückenwind+, dass die Zeichen der Zeit erkannt wurden.

Digitalisierung und neue Technologien verändern und gestalten auch den sozialen Bereich - etwa durch neue Hilfeprozesse, z. B. im Bereich der haushaltsnahen Dienstleistungen, Diagnostik oder in der Beratung. Diese Veränderungsprozesse in den Grundstrukturen der Wohlfahrtslandschaft betreffen in der Folge auch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten: Tätigkeitsprofile, Arbeitsprozesse und Kundenbeziehungen sowie Kompetenz- und Qualifikationsanforderungen an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen neu gedacht werden. Die Veränderungen konstruktiv zu gestalten, braucht Zeit, Geld sowie Mut und setzt eine prozessbewusste Organisationsstruktur voraus. Denn der digitale Wandel stellt nicht nur traditionelle Unternehmenskulturen und langgediente Kommunikationsprozesse infrage, sondern auch etablierte Arbeitsabläufe und Arbeitsstrukturen. Dies stellt Beschäftigte in der Sozialwirtschaft wie auch die sozialwirtschaftlichen Unternehmen selbst vor neue Herausforderungen. Es gilt deshalb Lösungen zu finden, die die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die betrieblichen Interessen gleichermaßen berücksichtigen.

Interessante Antworten könnte hier rückenwind+ liefern. Die 16 frisch gestarteten Förderprojekte des 4. Förderaufrufs werden in den kommenden drei Jahren praxisrelevante Ansätze und innovative Modellvorhaben im Bereich "Arbeit 4.0 & Digitalisierung" entwickeln und erproben. Sie zeigen Potenziale der Digitalisierung für die Sozialwirtschaft auf; u. a. im Bereich des mobilen Arbeitens, der verbesserten Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder im Bereich moderner Konzepte und Instrumente zur Nachwuchsgewinnung bzw. der Ansprache bisher nicht erreichter Zielgruppen. Die Projekte werden Ansätze entwickeln im Hinblick auf eine Verbesserung der Unternehmenskommunikation, eine Optimierung von Abstimmungsprozessen (z. B. digitale Dienstplangestaltung oder den Aufbau von flacheren Hierarchien) und im Bereich der Nutzung technikgestützter Kommunikations- und Wissensvermittlung. Dabei sind Konzepte zentral, die die Anpassungsqualifikation und Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern erproben und einen organisationalen Strukturwandel im Prozess des digitalen Wandels begleiten.

Am 20. September 2018 fand der erste Vernetzungsworkshop der rückenwind+-Förderprojekte zum Thema "Arbeit 4.0 & Digitalisierung" statt und bot den Projektträgern ein Forum zum gegenseitigen Kennenlernen und Austausch über ihre Projektinhalte, Methoden und Instrumente. Die Diskussionsthemen machen die Aufbruchsstimmung in der Sozialwirtschaft deutlich: Agiles Projektmanagement, Employer Branding, Influencer für interne Botschaften oder Einsatzszenarien für Lernplattformen sind Schlagworte, die in den nächsten Jahren spannende Prozesse einleiten werden.

Eine Gruppe Menschen
Teilnehmende des Auftaktworkshops zum 4. rückenwind+-Förderaufruf "Arbeit 4.0 & Digitalisierung" am 20. September 2018 in Berlin © BAGFW/Dirk Hasskarl

Wie viel "Zukunft" in dem Thema steckt, zeigt auch der 5. Förderaufruf rückenwind+. Rund 120 Interessenbekundungen reichten Unternehmen und Organisationen der gemeinnützigen Sozialwirtschaft ein, viele von ihnen mit einem Themenschwerpunkt auf "Arbeit 4.0 und Digitalisierung". Derzeit läuft das Begutachtungsverfahren. Wer ab 2019 gefördert wird, entscheidet im Dezember die paritätisch besetzte Steuerungsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege.

Auf der Website der ESF-Regiestelle des Programms rückenwind+ finden Sie neben der Projektübersicht des Förderaufrufs "Arbeit 4.0 & Digitalisierung" auch Informationen zum aktuellen Prozess des 5. Aufrufs.

Über das ESF-Programm rückenwind+ soll die Beschäftigungsfähigkeit von Beschäftigten in der Sozialwirtschaft in Verbindung mit einer integrierten und nachhaltigen Personal- und Organisationsentwicklung in den Einrichtungen und Verbänden gefördert und erhalten werden. Gefördert werden integrierte Vorhaben im Hinblick auf die Personalentwicklung zur Verbesserung der Anpassungs- und Beschäftigungsfähigkeit und die Organisationsentwicklung zur Verbesserung der Demografie-Festigkeit der Unternehmen.

rückenwind+ ist das Nachfolgeprogramm von rückenwind - Für die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft aus der ESF-Förderperiode 2007-2013.

Finanziert wird das Programm rückenwind+ aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sowie des Europäischen Sozialfonds.

Allgemeine Informationen zum Programm rückenwind+ finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Website der Regiestelle.

Kontakt: regiestelle@bag-wohlfahrt.de