Treppenstufen in eine erfolgreiche Zukunft in Deutschland

Datum
08.10.2018

Arbeit zu haben bedeutet in unserer Gesellschaft, Anerkennung zu erfahren. Für Bleibeberechtigte und Flüchtlinge ist es noch mehr als das. Für sie bietet eine Arbeitsstelle die Möglichkeit, einen sicheren Aufenthaltsstatus zu erlangen und sich eine Perspektive in Deutschland aufbauen zu können.

Häufig erschweren oder verhindern geringe Kenntnisse über den Arbeitsmarkt, das Ausbildungswesen oder die deutsche Sprache, aber auch Arbeitsverbote oder mangelndes Wissen auf Seiten potenzieller Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen den Einstieg dieser Menschen in eine Beschäftigung.

InProcedere - Bleiberecht durch Arbeit 2.0 hilft diesen Personen, ihre Kompetenzen, Fähigkeiten und Deutschkenntnisse zu verbessern und damit einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu finden. Ebenso versteht sich das Projekt als Ratgeber für potenzielle Arbeitgeber, die diesen Menschen eine Beschäftigung ermöglichen wollen. Bereits 2009 nahm das Projekt seinen Anfang. Träger aus den Bereichen öffentliche Verwaltung, Flüchtlings- und Bildungsarbeit sowie Forschung und Beratung begleiten und unterstützen an vier Standorten in Rheinland-Pfalz Geflüchtete, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus, individuell und mit viel Engagement auf ihrem Weg in Schule, Ausbildung und Arbeit. Seit 2015 wird das Projekt im Rahmen der ESF-Integrationsrichtlinie Bund im Handlungsschwerpunkt Integration von Asylbewerber/-innen und Flüchtlingen (IvAF) durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. In diesem Zeitraum wurden bereits über 1.400 Personen von InProcedere - Bleiberecht durch Arbeit 2.0 beraten und auf ihrem Weg individuell begleitet.

Eine von ihnen ist Sabina, die ihre Anfangszeit in Deutschland, insbesondere durch die Sprachbarriere und zahlreiche Umzüge, als sehr schwierig empfand. Deshalb war es ihr sehr wichtig, schnell die deutsche Sprache zu lernen: "Ich muss deutsch sprechen, muss deutsch verstehen und ich kann nicht immer jemanden dabeihaben. Das geht nicht für mich. Ich will ja alles selbstständig machen."

Um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, wurde Sabina an den InProcedere-Projektpartner ProfeS in Landau verwiesen. Hier hat sie im Februar 2017 einen B1 Sprachkurs begonnen, den sie Ende Juli 2017 erfolgreich abgeschlossen hat.
Ihr Wunsch, in Deutschland zu bleiben und hier einer Arbeit nachzugehen, wurde mit der Unterstützung von InProcedere - Bleiberecht durch Arbeit 2.0 Realität. Gemeinsam mit ihrer Beraterin wurden Bewerbungsunterlagen erstellt, nach geeigneten Ausbildungsplätzen gesucht und Bewerbungstrainings durchgeführt. Schon nach einem einwöchigen Praktikum im Ausbildungsbetrieb hat Sabina die Zusage von ihrer Chefin erhalten, ein Indiz, wie motiviert sie ist. Über den Ausbildungsplatz als Altenpflegerin ist Sabina sehr glücklich und das, obwohl sie in ihrem Heimatland als Sekretärin und im Management tätig war. Es sei spannend, neue Berufszweige kennenzulernen, so Sabina, wobei sie sich insbesondere darüber freut, in einem Beruf zu arbeiten, in dem sie Menschen helfen kann.

Treepenstufen
InProcedere-Teilnehmerin Sabina (re.) mit ihrer InProcedere 2.0-Beraterin (li.) © InProcedere - Bleiberecht durch Arbeit 2.0

Obwohl sich Sabina bei ihrem Arbeitgeber sehr wohlfühlte, musste sie ihren Ausbildungsplatz aufgrund der schlechten Erreichbarkeit wechseln. Ihr gelang jedoch ein nahtloser Übergang. Ihr neuer Betrieb ist für sie innerhalb von 15 Minuten erreichbar, was insbesondere für die Betreuung ihrer zwei schulpflichtigen Kinder für Sabina sehr wichtig ist: "Im neuen Betrieb bin ich viel entspannter, weil ich mir keine Angst mehr um meine Kinder machen muss."

Mittlerweile ist Sabina im zweiten Lehrjahr. Die Theorie in der Schule als auch die praktische Arbeit empfindet sie als schwer und anspruchsvoll, doch Sabina gibt nicht auf: "Ich versuche trotzdem, den alten Menschen das Gefühl zu geben, dass ich immer für sie da bin und bekomme oft eine unglaubliche Dankbarkeit zurück, was mich enorm aufbaut und motiviert." Nach Abschluss der Ausbildung möchte Sabina weiterhin in der Altenpflege arbeiten. Der Beruf mache ihr viel Spaß, so Sabina, ihr Traum wäre eine Weiterbildung zur Pflegedienstleitung, um ihre Kompetenzen zu erweitern und um noch mehr Verantwortung übernehmen zu können.

Da nun auch ihr Ehemann eine Ausbildung begonnen und ebenfalls eine Ausbildungsduldung erhalten hat, kann die Familie erst einmal zusammenbleiben. Darüber ist Sabina sehr glücklich, denn ohne ihre Familie wüsste sie nicht, was sie machen solle. Obwohl Sabina weiß, dass sie noch viele Treppenstufen in Deutschland nehmen muss, blickt sie positiv in die Zukunft: "Uns ist bewusst, dass unser Weg hier, insbesondere jetzt, nachdem mein Mann eine Ausbildung anfangen musste, auch nicht leicht wird, aber ein Zurück gibt es für uns und unsere Kinder nicht. Darum werden wir weiterhin kämpfen."

Mehr Informationen zum Projekt InProcedere – Bleiberecht durch Arbeit 2.0 finden Sie auf der Projektwebsite www.inprocedere-rlp.de.
Mehr zur ESF-Integrationsrichtlinie Bund: www.integrationsrichtlinie.de.