Kampagne "SO_LOS! Die Initiative für faire Honorare" gestartet

Datum
27.10.2022

Seit Juli läuft die vom "Haus der Selbstständigen (HDS)" initiierte Kampagne "SO_LOS! Die Initiative für faire Honorare". Zentraler Bestandteil ist eine bundesweite branchenübergreifende Online-Honorarumfrage, mit deren Hilfe Daten zu aktuell auf dem Markt üblichen Honorarhöhen erhoben werden. Die Initiative wird mittlerweile von einem Bündnis aus rund 50 Berufsverbänden, Interessenvertretungen und Zusammenschlüssen von und für Solo-Selbstständige(n) getragen. Weitere Unterstützer*innen stehen in den Startlöchern.

Ziel der Umfrage ist es, die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema Honorare und soziale Sicherung für Solo-Selbstständige zu lenken. Seit der Coronapandemie ist die gesellschaftliche Sensibilität für dieses Thema gewachsen, denn die Probleme der Selbstständigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft, aber auch in der Gastronomie oder im Dienstleistungsbereich betrafen und betreffen nicht nur die Solo-Selbstständigen selbst, sondern fast alle Bevölkerungsgruppen mittelbar. Sie können als Kund*innen und/oder Auftraggeber*innen mitwirken, die Situation von Solo-Selbstständigen perspektivisch zu verbessern.

Die in der Befragung gewonnenen, anonymisierten Daten werden Solo-Selbstständigen perspektivisch Orientierung und Rückendeckung in individuellen Honorarverhandlungen geben. Berufsverbänden und Interessenvertretungen liefern die Umfrageergebnisse eine fundierte Grundlage, um sich erfolgreich für Honorarerhöhungen einzusetzen und kollektive Honorarverhandlungen offensiver zu gestalten.

Bei den Bündnistreffen wurde die Kampagne von den Verbandsvertreter*innen als Erfolg eingeschätzt: Allein die Existenz dieser Umfrage würde sowohl unter den Solo-Selbstständigen selbst als auch in der breiten Öffentlichkeit den Fokus auf die Arbeits- und Lebensbedingungen dieser Erwerbstätigengruppe lenken, so die einhellige Meinung.

Veronika Mirschel vom Referat Selbstständige der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, einem Teilprojekt des "HDS", rief zur Beteiligung an der Umfrage auf: "Wenn sich viele Kolleginnen und Kollegen beteiligen, schaffen wir gemeinsam Markttransparenz und können so Machtasymmetrien abbauen."

Annegret Richter, Geschäftsführerin der AG Animationsfilm, gab zu bedenken: "Die Tätigkeiten sind oft so unterschiedlich und es muss so vieles eingepreist werden, dass die Vergleichbarkeit immer schwierig ist. Ich finde es richtig gut, dass hier tatsächliche Projekte abgefragt werden, wo die Bedingungen unter den Projekten eine Rolle spielen und es so möglich wird, real zu vergleichen."

Sebastian Haas, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) und einer der Sprecher der Bundeskonferenz der Lehrbeauftragten an Musikhochschulen: "Der Stundenlohn eines KFZ-Meisters wird von der Gesellschaft akzeptiert und fast jede*r kennt ihn. Der Preis einer Arbeitsstunde für Musiker*innen ist in der Breite unbekannt und muss zudem mit Auftraggeber*innen manchmal mühsam verhandelt werden. Dies zeugt von einer Schieflage in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Schaffen wir Transparenz!"

Lena Krause, Geschäftsführerin FREO e.V., unterstrich: "Unser Verband setzt sich für die Verbesserung der Honorare für selbstständige Musiker*innen ein. Dafür brauchen wir Transparenz, Wissen und einen branchenübergreifenden Schulterschluss."

f1zIn einer Folge des Podcasts "HDS im Gespräch" 1 spricht die für die Kampagne Verantwortliche im "HDS", Vesna Glavaski, über Anliegen und Ziele der großen Honorarumfrage.

Die ersten Ergebnisse werden voraussichtlich im Spätherbst 2022 veröffentlicht. Sie bilden die Basis für weitere Schritte in der Unterstützung von Interessenvertretungen Solo-Selbständiger bei ihren Forderungen nach angemessenen branchenüblichen Honoraren für ihre professionelle Arbeit.

Das ESF-Programm "Zukunftszentren - Unterstützung von KMU, Beschäftigten und Selbständigen bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Gestaltungsansätze zur Bewältigung der digitalen Transformation" (kurz: "Zukunftszentren")

Das "Haus der Selbständigen (HDS)" wird im Rahmen des Programms "Zukunftszentren" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Die rapide voranschreitende Digitalisierung und der zunehmend spürbare demografische Wandel verändern unsere Arbeitswelt gravierend. Dies bietet gerade für kleine und mittlere Unternehmen neue Chancen und Wachstumsaussichten. Gleichzeitig besteht ein enormer Anpassungsdruck. In besonderem Maße und schon deutlich früher sind die ostdeutschen Bundesländer mit den Herausforderungen des demografischen und digitalen Wandels konfrontiert. Hier stellt sich die Frage: Wie können Unternehmen und Beschäftigte sowie Selbstständige dabei unterstützt werden, diese Wandlungsprozesse zu meistern? Genau an dieser Stelle kommen die "Zukunftszentren" ins Spiel.

Die "Zukunftszentren" verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz: sie richten sich sowohl an Unternehmen und ihre Beschäftigten als auch an Selbstständige, insbesondere Solo-Selbstständige. In jedem ostdeutschen Bundesland ist ein "Regionales Zukunftszentrum" (RZ) entstanden, um die unterschiedlichen Bedarfe der Regionen und Branchen differenziert in den Blick zu nehmen. Das übergeordnete "Zentrum digitale Arbeit", das federführend von Arbeit und Leben Sachsen e.V. betrieben wird, bündelt das Wissen und sorgt für einen bundesweiten Austausch.

Qualifizierung im Betrieb neu denken und erproben

Mit dem Programm "Zukunftszentren" unterstützt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die ostdeutschen Bundesländer gezielt dabei, die großen Veränderungsprozesse, die sich beispielsweise aus der Entwicklung Künstlicher Intelligenz ergeben, zu bewältigen und vor allem sozial zu gestalten. Qualifizierung im Betrieb soll neu gedacht und erprobt werden - immer mit dem Ziel, die Selbstlern- und Gestaltungskompetenz zu fördern. Mit innovativen Konzepten zur Weiterbildung im Betrieb sollen beispielsweise digitale Kompetenzen in Unternehmen gefördert werden. Denn Digitalisierung verändert die Tätigkeiten und Anforderungen in allen Berufen.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie hier.

f1 1 Im Vordergrund des Podcasts steht die Vermittlung von Wissen für Solo-Selbstständige, wie sie trotz aller Konkurrenz solidarisch arbeiten, sich gegenseitig stärken und gemeinsam Verbesserungen erreichen können. zurück

Auszug aus dem ESF-Newsletter