Mit Hilfe des ESF: Von der Flüchtlingsunterkunft hinter den Buslenker

Datum
05.03.2018

Die neuen Busfahrer in Mainz geben Gas: 20 Teilnehmende starteten im August 2016 im Modellprojekt der Mainzer Mobilität und der gemeinnützigen Gesellschaft ARBEIT & LEBEN. Sie hatten sich nach einem Aufruf in Flüchtlingsunterkünften beworben, um eine Qualifizierung für die Ausbildung zum Berufskraftfahrer zu beginnen. Diese Qualifizierung wird mit Unterstützung des ESF angeboten. Im Rahmen der Förderprogramme "Integration durch Qualifizierung (IQ)" und des ESF-BAMF-Programms werden die Teilnehmenden sprachlich und fachlich auf die Ausbildung zum Busfahrer vorbereitet. Das heißt: Fünf Tage die Woche lernen sie in einem berufsbezogenen Sprachkurs für angehende Busfahrer jeweils vier Stunden Deutsch für den Berufsalltag. Dabei werden gängige Kommunikationssituationen trainiert, die sich während der Fahrten ergeben können. Gleichzeitig wird aber auch Fachwissen vermittelt: Denn in der Ausbildung will auch die Führerscheinprüfung Klasse D mit vielen Fachbegriffen bestanden werden.

Menschen vor einem Bus
© Mainzer Stadtwerke AG

Bei vier der Teilnehmenden ging es ganz schnell - sie konnten aufgrund ihrer guten Deutschkenntnisse direkt ihre Ausbildung zum Berufskraftfahrer starten. Mit dem Qualifizierungskurs stiegen 16 weitere Geflüchtete in die Ausbildungsvorbereitung ein. Das Ziel des Projekts: Möglichst viele der Geflüchteten sollen später als Busfahrer bei der Mainzer Mobilität eingesetzt werden. Im Sommer 2019 werden die ersten Teilnehmenden ihre Ausbildung beenden und dann als Busfahrer übernommen. Von den 16 Geflüchteten, die mit dem Qualifizierungskurs gestartet sind, konnten inzwischen vier weitere ihre Ausbildung beginnen. Die übrigen Teilnehmenden lernen noch für den Erhalt des Führerscheins Klasse D und den Erwerb der IHK-Grundqualifikation. Ohne IHK-Grundqualifikation keine Ausbildung - gar nicht einfach, denn die Schulungen dafür finden auf Deutschem Muttersprachenniveau statt. Aber machbar!

Personalbetreuerin Sylvia Pyzik von der Mainzer Mobilität ist mit dem Verlauf des Projekts sehr zufrieden: "Wir sind gemeinsam schon einen weiten Weg gegangen und wir werden versuchen, es allen Teilnehmern möglich zu machen, alle nötigen Qualifikationen zu erreichen, damit sie als Busfahrer bei uns arbeiten können. Es ist toll zu sehen, wie die Teilnehmer letztendlich als vollwertige Mitarbeiter im Firmenalltag integriert sind." Im Mai letzten Jahres ist eine weitere Gruppe Geflüchteter in die Vorbereitung auf die Ausbildung zum Berufskraftfahrer gestartet. Sylvia Pyzik:
"Auch diese Gruppe entwickelt sich toll."

"Ich bin froh, dass wir in Kooperation mit der Mainzer Mobilität den Mut hatten, diesen Weg zu beschreiten", berichtet Gabriele Schneidewind, Geschäftsführerin von ARBEIT & LEBEN. Die gemeinnützige Gesellschaft ist im Projekt vor allem für das Sprachlernen zuständig. Aber auch in alltäglichen Angelegenheiten wie der Wohnungssuche unterstützt sie die Teilnehmenden. Das IQ Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz ist vom außergewöhnlichen Konzept des Projekts überzeugt: "Uns ist wichtig, die Menschen, die hierherkommen, darin zu unterstützen, qualifizierte Arbeit aufzunehmen. Wir sind sehr froh, dass wir mit passenden Qualifizierungen, wie dieser für Busfahrerinnen und Busfahrer, einen wichtigen Beitrag dazu leisten können. Davon profitieren alle. Auf der einen Seite die Unternehmen, die händeringend Fachkräfte suchen. Auf der anderen Seite die Menschen, die entsprechend ihrer Interessen und Kenntnisse arbeiten wollen", so Koordinatorin Ulrike Pingel. Der Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke Mainz, Daniel Gahr, sieht das Projekt als Vorbild für die Nahverkehrsbranche und andere kommunale Unternehmen und will auf jeden Fall weitermachen: "Die Mainzer Mobilität ist mit den bisherigen Erfahrungen des Projekts mehr als zufrieden, daher werden wir versuchen, weiterhin solche Programme anzubieten."