"Wir konnten jetzt noch einmal neue Wege beschreiten"
- Datum
- 16.12.2020
Trotz Kontakteinschränkungen und Abstandsregelungen hat die "Kontaktstelle BANG" des ESF-Bundesprogramms "Stark im Beruf" in Paderborn es geschafft, so viele Teilnehmerinnen wie in den vergangenen Jahren zu gewinnen.
Aktiv trotz Kontakteinschränkungen
Projektleiterin Sibylle Petry erinnert sich noch gut an die Schocksituation im Frühjahr: "Am 17. März kam die Ankündigung, kurz darauf die Ansage: Keine persönlichen Termine bis Anfang Mai. Für uns war das natürlich schlimm. Wir mussten uns erstmal neu sortieren." Für Petry war sofort klar: "Wir müssen mit den Frauen im Kontakt bleiben. Zuerst per Telefon, später sind wir dann auf virtuelle Meetings umgestiegen. Bei den Frauen gab es natürlich sehr viele Unsicherheiten und Belastungsfaktoren, weil die meisten von ihnen Kinder betreuen. Da haben wir auch versucht, telefonisch zu unterstützen." Auch in anderen Bereichen hat das Thema Digitalisierung an Bedeutung gewonnen: "Wir bieten für ein Jahr eine kostenlose Lizenz für eine Sprachplattform an. Das konnten wir in der Zeit natürlich gut für diejenigen nutzen, die ihr Deutsch verbessern wollten", erzählt Petry.

Ab Mai durften mit entsprechendem Hygienekonzept Präsenztermine wieder stattfinden, das Sprachcafé konnte nach den Sommerferien mit fünf statt zehn Frauen wieder öffnen. Sibylle Petry ist froh über die Entwicklung: "Die Termine wurden sehr gerne wahrgenommen, da die Zeit ohne Kontakte für die Frauen eine große Belastung war. Viele leben in engen Verhältnissen und durch die gesperrten Spielplätze hatten die Kinder kaum noch Möglichkeiten, sich auszutoben. Vor allen Dingen das gemeinsame Zusammensitzen im Sprachcafé hat den Frauen gefehlt."
In Kooperation mit der DLRG und dem Frauennetzwerk konnte sie auch wieder zwei Plätze in einem Schwimmkurs vermitteln. "Sie fragen sich sicherlich, was ein Schwimmkurs mit 'Stark im Beruf' zu tun hat", sagt Petry schmunzelnd. "Uns geht es darum, Frauen auf ihrem Weg zu bestärken. Schwimmen lernen stellt ein Empowerment dar, das auch auf die Bereiche Familie und Arbeit ausstrahlt".
Viel gelernt und gut vernetzt
Auch während der Corona-Pandemie hat die "Stark im Beruf"-Kontaktstelle "BANG" Erfolge vorzuweisen. Besonders mit dem Jobcenter gab es einen intensiven und fallbezogenen Austausch: Einige Teilnehmerinnen konnten eine Arbeit aufnehmen oder ins Praktikum starten. Bis Oktober konnte die Kontaktstelle 30 neue Teilnehmerinnen gewinnen, was fast der Anzahl vom Vorjahr entspricht. "Dieses Jahr waren wir natürlich besonders aktiv und haben Institutionen sowie Familienzentren direkt angesprochen. Aber auch unsere Frauen waren aktiv und haben im Freundes- und Bekanntenkreis nachgefragt. Außerdem ist ein Presseartikel veröffentlicht worden, wodurch auch noch Anfragen kamen."
Sibylle Petry hat vieles dazu gelernt seit Beginn der Pandemie und ist zufrieden mit der Arbeit des "BANG"-Projekts: "Wir sind sehr gut vernetzt im Ort und konnten jetzt durch die Corona-Zeit noch einmal neue Wege beschreiten. Auch in dieser Zeit ist es eine schöne Aufgabe, mit dieser Zielgruppe zu arbeiten. Der Bedarf ist da und wir dürfen die Frauen jetzt nicht allein lassen."
Als größte Herausforderung nennt Sybille Petry, den richtigen Beratungsansatz für die Lebenssituation der einzelnen Teilnehmerinnen zu finden. Diese sei jeweils sehr unterschiedlich hinsichtlich technischer Ausstattung, IT-Affinität und Terminflexibilität.
Weiterkommen durch Qualifizierung
Die im Kreis Paderborn ansässige "BANG-Kontaktstelle" des ESF-Bundesprogramms "Stark im Beruf", organisiert von der Gesellschaft für Projektierungs- und Dienstleistungsmanagement mbH, begleitet und coacht Frauen für zehn Monate mit dem Ziel, sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren. "Die Frauen erfahren in den ersten vier Monaten ein sehr intensives Coaching, bei dem sie normalerweise dreimal pro Woche in Einzel- und Gruppentreffen bei uns vor Ort sind", erzählt Petry über das Programm. "Im Sprachcafé haben sie außerdem die Möglichkeit, sich auszutauschen und gemeinsam zu lernen." Dabei hat die Kontaktstelle einen bestimmten Fokus: "Besonders die Themen 'Umschulung' und 'Qualifizierungsmaßnahmen' liegen uns am Herzen. Wir zielen immer darauf ab, dass die Frauen ein Stück weiterkommen", so Petry. Mit zum Programm gehören außerdem regelmäßige Besuche von Firmenvertretern sowie Unternehmensbesichtigungen.
Das Programm "Stark im Beruf - Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein"
Das Programm "Stark im Beruf - Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein", das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wird, zielt darauf ab, den Erwerbseinstieg für Mütter mit Migrationsgeschichte zu erleichtern und den Zugang zu vorhandenen Angeboten zur Arbeitsmarktintegration zu verbessern.
Die "Stark im Beruf" - Kontaktstellen sind feste Ansprechpartner für Unternehmen und bieten eine unbürokratische Vermittlung und Unterstützung von der Suche nach geeigneten Bewerberinnen bis hin zur Begleitung einer neuen Mitarbeiterin während der Probezeit.
Seit 2015 sind über 14.000 Mütter in den rund 90 Projekt-Kontaktstellen auf ihrem Weg in einen Job oder in eine Ausbildung begleitet worden. Nach ihrer Teilnahme am Programm "Stark im Beruf" haben 36 % der Mütter (davon 32 % mit Fluchthintergrund) eine sozialversicherungspflichte Beschäftigung oder Ausbildung aufgenommen oder sind in die Selbstständigkeit gewechselt. Das Programm "Stark im Beruf" läuft bis zum 30.06.2022
Weitere Informationen zu "Stark im Beruf" finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite.