Kurze Dienstwege - passgenaue Angebote
- Datum
- 19.10.2021
Intensive und individuelle Beratung zu ermöglichen - als Kontaktstelle im ESF-Bundesprogramm "Stark im Beruf" weiß das Jobcenter im Landkreis Mayen-Koblenz solche besonderen Rahmenbedingungen zu schätzen. Was diese bewirken und wo die Stärken liegen, schildert das Team im folgenden Beitrag.

Zurzeit beginnt nahezu jedes Gespräch erst einmal mit einem Blick auf die besonderen Herausforderungen, die die Pandemie für die Arbeit in den "Stark im Beruf"-Kontaktstellen bereithält. Auch die Kontaktstelle im Landkreis Mayen-Koblenz hat auf Online-Betrieb umgestellt: Zu diesem Zweck wurden im ersten Schritt allen 60 Teilnehmerinnen individuelle E-Mail-Adressen eingerichtet, damit sie an den regelmäßigen Coachings teilnehmen können. Mehrsprachige Anleitungen und die Hilfe der eigenen Kinder räumten und räumen manche Hürde aus dem Weg. Inzwischen finden die Workshops über Zoom statt, selbst eine Bastelaktion im Herbst konnte digital durchgeführt werden. Der Einsatz hat sich gelohnt! "Nichts und niemand blieb auf der Strecke", freut sich Sandra Reith, Sachgebietsleiterin im Jobcenter Landkreis Mayen-Koblenz.
Die Kontaktstelle im Landkreis Mayen-Koblenz unterscheidet sich in einem Punkt von anderen "Stark im Beruf"-Kontaktstellen: Während das örtliche Jobcenter für gewöhnlich überall ein wichtiger Kooperationspartner eines ESF-Projekts ist, spielt es in Mayen-Koblenz als Projektträger selbst die Hauptrolle. Was das für die praktische Arbeit bedeutet, erklärt Mitarbeiterin Kristin Reuter: "Im Unterschied zu den "normalen" Arbeitsvermittlerinnen und -vermittlern hier im Jobcenter haben wir deutlich mehr Kontakt zu unseren Kundinnen. Wir machen Hausbesuche, begleiten die Frauen bei Terminen in Behörden oder Schulen und können auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen." Manchmal würden die Mitarbeiterinnen ganze Familien beraten. Sandra Reith ergänzt: "Mütter mit Migrationshintergrund sind nicht die am einfachsten zu vermittelnde Gruppe - sie brauchen gezielte Unterstützung, um die täglichen Herausforderungen meistern zu können." Da hilft es sehr, dass durch die enge Verbindung im Jobcenter die Zusammenarbeit mit den Arbeitsvermittler*innen besonders gut klappt. "Durch die kurzen Dienstwege zu den Kolleginnen und Kollegen stehen wir im regelmäßigen Erfahrungsaustausch und können deshalb manches Problem direkt und pragmatisch lösen", bestätigt Mitarbeiterin Arzu Yılmaz aus der Kontaktstelle.
Und wie kam es nun zu diesem Entschluss, als Jobcenter nicht nur zu kooperieren, sondern sich selbst als Träger zu engagieren? Im Unterschied zu vielen anderen Jobcentern hat das Jobcenter Landkreis Mayen-Koblenz neben den Bereichen "Markt & Integration" sowie "Leistung" einen zusätzlichen Bereich "Projekte" und schafft damit die Möglichkeit, Projekte zu konzipieren und durchzuführen. "Ich investiere viel Arbeit in die Recherche - wo gibt es gute Ansätze und durchaus auch finanzielle Mittel, um Projektvorhaben zu unterstützen, zum Beispiel besonders benachteiligten Menschen zu mehr Teilhabe zu verhelfen", erläutert Sandra Reith. "Das ESF-Projekt "Stark im Beruf" nimmt zugewanderte Mütter mit minderjährigen Kindern in den Blick, auf die wir hier im Jobcenter besonders eingehen wollten. Mütter sind als Potenziale in der Arbeitswelt zu sehen und müssen teilweise erst lernen, sich selbst auch so wahrzunehmen." Die Arbeit in einem solchen Projekt bringt aber auch noch weitere Vorteile mit sich. Sandra Reith weist darauf hin, dass das Jobcenter Landkreis Mayen-Koblenz ISO-zertifiziert ist. Der Bereich "Projekte" ist zusätzlich nach der vom Bundesarbeitsministerium erlassenen Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV) zertifiziert. Dies ermöglicht es, als Projektträger Angebote zu entwickeln und selbst durchzuführen. "Man hat es selbst in der Hand", betont Sandra Reith.
Alle Mitarbeiterinnen der "Stark im Beruf"- Kontaktstelle im Jobcenter Landkreis Mayen-Koblenz wünschen sich, dass das Projekt vor Ort in ähnlicher Weise weitergeführt wird. Arzu Yılmaz bringt es auf den Punkt: "Das Thema hört ja nicht auf, und vor allem Alleinerziehende mit Migrationshintergrund brauchen individuelle Unterstützung."
Infos zum Projekt
Das Jobcenter Mayen-Koblenz bietet mit der Kontaktstelle "Stark im Beruf - Mütter mit Migrationshintergrund in Beschäftigung (MIB)" aufsuchende Beratung. Mit fünf Standorten im Landkreis ist es breit aufgestellt. Die Projektmitarbeiterinnen beraten die Teilnehmerinnen ganzheitlich und individuell und können so bedarfsorientierte Hilfepläne aufstellen. "Wir fördern die Integration in den Arbeitsmarkt und schauen dabei auch auf das familiäre Umfeld", erklärt Kristin Reuter. Um die Frauen bei Familienproblemen zu unterstützen, arbeitet das ESF-geförderte Projekt in einem breit aufgestellten Netzwerk. Neben den traditionellen Trägern der Wohlfahrtspflege und Familienbildung kooperiert das Projekt mit der hauseigenen IQ Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung, die ebenfalls im Rahmen des IQ Netzwerks durch den ESF gefördert wird, und den vor Ort ansässigen Sprachkursanbietern.
Das Programm "Stark im Beruf - Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein"
Das Programm "Stark im Beruf - Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein", das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird, zielt darauf ab, den Erwerbseinstieg für Mütter mit Migrationsgeschichte zu erleichtern und den Zugang zu vorhandenen Angeboten zur Arbeitsmarktintegration zu verbessern.
Die "Stark im Beruf"- Kontaktstellen sind feste Ansprechpartner für Unternehmen und bieten eine unbürokratische Vermittlung und Unterstützung von der Suche nach geeigneten Bewerberinnen bis hin zur Begleitung einer neuen Mitarbeiterin während der Probezeit.
Seit 2015 sind über 16.000 Mütter in den rund 85 Projekt-Kontaktstellen auf ihrem Weg in einen Job oder in eine Ausbildung begleitet worden. Nach ihrer Teilnahme am Programm "Stark im Beruf" haben 31 % der Mütter eine sozialversicherungspflichte Beschäftigung oder Ausbildung aufgenommen oder sind in die Selbstständigkeit gewechselt. Das Programm "Stark im Beruf" läuft bis zum 30.06.2022.
Weitere Informationen zu "Stark im Beruf" finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite.