Intensiver Austausch zum ESF-Programm unternehmensWert:Mensch beim virtuellen Netzwerktreffen
- Datum
- 11.02.2021
Am 12.11.2020 fand auf Initiative der drei sächsischen "uWM"-Erstberatungsstellen ein virtuelles Vernetzungstreffen für Unternehmen, Berater*innen und Akteure aus der Forschung statt. Drei Unternehmen mit Erfahrungen im Programmzweig "uWM plus" wurden zusammen mit ihren Prozessberater*innen eingeladen, Projektergebnisse und persönliche Erfahrungen vorzustellen. Diese Erkenntnisse wurden mithilfe einer Metaanalyse qualitativ und quantitativ angereichert.
Die drei Erstberatungsstellen ATB Arbeit, Technik und Bildung gGmbH, RKW Sachsen GmbH sowie Arbeit und Leben Sachsen e.V. organisierten mit Unterstützung des Zentrums digitale Arbeit den virtuellen Erfahrungsaustausch, um Ziele, thematische Schwerpunkte und Erfolgsfaktoren der betrieblichen "uWM plus"-Projekte sichtbar zu machen.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Metaanalyse
In die Metaanalyse wurden Erstberatungs- und Abschlussprotokolle von 71 betrieblichen "uWM plus"-Projekten aus den Jahren 2017 bis 2020 einbezogen. Etwa die Hälfte der Unternehmen mit durchschnittlich 30 Mitarbeitenden lassen sich der Dienstleistungsbranche bzw. dem Gesundheits- und Sozialwesen zuordnen. Die am stärksten nachgefragten Gestaltungsfelder liegen bei der Arbeitsorganisation und Personalpolitik in Verbindung mit der Digitalisierung der Arbeit.
Die Unternehmen errichten im "uWM plus"-Projekt einen sogenannten betrieblichen Lern- und Experimentierraum und erlernen das Anwenden agiler Methoden. Dabei durchlaufen sie innerhalb sechs Monaten eine einmonatige Initialphase, eine drei- bis viermonatige Innovationsphase sowie abschließend eine einmonatige Lernphase. In einem festgelegten Ablauf und mit klar zugewiesenen Rollen erarbeiten die Beschäftigten digitale Lösungen, die mit der Geschäftsführung abgestimmt werden.
Trotz erhöhten Stresspegels und erhöhten Arbeitsaufwands während dieser Arbeitsphasen überwiegen nach Einschätzung der beteiligten Unternehmen schlussendlich die positiven Lerneffekte. Methodisch wird zudem die Begleitung von Unternehmen durch erfahrene Prozessberater*innen als nachhaltig und effektiv bewertet.
Die beteiligten Betriebe hoben folgende positive Effekte aus der Teilnahme an "uWM plus" hervor:
- Verbesserung der internen und externen Kommunikation;
- Stärkere Akzeptanz von digitalen Werkzeugen;
- Erhöhung der Motivation/Beteiligung der Mitarbeitenden;
- Positive Effekte im Bereich Unternehmenskultur/Betriebsklima;
- Erkennbarer Mehrwert im Betrieblichen Gesundheitsmanagement;
- Verbesserte Effizienz in den Arbeitsabläufen.
Dieses positive Fazit bestätigen die beteiligten Unternehmen in anschaulichen Berichten zum Ablauf der Prozessberatung.
Praxisbeispiele aus beteiligten Unternehmen
Ein Pflegedienst, eine Steuerkanzlei sowie ein IT-Dienstleister im Bereich IT-Sicherheitslösungen berichteten von ihren Praxiserfahrungen im Rahmen des "unternehmensWert:Mensch plus"-Programms. Zu meisternde Herausforderungen bezogen sich auf die Digitalisierung der Prozesse mit Mandant*innen zur "papierlosenZusammenarbeit", die Einführung einer neuen cloudbasierten Softwarelösung sowie die Pflegedokumentation mit mobilen Endgeräten. Die drei Unternehmen befanden sich zum Zeitpunkt des virtuellen Austauschtreffens in unterschiedlichen Phasen ihrer Beratungsprozesse. In den einzelnen Arbeitsphasen wurden individuelle, zum Teil branchenspezifische Bedarfe sichtbar, die mit den Ergebnissen der Metaanalyse übereinstimmen. Die Vertreter*innen der drei Unternehmen diskutierten gemeinsam mit Beteiligten, Gästen und Prozessberater*innen angeregt über Herausforderungen im laufenden Prozess und den darauffolgenden positiven Output. Sie waren sich alle in der durchweg positiven Bewertung des Programmes sowie über den daraus entstandenen Mehrwert einig.
Aus der Diskussion ergaben sich folgende Erkenntnisse:
- Die Motivation der Beschäftigten bei der Mitwirkung im Experimentierraum ist entscheidend.
- Interdisziplinäre Teams mit möglichst unterschiedlich qualifizierten Mitarbeitenden fördern den Austausch und steigern die Akzeptanz und damit den nachhaltigen Erfolg von IT-gestützten Lösungen, die immer mit veränderten Prozessen und Abläufen einhergehen.
- Es ist wichtig für den Mehrwert, flexibel innerhalb der Arbeitsphasen zu agieren.
- Mitarbeitende haben sich durchweg positiv entwickelt und sind mit ihren Aufgaben gewachsen.
Fazit
Das ESF-Förderprogramm ermöglicht den Unternehmen im Rahmen des Programmzweiges "unternehmensWert:Mensch plus" Digitalisierungsprozesse unter Anwendung einer agilen Methode und Einbeziehung der Beschäftigten. Somit leistet das Programm einen wichtigen Beitrag für die Weiterentwicklung der Unternehmens- sowie der Arbeitskultur in den beteiligten Unternehmen. Dabei ist es erforderlich, dass ein gewisser Grad an Beteiligung der Beschäftigten bei der Gestaltung ihrer Arbeitsprozesse bereits zum festen Bestandteil der Unternehmenskultur gehört ebenso wie ein Mindestmaß an Digitalisierung. Nur bei Vorliegen dieser beiden Voraussetzungen lassen sich eben diese Bereiche auch im Rahmen der Prozessberatung weiterentwickeln bzw. festigen. Insofern bildet "uWM plus" eine ideale Ergänzung zum Programmzweig "uWM", der mit seinem Ansatz der Unterstützung der mitarbeiterorientierten Personalarbeit kleiner Unternehmen in ausgewählten Handlungsfeldern die Schaffung entsprechender Voraussetzungen fördert.
Das Programm "unternehmensWert:Mensch"
Das Programm "unternehmensWert:Mensch (uWM)" wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Es unterstützt Unternehmen niedrigschwellig und individuell bei der Gestaltung einer zukunftsgerechten Personalpolitik. Unter Beteiligung der Beschäftigten werden mit professioneller Prozessberatung nachhaltige Veränderungen angestoßen.
Die Ziele des geförderten Beratungsprogramms bestehen darin:
- kleine und mittlere Unternehmen für zukünftige Herausforderungen zu sensibilisieren,
- den Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung einer mitarbeiterorientierten Personalpolitik konkrete Unterstützung zu bieten,
- kleine und mittlere Unternehmen zu befähigen, auf die vielfältigen betrieblichen Herausforderungen, die die Veränderungen der Arbeits- und Produktionswelt sowie der demografische Wandel mit sich bringen, eigenständig angemessen zu reagieren,
- in den Unternehmen eine Unternehmenskultur zu etablieren, die zur motivations-, gesundheits- und innovationsförderlichen Gestaltung der Arbeits- und Produktionsbedingungen wie auch zur Fachkräftegewinnung und -bindung beiträgt sowie
- im Programmzweig "unternehmensWert:Mensch plus (uWM plus)" betriebliche Lern- und Experimentierräume zur Lösungsentwicklung für die digitale Transformation zu fördern.
Um diese Ziele zu erreichen, setzen "unternehmensWert:Mensch" und "unternehmensWert:Mensch plus" auf professionelle Prozessberatung unter Beteiligung der Beschäftigten.
Förderberechtigt sind Unternehmen, die folgende Kriterien erfüllen:
- Sitz und Arbeitsstätte liegen in Deutschland,
- der Jahresumsatz ist geringer als 50 Mio. EUR oder die Jahresbilanzsumme geringer als 43 Mio. EUR,
- das Unternehmen besteht seit mindestens zwei Jahren,
- das Unternehmen hat weniger als 250 Beschäftigte,
- das Unternehmen hat mindestens eine*n sozialversicherungspflichtige*n Beschäftigte*n in Vollzeit.
Die Beratungskosten können mit bis zu 80 Prozent bezuschusst werden.
Weitere Informationen zum Förderprogramm finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite.