Regionale Zukunftszentren unterstützen Unternehmen bei der Umsetzung von Lehr- und Lernkonzepten
- Datum
- 15.06.2021
Seit rund eineinhalb Jahren unterstützen im ESF-Programm "Zukunftszentren" die Regionalen Zukunftszentren in den fünf ostdeutschen Bundesländern kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei den Herausforderungen des digitalen Wandels. Dies geschieht neben prozessbegleitender Beratung durch Entwicklung und Erprobung innovativer Konzepte zur Weiterbildung, die auf die Stärkung digitaler Kompetenzen in Unternehmen und Belegschaft gerichtet sind. Wie KMU mit passgenauen Qualifizierungsangeboten unterstützt werden, zeigt ein Praxisbeispiel aus dem "ZeTT - Zentrum Digitale Transformation Thüringen".
Wie können Material- und Warenflüsse innerhalb eines Betriebsgeländes mit Daten angereichert werden? Welchen Stellenwert haben Daten in der Intralogistik? Und wie lassen sich Lernmodelle im praktischen Arbeitsalltag einer Fertigungslinie implementieren? Antworten auf diese und weitere Fragen zur Digitalisierung in der Intralogistik werden in der Zusammenarbeit zwischen der Schubert & Salzer Feinguß Lobenstein GmbH und dem "ZeTT - Zentrum Digitale Transformation Thüringen" gegeben. Das Unternehmen aus Bad Lobenstein mit etwa 220 Mitarbeiter*innen blickt auf über 50 Jahre Erfahrung im Feinguss zurück. Es fertigt Bauteile verschiedenster Größen von einem Gramm bis zu 60 Kilogramm, in unterschiedlichsten Konfigurationen und Stückzahlen.

Gemeinsam mit dem Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena entwickelt und erprobt das Unternehmen im "ZeTT"-Teilprojekt "Assistenzsysteme in der Intralogistik" digitale Szenarien zur Unterstützung und Gestaltung in der Intralogistik: Es werden passende Lehr- und Lernkonzepte für die Beschäftigten entwickelt, sodass der Transfer in den Arbeitsalltag gezielt erfolgen kann.
Dabei gilt es zunächst, die betriebsinternen Logistikprozesse genauer unter die Lupe zu nehmen. Die komplette Prozesskette wurde mit Hilfe der Fragestellungen "Wo werden welche Informationen benötigt?" und "Wie können diese erzeugt werden?" analysiert. Als Ergebnis wurden gemeinsam potenzielle Handlungsfelder für den Einsatz digitaler Assistenzsysteme identifiziert, die Ansatzpunkte für die Entwicklung von prototypischen Lösungen bieten. Die Echtzeit-Lokalisierung von Erzeugnissen und Ladungsträgern ist eine davon: Ziel ist es, die Transparenz im Produktionsprozess zu erhöhen. Dadurch wird es beispielsweise möglich, jederzeit den Status und Standort von Aufträgen in Echtzeit einzusehen.
Begleitet wird die Entwicklung von Prototypen und Anwendungsszenarien der Technologien durch die Initialisierung von Partizipationsprozessen. Dabei steht die Konzeption einer Lerninsel im Fokus - sie wird als Gestaltungsraum für die Beschäftigten verstanden. Derzeit werden Lernmodule erstellt und diese dann zunächst mit einer Pilotgruppe von Beschäftigten erprobt, bevor die Integration der Lerninsel an der Fertigungslinie erfolgt.
Ein wesentlicher Aspekt hierbei ist die Beteiligung der Beschäftigten bei Grundsatzfragen: Wann soll gelernt werden? Welche Freiräume sind erforderlich? Ziel ist die schrittweise Gestaltung von Anwendungsmöglichkeiten gemeinsam mit den Beschäftigten. Durch diesen partizipativen Gestaltungsansatz werden digitale Neuerungen wie die erwähnten Assistenzsysteme zu einer nicht bloß technologischen Bereicherung, sondern fördern auch die Zukunft von Arbeit als "Gute Arbeit" im einzelnen Unternehmen. Dies entspricht einem zentralen Anliegen der Zukunftszentren, die Selbstlern- und Gestaltungskompetenz in KMU zu unterstützen.
Das ESF-Programm "Zukunftszentren"
Das Projekt " ZeTT - Zentrum Digitale Transformation Thüringen " wird im Rahmen des Programms "Zukunftszentren" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Die rapide voranschreitende Digitalisierung und der zunehmend spürbare demografische Wandel verändern unsere Arbeitswelt gravierend. Dies bietet gerade für kleine und mittlere Unternehmen neue Chancen und Wachstumsaussichten. Gleichzeitig besteht ein enormer Anpassungsdruck. In besonderem Maße und schon deutlich früher sind die ostdeutschen Bundesländer mit den Herausforderungen des demografischen und digitalen Wandels konfrontiert. Hier stellt sich die Frage: Wie können Unternehmen und Beschäftigte sowie Selbstständige dabei unterstützt werden, diese Wandlungsprozesse zu meistern? Genau an dieser Stelle kommen die Zukunftszentren ins Spiel.
Qualifizierung im Betrieb neu denken und erproben
Mit dem Programm "Zukunftszentren" unterstützt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die ostdeutschen Bundesländer gezielt dabei, die großen Veränderungsprozesse, die sich beispielsweise aus der Entwicklung Künstlicher Intelligenz ergeben, zu bewältigen und vor allem sozial zu gestalten. Qualifizierung im Betrieb soll neu gedacht und erprobt werden - immer mit dem Ziel, die Selbstlern- und Gestaltungskompetenz zu fördern. Mit innovativen Konzepten zur Weiterbildung im Betrieb sollen beispielsweise digitale Kompetenzen in Unternehmen gefördert werden. Denn Digitalisierung verändert die Tätigkeiten und Anforderungen in allen Berufen.
Bis 2020 konnten über 27.000 Personen und 1.559 KMU unterstützt werden.
Weitere Informationen zum Programm finden Sie hier.