Digitale Transformationsprozesse praxisnah diskutieren: Schlaglichter aus dem Vernetzungstreffen der Regionalen Zukunftszentren

Datum
22.06.2022

Am 17. März 2022 trafen sich die ostdeutschen "Regionalen Zukunftszentren" bereits zum vierten Mal, um mit Vertreter*innen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) sowie der Programmsteuerungsgruppe der Landesarbeitsministerien in einen Wissens- und Erfahrungsaustausch über die Projektumsetzungen zu kommen. In der vom "Zentrum digitale Arbeit" organisierten virtuellen Veranstaltung nutzten mehr als hundert Teilnehmende die Gelegenheit, sich themenspezifisch und projektübergreifend zu vernetzen.

Auf dem "Markt der Möglichkeiten" präsentierten die "Zukunftszentren" ihre Tätigkeitsschwerpunkte und die von ihnen entwickelten Angebote, um mit den anderen Akteuren ins Gespräch zu kommen, Fragen zu beantworten und Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten. Nach zwei einführenden Impulsvorträgen wurden in kleinen Diskussionsrunden Aspekte der digitalen Transformation praxisnah diskutiert. Dr. Philip Wotschack vom Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin (WZB) thematisierte das Lernen mit Assistenzsystemen und den damit verbundenen Stellenwert von Wissen über den betrieblichen Gesamtprozess. Die vorgestellten Studienergebnisse boten zahlreiche Anknüpfungspunkte in den Diskussionsrunden zur Reflektion der Unterstützungspraxis in kleinen und mittleren Unternehmen. Beispielsweise wurde deutlich, dass digitale Assistenzsysteme Chancen insbesondere für Beschäftigte, die theoretischen Lernformaten kritisch gegenüberstehen, bieten. Auch zeigte sich, dass die Kombination von theoretischem und praxisnahem Lernen mit Assistenzsystemen vielversprechend erscheint.

Beate Hunold, Leiterin des kürzlich abgeschlossenen BMAS-geförderten INQA-Projekts MADAM bei den Leipziger Verkehrsbetrieben, stellte Lessons Learned in Bezug auf Teamarbeit im digitalen Zeitalter vor. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse sorgten für rege Diskussionen über Erfahrungen in der eigenen Projektarbeit in häufig räumlich verteilten Teams und unter Corona-Bedingungen, aber auch hinsichtlich der Praxis in KMU. Im Wesentlichen wurde deutlich, dass es bei einer virtuellen Zusammenarbeit sehr wichtig ist, sich häufig und kurz abzustimmen sowie einen wertschätzenden Umgang zu pflegen. Diese beiden Punkte kristallisierten sich als sehr relevant für den Arbeitserfolg von Teams heraus.

Die Diskussionen wurden von einem Illustrator begleitend festgehalten und zeigten eindrücklich die vielen Facetten und Aspekte, die in digitalen Transformationsprozessen bedacht werden müssen.

Illustration Plakat
Das Graphic Recording von Piotr Paluchowski dokumentiert die diskutierten thematischen Aspekte des vierten Vernetzungstreffens der ostdeutschen "Regionalen Zukunftszentren" © Piotr Paluchowski

Einen ausführlichen Einblick in die Beratungs- und Qualifizierungsarbeit für KMU und ihre Beschäftigten zu Fragen der Digitalisierung gab das Zukunftszentrum Mecklenburg-Vorpommern. Das Projekt verbindet klassische Elemente des Projektmanagements mit agilen Elementen. Konkret erfolgt beispielsweise das Controlling in Verbindung mit Retrospektiven (rückblickende Analysen, was im Prozess gut oder schlecht gelaufen ist) sowie iterativen (d.h. schrittweise aufeinander folgenden) Beratungs-Sprints. Unter einem Sprint versteht man in diesem Zusammenhang eine kurze Zeiteinheit, innerhalb derer die Beratung durchgeführt wird; im Anschluss wird das Verfahren kritisch durchleuchtet und ggf. verbessert für den nächsten Sprint. Auf diese Weise richtet das Projekt seine Ergebnisse bestmöglich an den Bedarfen der Nutzer*innen, d.h. der Beschäftigten in KMU, aus.

Für eine programmübergreifende Vernetzung und Identifizierung von Transferperspektiven wurden außerdem die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenzzentren der Arbeitsforschung vorgestellt. Das BMBF verfolgt mit diesem Programm das Ziel, die Potenziale neuer Technologien auf die Arbeitswelt zu untersuchen, den Wandel zu begleiten und den Transfer der Forschungsergebnisse in die betriebliche Praxis zu fördern. Beispielsweise geht es um die Gestaltung neuer Arbeitsformen, die sich durch die Unterstützung von Methoden und Werkzeugen der Künstlichen Intelligenz (KI) eröffnen. Die Präsentation bot interessante Anknüpfungspunkte und mündete in einen regen Austausch.

Das ESF-Programm "Zukunftszentren - Unterstützung von KMU, Beschäftigten und Selbständigen bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Gestaltungsansätze zur Bewältigung der digitalen Transformation" (kurz: "Zukunftszentren")

Das Projekt "Zentrum digitale Arbeit" wird im Rahmen des Programms "Zukunftszentren" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert sowie ergänzend durch den Freistaat Sachsen, vertreten durch das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, kofinanziert. Es fungiert im Rahmen der Projektförderung als ostdeutscher Kompetenzträger im Zukunftsfeld Digitalisierung der Arbeitswelt.

Die rapide voranschreitende Digitalisierung und der zunehmend spürbare demografische Wandel verändern unsere Arbeitswelt gravierend. Dies bietet gerade für kleine und mittlere Unternehmen neue Chancen und Wachstumsaussichten. Gleichzeitig besteht ein enormer Anpassungsdruck. In besonderem Maße und schon deutlich früher sind die ostdeutschen Bundesländer mit den Herausforderungen des demografischen und digitalen Wandels konfrontiert. Hier stellt sich die Frage: Wie können Unternehmen und Beschäftigte sowie Selbstständige dabei unterstützt werden, diese Wandlungsprozesse zu meistern? Genau an dieser Stelle kommen die "Zukunftszentren" ins Spiel.

Die "Zukunftszentren" verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz: sie richten sich sowohl an Unternehmen und ihre Beschäftigten als auch an Selbstständige, insbesondere Solo-Selbstständige. In jedem ostdeutschen Bundesland ist ein "Regionales Zukunftszentrum" (RZ) entstanden, um die unterschiedlichen Bedarfe der Regionen und Branchen differenziert in den Blick zu nehmen. Das übergeordnete "Zentrum digitale Arbeit", das federführend von Arbeit und Leben Sachsen e.V. betrieben wird, bündelt das Wissen und sorgt für einen bundesweiten Austausch.

Qualifizierung im Betrieb neu denken und erproben
Mit dem Programm "Zukunftszentren" unterstützt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die ostdeutschen Bundesländer gezielt dabei, die großen Veränderungsprozesse, die sich beispielsweise aus der Entwicklung Künstlicher Intelligenz ergeben, zu bewältigen und vor allem sozial zu gestalten. Qualifizierung im Betrieb soll neu gedacht und erprobt werden - immer mit dem Ziel, die Selbstlern- und Gestaltungskompetenz zu fördern. Mit innovativen Konzepten zur Weiterbildung im Betrieb sollen beispielsweise digitale Kompetenzen in Unternehmen gefördert werden. Denn Digitalisierung verändert die Tätigkeiten und Anforderungen in allen Berufen.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf der Website des BMAS sowie auf der Website des "Zentrums für digitale Arbeit".
Kontakt: zentrum-digitale-arbeit@arbeitundleben.eu

Auszug aus dem ESF-Newsletter