Jahrestagung 2022 der Zukunftszentren: Innovative Kompetenzentwicklung entscheidend für erfolgreiche Zukunftsgestaltung

Datum
07.02.2023

Die "Regionalen Zukunftszentren" begleiten Unternehmen und ihre Beschäftigten seit 2019 mit passgenauen Beratungs- und Qualifizierungsangeboten bei der digitalen Transformation, gefördert aus dem ESF-Programm "Zukunftszentren" und dem Bundesprogramm "Zukunftszentren KI". Auf der gemeinsamen Jahrestagung der beiden Programme am 15. November 2022 blickten rund 420 Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet vor Ort in Berlin und online auf die bisherige Arbeit in den "Regionalen Zukunftszentren" zurück. Im Zentrum der Veranstaltung stand dabei das Thema "Innovative Kompetenzentwicklung im Betrieb".

Ausgerichtet wurde die Veranstaltung in enger Kooperation mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) durch das "Zentrum digitale Arbeit" und das "KI-Wissens- und Weiterbildungszentrum", die jeweils als übergeordnete Plattform und Transferkanal in den beiden Programmen "Zukunftszentren" und "Zukunftszentren (KI)" fungieren.

Podiumsdiskussion
Gesprächsrunde: Dr. Viola Hellge, Frank Benner, Prof. Dr. Christian Erfurth, Christian Teichmann, Michael Steffen, Sandra Hoeck, Dr. Bernadette Tillmanns-Estorf (v.l.n.r.) © ZdA/Florian Manhardt

Wie unterstützen "Zukunftszentren" kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei, Digitalisierungsmaßnahmen in ihrem Betrieb umzusetzen? In welchen Bereichen kann Künstliche Intelligenz (KI) niedrigschwellig die Arbeit von KMU erleichtern und innovativ voranbringen? Mittels praktischer Beispiele wurden diese und weitere Fragen in Vorträgen und Gesprächsrunden sowie an Messeständen beantwortet und die Digitalisierung im Arbeitsalltag damit greifbar und anschaulich gemacht. Die Bandbreite der vorgestellten Beispiele reichte von der unkomplizierten Vereinbarung von Friseurterminen mit zwei Klicks auf einer Homepage über die Gewinnung von Pflegedienstpersonal über Social Media bis hin zur Verbesserung der Kommunikation mithilfe digitaler Tools in einem Maschinenbau-Unternehmen. An den Messeständen gaben die "Regionalen Zukunftszentren" mithilfe verschiedener Medien und Demonstratoren Einblick in ihre Arbeit. So konnten sich die Gäste daran ausprobieren, eigenständig Social-Media-Snippets und Lernvideos zu erstellen oder mithilfe verschiedener Demonstratoren in unterschiedliche Anwendungen digitaler, KI-gestützter Assistenzsysteme für die Produktion und Fertigung einzutauchen.

Auf der Agenda der Veranstaltung stand u.a. ein praxisnahes Gespräch mit Lilian Tschan, Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Eines von insgesamt drei praktischen Beispielen wurde vom "Zukunftszentrum Brandenburg" vorgeführt und von Lilian Tschan getestet. Das Projekt hat es sich u.a. zur Aufgabe gemacht, die Branchen des Handwerks und der Pflege zusammenzubringen, um altersgerechtes Wohnen zu ermöglichen und es damit Menschen zu ermöglichen, länger in ihrer häuslichen Umgebung wohnen zu können. Auf der Bühne wurde ein intelligentes Assistenzsystem mit Boden‐ und Raumsensorik erlebbar gemacht. Durch mobile Systeme zur Sturzprävention können Unfälle im Alter vermieden werden. Bewegungsdaten können analysiert werden und bei der Auswertung des Gesundheitszustandes des Patienten helfen sowie Arbeitsabläufe von Pflegepersonal optimieren. Darüber hinaus wurde vom "Zukunftszentrum Sachsen" demonstriert, wie mit der Methode LEGO Serious Play gewohnte Denkwege verlassen und neue Vorgehensweisen entwickelt werden können. Tina Hascher von den Diamant Fahrradwerken Sachsen erklärte, wie die Beschäftigten des Unternehmens damit eine neue Lagerstruktur und Transportlogistik auf zukunftssichere Beine stellen konnten. Im Planspiel "KI erlebbar machen" des "Zukunftszentrums Süd" wurde gezeigt, wie anhand eines zweitägigen Teamspiels Lernen an einem fiktiven Beispiel stattfinden kann. Dabei werden mehrere KI-Anwendungen praktisch erprobt, wie beispielsweise die automatische Erkennung, ob Personen einen Schutzhelm tragen.

Begleitet und in größere Zusammenhänge eingeordnet wurden die Praxisbeispiele der "Zukunftszentren" durch Keynotes von Prof. Dr. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, und Prof. Dr. Niels Pinkwart, Leiter der DFKI-Forschungsgruppe Educational Technology Lab. Prof. Dr. Allmendinger stellte in ihrer Keynote die vier grundlegenden Prozesse, die für sie Digitalisierung ausmachen, heraus: Erstens die Cloud-Infrastruktur, die den Transport riesiger Datenmengen erlaubt und Vernetzung ermöglicht; zweitens die Entwicklung einer Plattformökonomie; drittens ein Schub der Automatisierung, der zum Treiber der Dekarbonisierung wird und viertens die Veränderung im Bereich der Interessenvertretung der Beschäftigung. Allmendinger betonte, dass um Digitalisierung in Deutschland immer noch geworben werden müsse und Bildung dabei ein wichtiger Faktor sei. Prof. Dr. Pinkwart betonte, dass sich bei Künstlicher Intelligenz zu häufig auf die Daten fokussiert wird, der Faktor Mensch jedoch nicht in gleicher Weise bzw. nur implizit behandelt werde. Problematisch sei dabei nicht nur die ethische Komponente, sondern das fehlende Bewusstsein, dass KI als Werkzeug ohne den Menschen schlichtweg wertlos sei.

Präsentation
Präsentation innovativer Qualifizierungsprojekte mit Claudia Gränitz-Kleiber (Projektmitarbeiterin Regionales Zukunftszentrum Sachsen), Lilian Tschan (Staatssekretärin im BMAS), Alissa Stein (Moderatorin) (v.l.n.r.) © ZdA/Florian Manhardt

Lilian Tschan sagte rückblickend: "Mit mehr als zwei Drittel der Beschäftigten bilden mittelständische Unternehmen das Rückgrat unserer Wirtschaft. Diese Unternehmen haben in der Regel keine großen Personal- und Strategieabteilungen, deshalb werden sie von "Zukunftszentren" im digitalen Wandel unterstützt. Die "Zukunftszentren" haben bereits über 14.000 Unternehmen erreicht und rund 100 innovative Lernangebote entwickelt. Ich habe heute drei dieser Lernangebote ausprobiert. Ich weiß: Innovative Kompetenzentwicklung ist entscheidend für eine erfolgreiche Zukunftsgestaltung. Wir werden die "Zukunftszentren" längerfristig etablieren, um Unternehmen und Beschäftigte nachhaltig zu unterstützen."

Die Veranstaltung zeigte, dass die "Regionalen Zukunftszentren" in den vergangenen Jahren gute Ergebnisse trotz widriger Umstände erzielt haben, denn auch sie hatten mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. In dieser Zeit entstanden viele wertvolle sozialpartnerschaftliche Ansätze, die die Digitalisierung insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen voranbringen. Ein großer Vorteil der Zukunftszentren ist dabei, dass sie nah an den Bedarfen der KMU sind und passgerechte Angebote unterbreiten können. Einige dieser Lösungsansätze wurden auf der Tagung präsentiert und somit für interessierte Dritte greifbar gemacht. Die Digitalisierung bleibt auch im neuen ESF Plus-Förderprogramm ab 2023 zentrales Thema, die ökologische Transformation kommt jedoch als wichtiger Treiber hinzu. Außerdem sollen sich bereits bestehende Netzwerke und Projektverbünde noch enger verzahnen und weiter ausgebaut werden.

Einen ausführlichen Rückblick sowie Bilder der Veranstaltung gibt es auf der Website des "Zentrums digitale Arbeit".

Menschengruppe im Saal
Messestände auf dem Markt der Möglichkeiten © ZdA/Florian Manhardt

Das ESF-Programm "Zukunftszentren - Unterstützung von KMU, Beschäftigten und Selbständigen bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Gestaltungsansätze zur Bewältigung der digitalen Transformation" und das Bundesprogramm "Zukunftszentren (KI)" (kurz: "Zukunftszentren")

Die rapide voranschreitende Digitalisierung und der zunehmend spürbare demografische Wandel verändern unsere Arbeitswelt gravierend. Dies bietet gerade für kleine und mittlere Unternehmen neue Chancen und Wachstumsaussichten. Gleichzeitig besteht ein enormer Anpassungsdruck. In besonderem Maße und schon deutlich früher sind die ostdeutschen Bundesländer mit den Herausforderungen des demografischen und digitalen Wandels konfrontiert gewesen. Hier stellt sich die Frage: Wie können Unternehmen und Beschäftigte sowie Selbstständige dabei unterstützt werden, diese Wandlungsprozesse zu meistern? Genau an dieser Stelle kommen die "Zukunftszentren" ins Spiel.

Die "Zukunftszentren" verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz: sie richten sich sowohl an Unternehmen und ihre Beschäftigten als auch an Selbstständige, insbesondere Solo-Selbstständige. In jedem ostdeutschen Bundesland ist Ende 2019 ein "Regionales Zukunftszentrum" (RZ) entstanden, um die unterschiedlichen Bedarfe der Regionen und Branchen differenziert in den Blick zu nehmen. Unter der Federführung von Arbeit und Leben Sachsen e.V. bündelt das übergeordnete "Zentrum digitale Arbeit" das Wissen und sorgt für einen bundesweiten Austausch. Im Rahmen des Bundesprogramms "Zukunftszentren (KI)" werden seit 2021 sieben weitere, zum Teil länderübergreifend aufgestellte, "Regionale Zukunftszentren" gefördert. Das übergeordnete "KI-Wissens- und Weiterbildungszentrum" wird federführend vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz umgesetzt.

Qualifizierung im Betrieb neu denken und erproben

Mit den beiden Programmen "Zukunftszentren" unterstützt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales Unternehmen, insbesondere KMU, und Beschäftigte gezielt dabei, die großen Veränderungsprozesse, die sich beispielsweise aus der Entwicklung Künstlicher Intelligenz ergeben, zu bewältigen und vor allem sozial zu gestalten. Qualifizierung im Betrieb soll neu gedacht und erprobt werden - immer mit dem Ziel, die Selbstlern- und Gestaltungskompetenz zu fördern. Mit innovativen Konzepten zur Weiterbildung im Betrieb sollen beispielsweise digitale Kompetenzen in Unternehmen gefördert werden. Denn Digitalisierung verändert die Tätigkeiten und Anforderungen in allen Berufen.

Weitere Informationen zu den Programmen finden Sie auf der Website des BMAS sowie auf der Website des "Zentrums für digitale Arbeit".
Kontakt: zentrum-digitale-arbeit@arbeitundleben.eu

Auszug aus dem ESF-Newsletter