Bundesweite branchenübergreifende Honorarumfrage des HDS gibt Einblick in die Situation von Solo-Selbstständigen

Datum
07.02.2023

In Rahmen der ESF-geförderten "Zukunftszentren" initiierte das "Haus der Selbstständigen" ("HDS") eine bundesweite branchenübergreifende Honorarumfrage, der sich 54 Berufsverbände, Interessenvertretungen und Zusammenschlüsse von Solo-Selbstständigen anschlossen. Erste Ergebnisse liegen jetzt vor. Sie zeigen unter anderem eine extreme Spreizung der Stundenhonorare in den verschiedenen Branchen von knapp 5,30 bis rund 360 Euro. Alarmierend: Fast ein Drittel der Befragten haben keine Altersvorsorge im weitesten Sinn.

Im Zeitraum vom 13. Juli bis 13. Oktober 2022 waren bei der Umfrage Honorare und Sozialdaten erhoben worden. Dabei konnten über 7.000 Honorardatensätze gewonnen werden, darunter die meisten aus den Bereichen Journalismus und Fotografie (426), Restaurierung (381) sowie Bildung (ohne Musik, 364) und Musik (360). Von den Befragten sind 85 Prozent solo-selbstständig im Haupterwerb tätig, knapp 80 Prozent arbeiten in der Regel mehr als 20 Wochenstunden. Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer*innen arbeiten seit mehr als 15 Jahren solo-selbstständig. Die Aufträge kommen zu 45 Prozent aus der Privatwirtschaft, ein Viertel von öffentlichen Auftraggebern und weitere 15 Prozent von Verbänden, Vereinen oder NGOs. Meist arbeiten Solo-Selbstständige auf der Grundlage von Werk- oder Dienstverträgen.

Bei 43 Prozent der Aufträge konnten sich die Selbstständigen an Honorarempfehlungen, Vergütungsregeln, Tarifvereinbarungen, Gebührenordnungen oder anderen Regelungen orientieren. Vergütet wurde bei 56 Prozent der Aufträge auf der Höhe solcher Empfehlungen oder Vereinbarungen, bei über einem Drittel lag das Honorar darunter und nur bei 7 Prozent über den Empfehlungen, die ja oft nur eine Mindestvergütung regeln oder vorschlagen. Bei der konkreten Honorarhöhe pro Stunde ist die Spreizung extrem: Sie liegt zwischen 5,28 und 360 Euro. Sinnvolle Aussagen zu einer durchschnittlichen Honorarhöhe sind deshalb nur für einzelne Berufe oder Berufe-Cluster sinnvoll. Ein Drittel der Befragten engagiert sich in einer Interessenvertretung, vor allem in Berufsverbänden und Gewerkschaften. Ihre Hauptmotivation ist die Verbesserung der Honorare und Arbeitsbedingungen.

Die in der Umfrage gewonnenen Daten sollen die Grundlage für konkrete Mitgliederinformationen der beteiligten Verbände und Vertretungen schaffen, aber auch klären, ob und wie dauerhaft Honorare erfragt und veröffentlicht werden sollten. Die vorliegenden Ergebnisse sind zudem eine gute Grundlage für weitere Analysen und Feinauswertungen sowie das Design einer abgespeckten, angepassten Dauerumfrage. Denn gegen Honorardumping hilft nur Markttransparenz.

Ab Januar 2023 wird das "HDS" im Rahmen des ESF Plus-Folgeprogramms in erweiterter Form in eine neue, nunmehr vierjährige Laufzeit starten. Neben dem Stammsitz in Leipzig werden weitere Standorte in Berlin, Hamburg und NRW als Anlaufstellen für Solo-Selbstständige und ihre Interessenvertretungen aufgebaut.

Das ESF-Programm "Zukunftszentren - Unterstützung von KMU, Beschäftigten und Selbständigen bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Gestaltungsansätze zur Bewältigung der digitalen Transformation" (kurz: "Zukunftszentren")

Das "Haus der Selbständigen" ("HDS") wird im Rahmen des Programms "Zukunftszentren" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Die rapide voranschreitende Digitalisierung und der zunehmend spürbare demografische Wandel verändern unsere Arbeitswelt gravierend. Dies bietet gerade für kleine und mittlere Unternehmen neue Chancen und Wachstumsaussichten. Gleichzeitig besteht ein enormer Anpassungsdruck. In besonderem Maße und schon deutlich früher sind die ostdeutschen Bundesländer mit den Herausforderungen des demografischen und digitalen Wandels konfrontiert. Hier stellt sich die Frage: Wie können Unternehmen und Beschäftigte sowie Selbstständige dabei unterstützt werden, diese Wandlungsprozesse zu meistern? Genau an dieser Stelle kommen die "Zukunftszentren" ins Spiel.

Die "Zukunftszentren" verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz: sie richten sich sowohl an Unternehmen und ihre Beschäftigten als auch an Selbstständige, insbesondere Solo-Selbstständige. In jedem ostdeutschen Bundesland ist ein "Regionales Zukunftszentrum"(RZ) entstanden, um die unterschiedlichen Bedarfe der Regionen und Branchen differenziert in den Blick zu nehmen. Das übergeordnete "Zentrum digitale Arbeit", das federführend von Arbeit und Leben Sachsen e.V. betrieben wird, bündelt das Wissen und sorgt für einen bundesweiten Austausch.

Qualifizierung im Betrieb neu denken und erproben

Mit dem Programm "Zukunftszentren" unterstützt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die ostdeutschen Bundesländer gezielt dabei, die großen Veränderungsprozesse, die sich beispielsweise aus der Entwicklung Künstlicher Intelligenz ergeben, zu bewältigen und vor allem sozial zu gestalten. Qualifizierung im Betrieb soll neu gedacht und erprobt werden - immer mit dem Ziel, die Selbstlern- und Gestaltungskompetenz zu fördern. Mit innovativen Konzepten zur Weiterbildung im Betrieb sollen beispielsweise digitale Kompetenzen in Unternehmen gefördert werden. Denn Digitalisierung verändert die Tätigkeiten und Anforderungen in allen Berufen.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie hier.

Auszug aus dem ESF-Newsletter