Erster Stopp der ESF-Tour in Andernach

Datum
25.07.2016

Am 3. Juli 2016 war der Europäische Sozialfonds (ESF) mit Frau Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles, auf Tour in Andernach, nachdem sie am 15. Juni die ESF-Tour in Berlin eröffnet hatte. Im Rahmen des Stadtfestes "Andernach schmeckt" konnten sich interessierte Bürgerinnen und Bürger ein anschauliches Bild von der Vielfalt der Unterstützungsmöglichkeiten des ESF und seiner Wirkung vor Ort machen.

Der aus drei Bühnen bestehende ESF-Stand präsentierte die Botschaften des ESF und die Wirkungsweise der ESF-Projekte vor Ort. Highlight der ESF-Hauptbühne war das überdimensionale Pop-up-Buch, das die drei Themenschwerpunkte der aktuellen ESF-Förderperiode Menschen in Arbeit bringen, Soziale Eingliederung und Bessere Bildung veranschaulicht.

An der rechten ESF-Seitenbühne standen Mitarbeiterinnen des BMAS-Bürgertelefons für Fragen rund um den ESF in Deutschland zur Verfügung und wiesen die Besucherinnen und Besucher auch in die Benutzung der ESF-Website sein. Zusätzlich gab es die Möglichkeit, sich über den ESF-Trailer ein lebendiges Bild von der Wirkungsweise und den Erfolgsgeschichten des ESF in Deutschland zu machen. Die Mitarbeiterinnen des Bürgertelefons begleiten alle Stationen der ESF-Tour.

An der anderen Seitenbühne waren ein Schnellzeichner und ein Graphic Recorder "das Highlight". Die karikaturistischen Portraits des Schnellzeichners waren bei den Standbesuchern sehr gefragt. Ebenso wurden viele Besucherinnen und Besucher von den Zeichnungen des Graphic Recorders, der die Präsentationen der Projekte mit simultan gezeichneten Bildern auf den Punkt brachte und so visuell dokumentierte, angezogen.

Sowohl Schnellzeichner als auch Graphic Recorder sind ebenfalls bei allen Stationen der ESF-Tour dabei.

Großer Beliebtheit erfreute sich auch das Pop-up-Buch, das zusätzlich Erklärungen in Leichter Sprache bietet. Aber auch am ESF-Stand selbst gab es Informationen zum ESF sowohl in Leichter Sprache als auch in Brailleschrift. Diese sind integraler Bestandteil des Standes und erhöhen so die Barrierefreiheit.

Auf der Hauptbühne des ESF-Standes wurde angeregt zu verschiedenen Arbeitsmarktthemen und Erfolgsgeschichten des ESF diskutiert. Unter anderem sprach Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles, mit Oberbürgermeister Achim Hütten, den Arbeitgebervertreterinnen Frau Müller (DHL Freight) und Frau Völler (REWE Group) und zwei Teilnehmenden von ESF-Projekten über ihre Erfolgsgeschichten und den Nutzen des ESF für die Region:

Mit Hilfe des im Rahmen der ESF-Integrationsrichtlinie Bund, Handlungsschwerpunkt Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen (IvAF) geförderten Projekts FAiR (Flüchtlinge und Asylsuchende integriert in die Region) konnte ein Flüchtling erfolgreich in ein Praktikum bei DHL Freight vermittelt werden. Über das ebenfalls durch den ESF geförderte Programm zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit gelang einer langzeitarbeitslosen Teilnehmerin die Festanstellung bei REWE.

Zahlreiche ESF-Projekte aus der Region Andernach stellten den Besucherinnen und Besuchern erfolgreiche Beispiele ihrer Arbeit zunächst im Rahmen von Talkrunden auf der ESF-Bühne vor und luden anschließend zu Mitmach-Aktionen an ihren Projekt-Ständen ein.

Spielerisch konnten die Besucherinnen und Besucher am Stand des Projekts P.I.C.K. - Gemeinsam zum Ziel ihre verborgenen Talente erforschen, die ihnen auch im Arbeitsleben nützlich sein können. Um diese zu entdecken, konnten sie Kompetenzerfassungsbögen ausfüllen und direkt auswerten lassen. Die Auswertung förderte so manche Überraschung bei dem einen oder anderen Besucher zutage.

Das Projekt P.I.C.K. richtet sich an junge Erwachsene im Alter von 18 bis 35 Jahren, die Leistungen aus dem SGB II empfangen (Langzeitarbeitslose), Menschen mit Migrationshintergrund und sonstige Benachteiligte wie Haftentlassene, Suchtmittelabhängige und psychisch auffällige junge Erwachsene.

Kernziel des Projekts ist die stufenweise und nachhaltige Integration der Teilnehmenden in den Arbeits- und / oder Ausbildungsmarkt sowie die (Wieder-) Aufnahme einer Schulausbildung mit dem Ziel des Abschlusses. Die Präsenzzeiten der Teilnehmenden sind in der Regel vormittags. Angedacht ist eine Heranführung an eine 15- bis 25-Stundenwoche.

Erweitert wird die Betreuung um die aufsuchende Arbeit. Das bedeutet, dass die Teilnehmenden im Rahmen von individueller Einzelfallhilfe (Case Management) z.B. nach den Präsenszeiten, also am Nachmittag, zu Terminen begleitet werden. Durch die kleine Gruppenstärke von 12 Plätzen pro Standort wird die individuelle Arbeit intensiviert. Die Integration wird als individueller Prozess verstanden, der sich an den Bedarfen des Einzelnen orientiert und eine kontinuierliche Verbesserung anstrebt. Positive Entwicklungen werden stabilisiert und als Anlass genommen, um weitere Perspektiven zu entwickeln. In diesem Zusammenhang nimmt die Feststellung und Bearbeitung der Handlungsbedarfe (Kompetenzerfassung) eine zentrale Rolle ein.

P.I.C.K. arbeitet an vier Standorten im Landkreis Mayen-Koblenz nach dem gleichen Konzept. Dieses Vorgehen ermöglicht, nicht nur auf die individuellen Bedarfslagen der Zielgruppe einzugehen, sondern auch die Heterogenität der Standortstrukturen zu berücksichtigen und die Netzwerke der einzelnen Partner im Projektverbund effizient zu nutzen. Das Projekt wird über die ESF-Integrationsrichtlinie Bund im Handlungsschwerpunkt Integration statt Ausgrenzung (IsA) durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den ESF gefördert.

Beim Drahtbiegen am Stand des Projekts Berufseinstiegsbegleitung - ein Bildungsangebot zur "Verbesserung der Ausbildungschancen förderungsbedürftiger junger Menschen"
konnten Jung und Alt ihre berufspraktischen Fähigkeiten testen.

Hintergrund dieser spielerischen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen handwerklichen Fertigkeiten ist das ESF-Bundesprogramm Berufseinstiegsbegleitung. Es richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die einen Berufsreife- oder Förderschulabschluss anstreben und voraussichtlich Schwierigkeiten beim Übergang von der Schule in Berufsausbildung haben werden. Das Programm soll insbesondere dazu beitragen, die Chancen auf einen erfolgreichen Übergang in eine Berufsausbildung zu verbessern. Vorrangig sollen die Teilnehmenden in eine betriebliche Berufsausbildung vermittelt werden. Bei der Berufseinstiegsbegleitung erfolgt eine individuelle und kontinuierliche Unterstützung der Teilnehmenden, die sich an der konkreten Lebenssituation und dem jeweiligen Unterstützungsbedarf ausrichtet.

Mitmachen war auch am Stand des Projekts FAiR angesagt. Hier konnte man gemeinsam mit zwei Projektmitarbeiterinnen aus alter Kleidung neue nähen oder Accessoires kreieren. Nebenher erfuhren die Besucherinnen und Besucher, wie mit dem Projektansatz nicht nur Kleidung recycelt wird, sondern Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund entstehen.

Am Stand der DAA (Deutsche Angestellten-Akademie) konnten die Besucherinnen und Besucher das DAA-Bildkartenset zur beruflichen Kompetenzerfassung von Geflüchteten kennen lernen. Hierbei handelt es sich um ein von der DAA entwickeltes Kompetenzkarten-Set, das als sprachfreies Hilfsmittel bei der beruflichen Beratung eingesetzt wird, "wenn die Worte fehlen". Es besteht aus bebilderten Karten zu Berufsfeldern, z. B. Tierhaltung, Wirtschaft, Verwaltung, Pflege etc. Der oder die Beratende kann sich anhand der Karten einen ersten Überblick über berufliche Erfahrungen und Ziele des Teilnehmenden verschaffen. Die Karten enthalten jeweils vier Grafiken, die die Inhalte eines Berufsbereiches abbilden. Zur verfeinerten Analyse enthält das Set zwei weitere Kartensammlungen mit Darstellungen von Arbeitsgegenständen und bestimmten Tätigkeitsmerkmalen. Abgefragt wird anhand der Karten die bisherige berufliche Tätigkeit, ihre Dauer, wie gut die Tätigkeit beherrscht wird und ob die Tätigkeit weiter ausgeübt werden soll. Das Bildkartenset zur Kompetenzerfassung ist auch als App erhältlich und kann unter folgenden Links heruntergeladen werden:

Bildkartenset zur Kompetenzerfassung für iOS
Bildkartenset zur Kompetenzerfassung für Android

Breit vertreten war beim Tour-Stopp Andernach das Jobcenter Landkreis Mayen-Koblenz mit den Projekten AUQ in MYK (Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung in Mayen-Koblenz) und MIB - Mütter mit Migrationshintergrund in Beschäftigung. Gemeinsam mit dem Caritasverband Koblenz arbeitet das Projekt AUQ in MYK in den beiden Handlungsschwerpunkten Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung und Qualifizierung im Kontext des Anerkennungsgesetzes des Förderprogramms IQ (Integration durch Qualifizierung).

Das Programm arbeitet seit 2005 an der Zielsetzung, die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. In der gegenwärtigen Förderperiode wurde es um den Schwerpunkt "ESF-Qualifizierung im Kontext Anerkennungsgesetz" erweitert. Im Ausland erworbene Berufsabschlüsse sollen - unabhängig vom Aufenthaltstitel - häufiger in eine bildungsadäquate Beschäftigung münden. Dazu werden Qualifizierungsmaßnahmen für Personen mit ausländischen Abschlüssen konzipiert und durchgeführt. Das sind im Hinblick auf reglementierte medizinische und pädagogische Berufe bspw. Anpassungsqualifizierungen, die fachliche Lücken schließen oder erforderliche Deutschkenntnisse vermitteln. Möglich sind auch Brückenqualifizierungen für die Arbeitsaufnahme von Akademikerinnen und Akademikern in nicht reglementierten Berufen, die durch die Vermittlung fachlicher, methodischer oder sprachlicher Kenntnisse unterstützt wird. Mit den Qualifizierungen soll der Weg zu einer vollen Anerkennung vorhandener Abschlüsse und einer adäquaten Arbeitsmarktintegration geebnet werden.

Im Rahmen des Projektes MIB sollen Mütter mit Migrationshintergrund nachhaltig unterstützt werden, um ihre soziale und berufliche Situation zu verbessern, unter anderem durch die Optimierung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die individuelle Beratung und Begleitung der Mütter und ihrer Familien erfolgt "aus einer Hand". Zielgruppe sind Mütter mit Migrationshintergrund von 18 bis 50 Jahren, die ihre persönliche und berufliche Situation verändern möchten. Das Projekt arbeitet zusammen mit dem IQ-Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz, der Migrationsberatung der Arbeiterwohlfahrt Rheinland (AWO) und der Volkshochschule Andernach (VHS).

Den Abschluss des Tages bildete beim Tour-Stopp Andernach die gemeinsame Bepflanzung von zwei Hochbeeten, angeleitet durch Mitarbeiterinnen des Projekts FOKUS Lebenswelten . In dem Projekt lernen die Teilnehmenden unter fachkundiger Anleitung die besondere Bedeutung des Anbaus nach dem Prinzip der Permakultur kennen, in dessen Vordergrund der Anbau von Obst und Gemüse steht. Ziel des Projekts ist es, für die Teilnehmenden eine Verbindung von Arbeit und Beschäftigung mit Natur und Umwelt zu schaffen und sie in ihrer sozialen und beruflichen Qualifizierung zu unterstützen.

Impressionen aus Andernach

Mitarbeiterin BMAS Bürgertelefon
Mitarbeiterin BMAS Bürgertelefon


Schnellzeichner
Schnellzeichner


Brailleschrift
Brailleschrift


"P.I.C.K. - Gemeinsam zum Ziel"
"P.I.C.K. - Gemeinsam zum Ziel"


Bildkartenset
Bildkartenset


"FOKUS Lebenswelten"
"FOKUS Lebenswelten"