ESF-Programm rückenwind+: Pflege alter Menschen unter guten Arbeitsbedingungen

Datum
29.05.2018

"Wir wollen, dass unsere Mitarbeitenden fit bleiben und uns als guten Arbeitgeber sehen", betont Birte Westfal. Sie ist Einrichtungsleiterin der "Seniorenwohnanlage Am See" in Fockbek, die zur Gruppe Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie gehört und nimmt als eine von rund 50 Führungskräften des Diakonischen Werks an dem Projekt DiaDem teil. Gemeinsam mit Pflegedienstleiterin Tanja Hansen will sie neue Wege gehen, um Mitarbeitende langfristig zu halten - und um zusätzliches Personal zu gewinnen. "Wir setzen auf einen echten Kulturwandel. Durch Arbeitsbedingungen, die möglichst auch die Lebenssituationen der Mitarbeitenden berücksichtigen", so Birte Westphal. DiaDem hilft ihnen dabei. 14 Schulungstage zu Themen wie gesundheitsorientierte Führung, lebensphasenorientierte Dienst- und Einsatzplanung oder Personalgewinnung haben die beiden besucht. Dazu gibt es ein Coaching bei der Anwendung des Gelernten im eigenen Arbeitsalltag.

Für Tanja Hansen stehen dabei selbstverständlich die Bewohnerinnen und Bewohner an allererster Stelle. Diese bestmöglich zu versorgen, ist sowohl ihr eigenes Anliegen als auch das ihrer Mitarbeitenden. Dafür braucht es allerdings auch passende Rahmenbedingungen, so Hansen: "Die Arbeit muss für alle leistbar sein. Wir versuchen, die Qualifikation unserer Mitarbeitenden kontinuierlich zu stärken und legen viel Wert auf einen respektvollen Umgang miteinander. Dazu gehören auch gemeinsame Überlegungen zur Gestaltung des Dienstplans". Ein sehr sensibles Thema in jeder Pflegeeinrichtung. Denn häufig liegt gerade der Bewertung der Dienstplangestaltung eine hohe Emotionalität zugrunde. "Mir ist es wichtig, dass wir die persönlichen Möglichkeiten so gut es geht berücksichtigen und sich die Mitarbeitenden zwischen den Dienstblöcken auch wieder erholen können", sagt Tanja Hansen deshalb.

Mit dem Ergebnis ist sie zufrieden: "Seit wir über DiaDem an einem Seminar zu diesem Thema teilgenommen und neue Impulse bekommen haben, wurden viele Veränderungen eingeleitet. Da wir die Teams mit einbezogen haben, hat die Zufriedenheit der Pflegekräfte deutlich zugenommen". Etwa bei Gudrun Matthiesen. Seit rund einem Jahr ist sie als Pflegehelferin in der "Seniorenwohnanalage am See" tätig - und froh, dass ihre Kinder nicht mehr als Hindernis für ihre Berufstätigkeit gelten: "In diesem Haus bin ich auch als Mutter von zwei Grundschulkindern herzlich willkommen. Die Dienstzeiten wurden an meine Möglichkeiten angepasst. Nun benötige ich für die Kinderbetreuung nur noch sehr selten die Hilfe meiner Mutter. Das ist neu für mich. Bei meinen vorigen Arbeitgebern war das so nicht möglich."

Und das spricht sich rum: "Seit wir diesen Weg beschreiten, haben wir wieder Initiativbewerbungen von Pflegefachkräften und Pflegehelfern. Selbst Praktikanten fragen wieder häufiger nach, ob sie bei uns tätig sein können", freut sich Pflegedienstleiterin Tanja Hansen.

Zwei Frauen arbeiten am Schreibtisch
Frau Hansen, Pflegedienstleiterin und Frau Matthiesen, Pflegekraft der Seniorenwohnanlage "Am See" gGmbH (in Fockbek) © Laura Huus, Gruppe Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie

Auch die Projektleiterin von DiaDem, Christina Renner, bewertet den bisherigen Verlauf des Projekts positiv: "Wir haben mit unseren Seminaren viele Denkanstöße gegeben. Uns war immer wichtig, niemandem ein Konzept überzustülpen. Es ist toll zu sehen, wie vielfältig die einzelnen Aktivitäten sind und wie erfolgreich diese umgesetzt werden". Ein Gewinn nicht nur für die einzelne Einrichtung, sondern für das gesamte Diakonische Werk, ist Christina Renner überzeugt: "Im Verlaufe der Zeit ist es uns allen miteinander gelungen, die Vorteile eines Netzwerks zu nutzen und von Best-Practice-Beispielen zu profitieren. So konnte jede beteiligte Einrichtung eigene Stärken einbringen und von denen der anderen lernen".

Mehr zum Projekt DiaDem finden Sie hier.