Diversität erfolgreich umsetzen
- Datum
- 28.02.2019
Die Träger der rückenwind+-Förderprojekte befinden sich mit ihren Ansätzen in guter Gesellschaft. Fast die Hälfte aller Unternehmen in Deutschland gab einer Umfrage der Personalberatungsgruppe PageGroup zufolge bereits in 2014 an, dass das Thema "Diversity" (im Personalwesen ist hier die personelle und soziale Vielfalt der Beschäftigten gemeint) einen Arbeitsschwerpunkt ihrer Personalabteilungen und Geschäftsführungen darstelle - Tendenz steigend. Ebenfalls mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen schätzten, dass die Anerkennung von "Diversity" einen wichtigen Faktor bei der Bindung von Mitarbeitenden an ein Unternehmen darstelle. Ein Thema also, das für sozialwirtschaftliche Organisationen und Unternehmen vor dem Hintergrund des weiter ansteigenden Personalnotstands in sozialen Berufen aktuell höchste Priorität hat.
Konkrete Beispiele für Umsetzungsstrategien diskutieren Projektverantwortliche im Rahmen von rückenwind+ auch in programminternen Workshops und auf Fachtagungen. Diese dienen neben dem Erfahrungsaustausch auch der Vernetzung der Unternehmen. Entwickelte Modelle und Instrumente stehen so auch anderen Organisationen zur Verfügung.

Die Ansatzpunkte der Projektträger sind dabei ebenso vielfältig wie ihre Zielgruppen. Gemein ist ihnen, dass es kaum pauschale Lösungen gibt, sondern nur unterschiedliche Lösungswege, die sich sowohl an den Bedarfen der Unternehmen als auch an der individuellen Lebensgestaltung der einzelnen Beschäftigten orientieren müssen.
So etwa im Caritasverband Arnsberg-Sundern. Nur 25 % der Belegschaft ist jünger als 40 Jahre, nur 8 % jünger als 30 Jahre. Für eine gelingende Vereinbarkeit von Familie und Karriere existierten bislang zu wenig Instrumente und Organisationsstrukturen wie z. B. flexible Arbeitsmodelle, um Teilzeit zu ermöglichen. Im rückenwind+-Projekt "vitaminL - Lebensphasenorientierte Führung & Organisationsentwicklung im Caritasverband Arnsberg-Sundern" schult der Verband deshalb anhand eines eigens entwickelten Curriculums Mitarbeitende der Personalabteilung zum Thema "Lebensverlaufsorientiertes Personalmanagement". Vier Piloteinrichtungen der ambulanten und stationären Behindertenhilfe erproben in ihren Teams außerdem die Umsetzung lebensphasenorientierter Arbeitszeitmodelle.
Oder das rückenwind+-Projekt "DuPerO - Digital unterstützte Personal- und Organisationsentwicklung" des DRK Kreisverbands Lausitz. Der Verband reagiert mit dem Projekt auf zunehmende Schwierigkeiten, Fach- als auch Hilfskraft- und Unterstützungsstellen zeitnah nachbesetzen zu können. Des Weiteren sah sich der Verband damit konfrontiert, dass auf allen Hierarchieebenen vor allem Mitarbeitende mit Bedarf an flexiblen Lernrhythmen oder mit geringen Deutschkenntnissen für Weiterbildungsangebote nur schwer erreicht werden und dadurch viele Potenziale ungenutzt blieben. Also schwenkte er Richtung digitaler Bildungsformate. Neben dem Aufbau einer digitalen Lernplattform, durch deren Einsatz orts- und zeitunabhängige Selbstlernphasen ermöglicht werden (Blended-Learning), werden im Projekt Lern-Coaches qualifiziert, die das Angebot in ihren Arbeitszusammenhängen multiplizieren und für Fragen und Unterstützungsbedarfe zur Verfügung stehen.
Mitarbeitende sicher im Umgang mit immer heterogeneren Kundengruppen zu machen, aber auch die eigenen Unternehmensstrukturen inklusiver für Menschen unterschiedlicher Herkunft und Orientierung zu gestalten, war Ziel im rückenwind+-Projekt "Erfolgsfaktor Inklusion" des AWO Kreisverbands Wesel. Entstanden sind ein umfangreicher Materialkoffer und ein Fortbildungscurriculum für Vielfaltsbegleiterinnen und -begleiter, die den Einrichtungen und Diensten des Verbands im Umgang mit Diversität beratend zur Verfügung stehen.
Dass es bei den Themen "Geschlechtergerechtigkeit" und "Gleichstellung von Frauen in Führungspositionen" nicht allein um die Qualifizierung von Frauen geht, zeigt das rückenwind+-Projekt "Lift² - Qualifizierung und Beratung für geschlechtersensible Personal- und Organisationsentwicklung" des Diakonischen Werks Evangelischer Kirchen Mitteldeutschland. Vielmehr müssen organisationsstrukturelle Aspekte in den Blick genommen werden, die einen umfassenden Wandel der Unternehmenskultur nach sich ziehen. Lift² setzt deshalb neben der Qualifizierung von Leitungskräften zu gendersensibler Personal- und Organisationsentwicklung auf die Erprobung neuer Konzepte zur Dienstplangestaltung, Karriereplanung und Vereinbarkeitsmodellen von Familie und Beruf in den teilnehmenden Einrichtungen.
Auf der Website der ESF-Regiestelle des Programms rückenwind+ finden Sie Projektsteckbriefe und weiterführende Materialien zu allen rückenwind+-Projekten nach Themenschwerpunkten sortiert.
Das ESF-Programm "rückenwind - Für die Beschäftigten und Unternehmen in der Sozialwirtschaft" (kurz: rückenwind+) ist ein im Jahr 2015 gestartetes Förderprogramm zur Fachkräftesicherung in sozialen Berufsfeldern. Ansatzpunkt ist die Personal- und Organisationsentwicklung in Unternehmen und Verbänden der gemeinnützigen Sozialwirtschaft. Ziel der Förderung ist die Verbesserung der Anpassungs- und Beschäftigungsfähigkeit der Beschäftigten in der Sozialwirtschaft in Verbindung mit einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Organisationsstrukturen in den Einrichtungen, Diensten und Verbänden. Das Förderprogramm wurde gemeinsam vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e. V. (BAGFW) entwickelt. Gefördert wird es aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und aus Bundesmitteln.