Voneinander lernen - gemeinsam Zukunft gestalten

Datum
16.12.2019

Im ESF-Förderprogramm "rückenwind - Für die Beschäftigten und Unternehmen in der Sozialwirtschaft" (kurz: rückenwind+) nutzen sozialwirtschaftliche Unternehmen die vielfältige Expertise, die bereits jetzt in vielen Organisationen vorhanden ist, um die eigene Weiterentwicklung zu beschleunigen.

Kennenlernen, Projektansätze diskutieren, Ideen austauschen, Kontakte knüpfen, das sind zentrale Ziele fast aller Veranstaltungen im Rahmen von rückenwind+. Denn die Palette der Anforderungen an die Einrichtungen und Dienste wächst rasant: massiver Personalnotstand, zunehmend heterogene Beschäftigten- und Kundengruppen, die digitale Transformation der Arbeitswelt. Allein ist das für viele Organisationen schwer zu bewältigen: Zu viele Baustellen, zu wenig Ressourcen.

Sinnvoll ist es deshalb, Wissen zu teilen. Denn gute Konzepte und innovative Ideen gibt es genug. Und warum nicht davon profitieren, dass andere schon Ansätze entwickelt haben, um über Hürden zu springen, die im eigenen Unternehmen noch unüberwindbar scheinen. Wissen zu teilen ist aber auch deshalb sinnvoll, weil viele notwendige Veränderungsprozesse zwangsläufig bislang gültige Wahrheiten, Abläufe oder sogar Zuständigkeiten infrage stellen.

"Gerade in den letzten drei Förderrunden seit 2017 beobachten wir, dass der Wandel der Arbeitswelt in den Berufsfeldern der Freien Wohlfahrtspflege Fahrt aufgenommen hat", beschreibt Bettina Wegner, Leiterin der Regiestelle für das ESF-Programm rückenwind+, die Entwicklung. "Besonders erkennbar ist der Wandel im Bereich der Digitalisierung und neuer Arbeits- und Managementmodelle, die den Beschäftigten höhere Flexibilität hinsichtlich Lebensphasenorientierung, Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben sowie Karriere- und Aufstiegschancen bieten." Die digitale Transformation stellt nicht nur die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft, sondern auch die sozialwirtschaftlichen Unternehmen selbst vor neue Herausforderungen. "Wir schätzen, dass mindestens zwei Drittel aller Projektanträge in den letzten zweieinhalb Jahren die Themenfelder Digitalisierung und Arbeitswelt 4.0 fokussiert haben", so Wegner.

Die Herausforderungen sind groß: Denn nicht nur traditionelle Unternehmenskulturen und langgediente Kommunikationsprozesse werden hinterfragt, sondern auch etablierte Arbeitsabläufe und Arbeitsstrukturen. Damit gehen die Anforderungen weit über rein formale oder technologische Angleichungen hinaus. Hier knüpfen rückenwind+-Projekte zunehmend an. Sie erproben Lösungswege und stoßen Kulturwandel in den Unternehmen an. Wichtig dabei zu berücksichtigen: Projektverantwortliche, die Veränderungsprozesse anstoßen und begleiten, betreten teilweise ganz neues Gebiet. Sie stehen in Unternehmen oft Widerständen gegenüber, müssen sich Unterstützung erst suchen und über längere Zeiträume für ihre Ideen werben.

Umso wichtiger ist es, dass die Prozessverantwortlichen in den rückenwind+-Projekten, Netzwerkstrukturen finden, in denen ein fachlicher Austausch zu Vorgehensweisen der Personal- und Organisationsentwicklung stattfindet und eine persönliche kollegiale Unterstützung möglich ist.

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Teilnehmer*innen im Dialogforum "Innovationskultur" im Rahmen der 3. rückenwind+-Transfertagung am 23. Mai 2019 in Berlin © BAGFW/ Dirk Hasskarl

"rückenwind+ unterstützt beides", sagt Bettina Wegner. Die ESF-Regiestelle für das Programm organisiert mehrmals jährlich thematische Fachworkshops für die Projektträger, dazu kommt eine jährliche Transfertagung, dieses Jahr zum Thema "Vom Strukturwandel zum Kulturwandel - Digitalisierung, Vielfalt und Innovation in Unternehmen der Sozialwirtschaft".

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Gruppenfoto des Auftaktworkshops für den 5. Förderaufruf am 3. September 2019 in Berlin © BAGFW/ Dirk Hasskarl

Gerade für diejenigen Träger, die mit dem Förderprojekt neu starten, ist es wichtig, von Beginn an in Netzwerkstrukturen eingebunden zu sein. So können viele Fragen frühzeitig beantwortet werden - sei es zu den Regularien des Programms oder zu projektspezifischen Fachthemen.

Zu Beginn jeder Förderrunde findet deshalb ein Auftakt-Workshop statt. Für die 35 rückenwind+-Projektträger, die 2019 an den Start gegangen sind, eine hilfreiche Erfahrung. Und eine wichtige Unterstützung zum Projektstart, wie Sina Küster, Projektleiterin beim AWO Bundesverband für das Projekt "Vielfaltsbewusst in Führung. Mit Diversity Management Potentiale erkennen, Strukturen verändern, Personal gewinnen und binden" betont: "Es war toll, beim Auftakt-Workshop andere rückenwind+-Projekte und die dazugehörigen Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. Mitgenommen habe ich inhaltlich-fachliche Impulse, ESF-relevante Informationen und einen "Buddy" als Tandem-Partnerin für regelmäßigen Austausch zur Projektumsetzung."

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Teilnehmer*innen im Auftaktworkshop für den 5. Förderaufruf am 3. September 2019 in Berlin © BAGFW/ Dirk Hasskarl

Wie gut das Konzept der Vernetzung fruchtet, zeigen auch die unterschiedlichen regionalen Netzwerke, die mittlerweile im Rahmen von rückenwind+ entstanden sind. Vorreiter ist hier Nordrhein-Westfalen. Die räumliche Nähe der Träger vor allem aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet zueinander erleichtert den persönlichen Kontakt. Zweimal im Jahr treffen sich rückenwind+-Projektträger zum Fachaustausch. Rotierend, immer bei einem anderen Netzwerkmitglied und immer mit einem neuen thematischen Fokus. Das Besondere: Nach wie vor nehmen auch rückenwind+-Alumnis an den Treffen teil. Ein Mehrwert für alle, ist sich Elke Damian, Projektleiterin von DIAGES (Digitalisierung - Agilität - Gesundheit) und Leiterin der Abteilung für zentrale Personalentwicklung in der BDS Bergische Diakonie Sozialdienstleistungen gGmbH in Wülfrath, sicher: "Im Netzwerk tauschen wir uns verbandsübergreifend und sehr offen über unsere Projektansätze und die unterschiedlichen Unternehmenskulturen aus", unterstreicht Damian. "Wir lernen so unheimlich viel voneinander und miteinander. Besonders, da das Netzwerk bereits seit mehreren Jahren besteht und immer wieder neue Mitglieder hinzukommen". Ein Konzept, das Schule macht: Weitere regionale Netzwerke etablieren sich aktuell auch in Sachsen-Anhalt und Berlin-Brandenburg und bilden damit einen wichtigen Schritt für den Fachaustausch.

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Teilnehmer*innen des 6. Regionalen Vernetzungstreffens von rückenwind+-Projektträgern in Nordrhein-Westfalen am 10. Oktober 2019 in Köln © AWO Bezirksverband Mittelrhein e.V.

Im Rahmen des ESF-Förderprogramms rückenwind+ tauschen so aktuell rund 130 Projektträger Erfahrungen und Ergebnisse zu zukunftssichernden Strategien der Personal- und Organisationsentwicklung in der gemeinnützigen Sozialwirtschaft aus. Weitergedacht heißt das auch, dass über 32.000 Beschäftigte und mehr als 1.600 Unternehmen derzeit aktiv von der Teilnahme an geförderten Projekten profitieren und wiederum selbst eine wichtige Multiplikationsfunktion einnehmen. Etwa im Austausch mit Partnern und Partnerinnen in ihren lokalen, regionalen oder landesweiten Netzwerken, in Fachgremien, thematischen Arbeitsgruppen oder durch die Veröffentlichung von Handlungsansätzen in Fachzeitschriften sowie auf Fachtagungen und -messen. Die ESF-Regiestelle unterstützt diesen Informationstransfer natürlich auch digital: vor allem über die mit reichhaltigen Projektinformationen bestückte Programmwebsite und seit diesem Jahr damit verbunden auch über einen eigenen Twitteraccout @bagfw_esf.

Das ESF-Programm " rückenwind - Für die Beschäftigten und Unternehmen in der Sozialwirtschaft " (kurz: "rückenwind+") ist ein im Jahr 2015 gestartetes Förderprogramm zur Fachkräftesicherung in sozialen Berufsfeldern. Ansatzpunkt ist die Personal- und Organisationsentwicklung in Unternehmen und Verbänden der gemeinnützigen Sozialwirtschaft. Ziel der Förderung ist die Verbesserung der Anpassungs- und Beschäftigungsfähigkeit der Beschäftigten in der Sozialwirtschaft in Verbindung mit einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Organisationsstrukturen in den Einrichtungen, Diensten und Verbänden. Das Förderprogramm wurde gemeinsam vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V. (BAGFW) entwickelt. Gefördert wird es aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und aus Bundesmitteln.

Auszug aus dem ESF-Newsletter