Viele Jobvermittlungen der CHANCE+ sind krisenfest

Datum
16.12.2020

Der Projektpartner Caritasverband für den Kreis Mettmann e.V. zeigt, wie es geht! Trotz Einschränkungen der Corona-Pandemie trägt das ESF-geförderte Projekt "Chance+" dazu bei, dass Menschen mit Fluchterfahrung in längerfristige Jobs passgenau vermittelt werden.

"Ich bin dankbar für die Vermittlung durch "CHANCE+", es hat gut funktioniert", sagt Michael Vogelsang. Neben ihm sitzt Kidane Negash. Den Kontakt hatte Daniel Gehrmann hergestellt, Arbeitsmarktberater im Mettmanner Teilprojekt von "CHANCE+", das seit 2016 mehr als 220 Teilnehmer*innen aufgenommen hat und rund 30 Prozent davon in Arbeit, Ausbildung oder Kurse zum Nachhohlen eines Schulabschlusses vermitteln konnte.

Seit Anfang 2020 arbeitet Negash bei "Garten- und Landschaftsbau Vogelsang" in Mettmann-Metzkausen. Bei einem Kaffee erzählen der 27-Jährige aus Eritrea und sein Chef, warum die Zusammenarbeit für beide ein Gewinn ist.

"Arbeit ist meine Zukunft", sagt Kidane Negash. "Meine Eltern hatten in Eritrea ein Stück Land, aber beim Landschafts- und Gartenbau in Deutschland ist es natürlich etwas anders. Ich liebe es, hier zusammen mit den Menschen in der Natur zu arbeiten." Bevor er zur Firma Vogelsang wechselte, hat Negash 2018 zunächst mehrere Monate in einem anderen Garten- und Landschaftsbaubetrieb im Kreis Mettmann Erfahrungen gesammelt. Als die Stelle dort - wie in der Branche üblich - wetterbedingt zum Winter endete, nahm er eine Stelle als Küchenhelfer an - ein unsicherer Arbeitsplatz, der ihm keine Perspektiven bot.

Die Firma Vogelsang hat ihm dann durch die Unterstützung von "CHANCE+" eine Vollzeitstelle angeboten. "In dem Job muss man Spaß an der Arbeit haben, weil es anstrengend ist", betont der Chef des Unternehmens. Der 53-Jährige beschäftigt drei Mitarbeiter. Kidane Negash ist der erste Mensch mit Fluchthintergrund, den er eingestellt hat. Seit Beginn habe es mit ihm nie Konflikte gegeben: "Alle verstehen sich prima", berichtet Vogelsang und lobt die Aufmerksamkeit und die Arbeitseinstellung seines neuen Mitarbeiters: "Wenn ich zum Beispiel telefonieren muss, sieht er sich um und sucht sich Arbeit." Vogelsangs Vertrauen in seine Mitarbeiter ist groß.

Negash wiederum gefallen die Arbeitsbedingungen in Deutschland. "In Eritrea ist es normal, zwei bis drei Stunden zu Fuß bis zum eigenen Feld gehen zu müssen; in Deutschland nimmt man das Auto oder den Bus, um zum Garten oder zum Feld zu kommen", sagt er und erinnert sich: "In Eritrea haben wir Getreide noch von Hand mit einer Sichel geerntet. Mit den Maschinen in Deutschland ist die Arbeit viel leichter." Temperaturen über 30 Grad im Hochsommer sind für ihn keine Herausforderung: "Für mich ist das normal."

Mehrere Personen
V.l.n.r.: Daniel Gehrmann, Operativer Mitarbeiter CHANCE+; Martin Sahler, Leiter des CHANCE+ Teilprojekts Mettmann; Michael Vogelsang, Leiter Garten- und Landschaftsbau Vogelsang, Mettmann; Kidane Negash, Teilnehmer CHANCE+ und jetzt Mitarbeiter von Garten und Landschaftsbau Vogelsang © Heiko Richartz

Solche Zufriedenheit auf beiden Seiten zahlt sich generell aus. Die passgenauen Vermittlungen von Menschen mit Fluchterfahrung sind krisenfest, vielfach auch in Zeiten der Corona-Pandemie. Das ergab eine stichprobenartige Recherche im Frühjahr 2020 im Rahmen des "CHANCE+"-Teilprojekts "Caritasverband für den Kreis Mettmann e.V.". Vermittlungen in Arbeit, die sich gezielt an Interessen und Kompetenzen der Arbeitnehmer*innen orientiert, sowie gute Betreuung im Anschluss erklären, warum Flüchtlinge ebenso wie ihre Arbeitgeber*innen oder Ausbilder*innen auch in Zeiten von Kurzarbeit und unsicheren Arbeitsplätzen an Stellen festhalten. "Wir versuchen, für alle Arbeit zu finden, die ihren Wünschen und Fähigkeiten entsprechen", sagt Gehrmann. Viele Arbeitgeber*innen suchen händeringend motivierte und begabte Mitarbeitende.

"Dass wir trotz der Einschränkungen der Corona-Pandemie Menschen vermitteln können, liegt vor allem an unserer individuellen Betreuung, der intensiven Kompetenz- und Ressourcenfeststellung, unserem Bewerbungstraining und -coaching und unseren guten Kontakten zu Arbeitgebern", erklärt Martin Sahler, Leiter des Fachdienstes für Integration und Migration (FIM) der Caritas und Leiter des Mettmanner Teilprojektes von "CHANCE+". Er kann auf langjährige Erfahrungen seines Fachdienstes in der Projektarbeit und gewachsene Kontakte und Strukturen verweisen, die auch "CHANCE+" zu Gute kommen.

Autor des Beitrags: Daniel Gehrmann, Operativer Mitarbeiter bei "CHANCE+"

"CHANCE+" ist eines von bundesweit 40 bundesweiten "IvAF"-Beratungsnetzwerken mit ca. 300 Teilprojekten, ein Viertel der Netzwerke sind in Nordrhein-Westfalen verortet und arbeiten intensiv zusammen. Unterschiedlichste Projekte wurden entwickelt, die den Menschen helfen sollen: Die Spanne reicht von sozialer Begleitung über Kompetenzfeststellungen bis hin zu Anstellungsbegleitung.

Das Projekt "CHANCE+" wird vom Jobcenter Köln koordiniert, das sich seit mehr als 12 Jahren in besonderer Weise für Menschen mit Fluchthintergrund einsetzt.

Zu den Teilprojektträgern von "CHANCE+" zählen: Caritasverband für die Stadt Köln e.V., Caritasverband Düsseldorf e.V., IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit e.V., IB West gGmbH für Bildung und soziale Dienste, der Kölner Flüchtlingsrat für Bonn sowie der Caritasverband Kreis Mettmann e.V.

Weitere Informationen zum Projekt finden sie auf der Projektwebsite.

Finanziert werden die "IvAF-Netzwerke" im Rahmen der " ESF-Integrationsrichtlinie Bund, Handlungsschwerpunkt Integration von Asylbewerberinnen, Asylbewerbern und Flüchtlingen (IvAF) " aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (Förderperiode 2014-2020). Der ESF beschäftigt sich nicht erst seit 2014 mit der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Bereits 2002 ging es um die Integration von Flüchtlingen, damals mit einem Schwerpunkt berufliche Integration im Heimatland. Ab 2008 wurde erstmals ein Arbeitsmarktprogramm für Flüchtlinge in Deutschland auf den Weg gebracht. Im Jahr 2007 wurde eine Bleiberechtsregelung für langjährig Geduldete geschaffen. Doch die Geduldeten sahen sich vor hohe Hürden auf ihrem Weg in Beschäftigung gestellt und konnten ein Bleiberecht nur dann erhalten, wenn sie für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen konnten. Daher wurde 2008 das "ESF-Bleiberechtsprogramm" gestartet. "IvAF" ist heute das finanzstärkste Programm, welches sich ausschließlich um Flüchtlinge kümmert. Es hat Elemente aus dem "ESF-Bleiberechtsprogramm" aufgenommen und weitere Elemente eingebaut. Dazu gehört der zusätzliche Fokus auf die schulische Bildung als Voraussetzung von beruflicher Ausbildung.

Aus dem Programm heraus wurden politische Entscheidungen und Gesetzesänderungen angestoßen: Ausbildung ohne Vorrangprüfung, Bleibeperspektive mit direktem Zugang zum Arbeitsmarkt, ab 2014 die schrittweise Reduzierung der Wartezeit - von zwölf und neun auf drei Monate. Dadurch erhielten die Angekommenen einen schnelleren Zugang zu Beratungsleistungen.

Grafik Integrationsgesetz

Das Integrationsgesetz 2016 brachte unter anderem die "Ausbildungsduldung": Geflüchtete bekommen eine Duldung für die gesamte Dauer der Ausbildung und dann die Erlaubnis, als qualifizierte Fachkraft in ihrem Beruf in Deutschland zu arbeiten.

Auszug aus dem ESF-Newsletter