EXIST fördert medizinische Innovationen in der Coronavirus-Krise

Datum
15.05.2020

Die schnelle weltweite Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 stellt unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen. Aufgrund der aktuellen Lage haben sich mehrere "EXIST-Start-ups" dazu entschlossen, einen medizinischen oder sonstigen Beitrag zur Bekämpfung der Krise zu leisten - zwei seien hier exemplarisch vorgestellt.

Einen dauerhaften Schutz gegen die gefährliche Lungenkrankheit COVID-19 bietet nur ein wirksamer Impfstoff zur Immunisierung gefährdeter Menschen. Hoffnung auf eine schnelle Lösung des Problems bietet das "EXIST"-Projekt "Impfkraft" der Abteilung Immunologie der Universität Tübingen. Das Projekt wird aktuell mit "EXIST-Forschungstransfer" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Der Europäische Sozialfonds (ESF) beteiligt sich hier wie bei allen Projekten an der Finanzierung der Personalkosten.

Das Gründerteam um den Projektleiter Dr. Ralf Amann arbeitet an einer vielversprechenden plattformbasierten Methode zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen die Coronaviren. Um die Entwicklung und vor allem die zunächst notwendigen klinischen Studien für den neuen Impfstoff weiter zu beschleunigen, hat das Projekt vor wenigen Tagen vom BMWi eine Mittelaufstockung in Höhe von 1,3 Millionen Euro erhalten. Als Ergebnis der bisherigen Förderung durch "EXIST-Forschungstransfer" ist bereits die Ausgründung Prime Vector Technologies GmbH entstanden, die jetzt in die Wirkstoffentwicklung einbezogen wird.

Die Idee von Ralf Amann und seinem Gründerteam besteht darin, mithilfe einer speziell entwickelten Methode innerhalb weniger Wochen einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln, welcher gegen mehrere Antigene des Coronavirus gleichzeitig wirkt. Dies erzeugt im Körper eine verstärkte Immunantwort durch die Bildung von verschiedenen Antikörpern, die letztlich eine Immunität des Menschen gegen das neuartige Virus bewirken. Diese neue Methode minimiert gleichzeitig die Möglichkeit, dass der Mensch an einer mutierten Form des Virus erkrankt und unterscheidet sich damit von alternativen Ansätzen anderer Forscherteams in Deutschland, Amerika und Asien.

Nach der erfolgreichen Herstellung des Impfstoffkandidaten soll dieser zunächst im Tiermodell auf Verträglichkeit, Effektivität und Wirksamkeit getestet werden. Bei positiven Ergebnissen sind vor der Einführung des Impfstoffs weitere klinische Studien idealerweise mit industriellen Partnern notwendig.

Doch was ist mit den vielen bereits erkrankten Menschen, bei denen das Coronavirus bereits eine schwere Lungenentzündung verursacht hat? Erkrankt ein Mensch an COVID-19, kann sich das Lungengewebe krankhaft verändern und die Sauerstoffaufnahme in der Lunge schwer beeinträchtigen. In vielen Fällen müssen COVID-19 -Patienten künstlich beatmet werden, um die Versorgung der Organe mit Sauerstoff zu gewährleisten.

Dabei besteht das Problem, dass Intensivmediziner in Bezug auf die menschliche Lunge mit unsicheren Annahmen arbeiten müssen, denn mit herkömmlichen Methoden ist es derzeit nicht möglich, beatmungskritische Größen in der Lunge direkt zu messen oder zu berechnen. So kann es beispielsweise zu beatmungsbedingten Überdehnungen der Lunge kommen, die für den Patienten lebensbedrohliche Folgen haben können.

Genau hier setzt die Innovation des "EXIST"-Gründerteams " ebenbuild " um Dr. Kei Müller an. Das Projekt der Technischen Universität München wird aktuell mit " EXIST-Forschungstransfer " des BMWi gefördert. Die Gründer haben eine Software entwickelt, die einen digitalen "Zwilling" der Lunge für umfangreiche Computersimulationen erzeugt. Mithilfe dieser digitalen Lunge und modernster KI-Methoden kann eine auf den jeweiligen Patienten zugeschnittene künstliche Beatmung berechnet werden. Auf diese Weise sollen die Risiken einer Schädigung der Lunge stark reduziert werden.

Das ESF-Bundesprogramm "EXIST"

Ziel des ESF-Bundesprogramms " EXIST " ist es, das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu verbessern. Darüber hinaus sollen die Anzahl und der Erfolg technologieorientierter und wissensbasierter Unternehmensgründungen erhöht werden. "EXIST" umfasst drei Förderprogrammlinien:

  • Mit "EXIST-Forschungstransfer" werden herausragende forschungsbasierte Gründungsvorhaben, die mit aufwändigen und risikoreichen Entwicklungsarbeiten verbunden sind, gefördert.
  • Das "EXIST-Gründerstipendium" unterstützt die Vorbereitung innovativer Existenzgründungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen, insbesondere die Erstellung eines tragfähigen Businessplans und die Entwicklung marktfähiger Produkte und Dienstleistungen.
  • "EXIST-Gründungskultur" wird in Form eines Wettbewerbs "Die Gründerhochschule" durchgeführt. Ziel ist es, hochschulweite Gesamtstrategien zu entwickeln und diese umzusetzen, um eine Gründungskultur und mehr zu schaffen. Im November 2018 ist mit der Richtlinie " EXIST-Potentiale " eine neue Wettbewerbsrunde in "EXIST-Gründungskultur" gestartet. "EXIST-Potentiale" wird ausschließlich vom Bund gefördert.

Weitere Informationen zum ESF-Förderprogramm "EXIST" finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite des BMWi.

Auszug aus dem ESF-Newsletter