"Eye Build It Creator" - Augengesteuertes Kreativprogramm für mehr digitale Barrierefreiheit

Datum
13.08.2020

Das 3D-Kreativprogramm "Eye Build It Creator" ermöglicht es Nutzern mit körperlichen Beeinträchtigungen, durch intuitive Augensteuerung am Computer virtuelle Blöcke zu komplexen Strukturen zu kombinieren. Diese Modelle können dann mittels 3D-Druck zu realen Objekten werden. Seit Anfang April 2020 wird das mehrfach ausgezeichnete Start-up im Rahmen des "EXIST-Gründerstipendiums" durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.

Person sitzt an einem Monitor
Nutzer arbeitet am Monitor mit dem Eye Build It Creator © Adrian Wegener, Eye Build It

"Der "Eye Build It Creator" versetzt damit viele Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung in die Lage, sich kreativ zu betätigen, zu kommunizieren und physische Objekte zu erstellen," erläutert Adrian Wegener, Absolvent der Hochschule Trier und Erfinder des "Eye Build It Creators". "Enorme Entwicklungen und Kombinationen diverser Technologien wie Eye-Tracking, 3D-Druck, User Experience Design und Serious Games haben mir das Potenzial für inklusive Anwendungen aufgezeigt und mich zur Umsetzung des Programms inspiriert."

technisches Schaubild
Bildschirmansicht des Eye-Build-It-Creators mit User-Interface © Adrian Wegener, Eye Build It

Viele neue digitale Technologien mit Steuerungselementen wie Maus, Tastatur und Touch-Screen können von Menschen mit körperlichen Behinderungen nicht bedient werden, sind also massive digitale Barrieren. Indem das Programm es den Nutzer*innen ermöglicht, ohne physische Interaktion am Computer kreativ zu sein und komplexe Formen zu erstellen, leistet es einen wichtigen Beitrag für eine digitale Barrierefreiheit. Durch diese Form der Interaktion und die angebundene 3D-Druck Schnittstelle ergeben sich Chancen für neue Therapiemaßnahmen und barrierefreie Arbeitsplätze in unterschiedlichen Branchen und Berufsfeldern, zum Beispiel im Produktdesign, der Architektur oder der Animation.

Im Rahmen des "EXIST-Gründerstipendiums" fördert der Europäische Sozialfonds das Start-up. Seit dem 1. April 2020 werden für ein Jahr lang die Stipendien für die zwei Teammitglieder Adrian Wegener und Manuel Buß sowie Coaching- und Sachmittel im Gesamtwert von 95.000 € finanziert. Die Entwicklung des "Eye Build It Creators" findet in enger Zusammenarbeit mit der Hochschule Trier statt und wird durch die Mentorin Prof. Dr. Linda Breitlauch (Fachrichtungsleitung Intermedia Design, Hochschule Trier) und den Exist-Coach Peter K. Sanner (Gründer und CEO, areasix GmbH, Regionalvertreter RLP/Saar, Bundesverband Deutsche Startups e.V.) unterstützt. Darüber hinaus beraten fünf weitere interdisziplinäre Coaches regelmäßig das Projekt.

technischer 3D-Druck
3D-Druck eines im Eye Build-It Creators erstellten Objektes © Adrian Wegener, Eye Build It

Umfangreiche Tests haben bereits mit einzelnen Privatpersonen und in Zusammenarbeit mit Pflegeeinrichtungen stattgefunden, um die Grundfunktionen zu evaluieren. Das Programm wird seitdem weiterentwickelt und eine weitere größere Testphase in der zweiten Jahreshälfte vorbereitet. Dabei werden mit möglichst vielen Personen verschiedene Bedürfnisse erfasst und neue Funktionen getestet. Details und die Anmeldung zur nächsten Testphase finden sich auf der Webseite https://www.eye-build-it.com/usertestapply.

Die Resonanz auf das Projekt ist sehr positiv: So wurde der "Eye Build It Creator" beispielsweise bei der 18. Edition des European Youth Award von 20 Jurymitgliedern aus mehreren europäischen Ländern als eines der vielversprechendsten Projekte ausgezeichnet. Besonders gelobt wurden Kreativität, digitale Implementierung, Nachhaltigkeit und ökonomisches Potenzial.

Bei den World Summit Awards, die von mehr als 180 Staaten der Vereinten Nationen, privaten Organisationen und gesellschaftlichen sowie politischen Persönlichkeiten unterstützt werden, fiel der "Eye Build It Creator" ebenfalls positiv auf und errang eine Nominierung in der Kategorie "Young Innovators". Maßgeblich dafür ist der Beitrag des Projekts für gleich zwei Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen: Ziel 9 "Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung" sowie Ziel 10 "Ungleichheiten verringern".

Zur ESF-Förderung im Rahmen des "EXIST-Programms" bemerkt Prof. Dr. Linda Breitlauch von der Hochschule Trier: "Ich freue mich sehr, dass das hoch innovative Projekt, das wir als Fachrichtung schon seit Jahren begleiten, diese Förderung erhalten hat. Die Vielzahl an Auszeichnungen belegt, wie relevant die bisherige Arbeit des hoch ambitionierten Teams im gesellschaftlichen Kontext ist."

Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf der Webseite: https://www.eye-build-it.com

Das ESF-Bundesprogramm "EXIST"

Ziel des ESF-Bundesprogramms "EXIST" ist es, das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu verbessern. Darüber hinaus sollen die Anzahl und der Erfolg technologieorientierter und wissensbasierter Unternehmensgründungen erhöht werden. "EXIST" umfasst drei Förderprogrammlinien:

  • Mit "EXIST-Forschungstransfer" werden herausragende forschungsbasierte Gründungsvorhaben, die mit aufwändigen und risikoreichen Entwicklungsarbeiten verbunden sind, gefördert.
  • Das "EXIST-Gründerstipendium" unterstützt die Vorbereitung innovativer Existenzgründungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen, insbesondere die Erstellung eines tragfähigen Businessplans und die Entwicklung marktfähiger Produkte und Dienstleistungen.
  • "EXIST-Gründungskultur" wird in Form eines Wettbewerbs "Die Gründerhochschule" durchgeführt. Ziel ist es, hochschulweite Gesamtstrategien zu entwickeln und diese umzusetzen, um eine Gründungskultur und mehr zu schaffen. Im November 2018 ist mit der Richtlinie " EXIST-Potentiale " eine neue Wettbewerbsrunde in "EXIST-Gründungskultur" gestartet. "EXIST-Potentiale" wird ausschließlich vom Bund gefördert.

Weitere Informationen zum ESF-Förderprogramm "EXIST" finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite des BMWi.

Auszug aus dem ESF-Newsletter