Die Gesellenprüfung fest im Blick
- Datum
- 29.10.2020
Johannes Sturdza kann dank der Vermittlung durch das ESF-Programm "Passgenaue Besetzung" seine Ausbildung beenden. Sein neuer Ausbildungsbetrieb profitiert ebenfalls vom Beratungsangebot der Handwerkskammer für Unterfranken.
Die großen Fahrzeuge hatten es ihm im Praktikum damals gleich angetan. Also begann Johannes Sturdza nach dem Schulabschluss eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker mit dem Schwerpunkt Nutzfahrzeugtechnik. Das ist drei Jahre her. Mittlerweile befindet sich der 18-Jährige auf der Zielgeraden seiner Handwerksausbildung, im Frühjahr 2021 will er die Gesellenprüfung machen.

Doch noch vor wenigen Wochen stand genau das auf der Kippe, denn in Johannes Sturdzas Ausbildungsbetrieb hatte der Ausbildungsmeister gekündigt. Das Unternehmen konnte seine Ausbildung deshalb nicht fortführen. "In diesem Fall hat ganz konkret der Abbruch der Ausbildung gedroht, was natürlich weder im Sinne des Ausbildungsbetriebes noch des Auszubildenden ist", erläutert Erna Kleinhenz. Sie ist seit Februar 2020 als Beraterin der "Passgenauen Besetzung" der Handwerkskammer für Unterfranken in der Region Schweinfurt/Main-Rhön im Einsatz. Auf den Fall von Johannes Sturdza wurde sie durch ihre enge Zusammenarbeit mit der Ausbildungsberatung der Handwerkskammer aufmerksam.
Als Beraterin der "Passgenauen Besetzung" unterstützt Erna Kleinhenz Betriebe dabei, Ausbildungsplätze, Praktikumsstellen oder auch Einstiegsqualifizierungen mit geeigneten Bewerbern besetzen zu können. Die Berater*innen der "Passgenauen Besetzung" sind somit eine Art erweitertes Personalbüro für Betriebe. Erna Kleinhenz spricht ebenso Schüler*innen an und hilft ihnen beim Weg in eine Ausbildung im Handwerk. Auch Auszubildende wie Johannes Sturdza können das Angebot der "Passgenauen Besetzung" nutzen - etwa wenn, wie in seinem Fall, der erfolgreiche Abschluss der Ausbildung in Gefahr ist.
Beide Seiten profitieren
"Wir haben ein breites regionales Netzwerk. Davon können Unternehmen, Schüler und Auszubildende profitieren", bekräftigt Erna Kleinhenz. Für Johannes Sturdza fand sie in der Schweinfurter Niederlassung der NFZ-Franken einen Betrieb, in dem er seine Ausbildung nun abschließen kann. Der Betrieb wiederum hat nun eine weitere potentielle künftige Fachkraft im Team. Ein Punkt, der für Betriebsleiter Walter Voit besonders wichtig ist, der sagt: "Wir spüren den Fachkräftemangel bei Gesellen seit Jahren und hier kann ich nur gegensteuern, wenn ich selbst ausbilde."

Walter Voit und sein Team betreuen aktuell acht Auszubildende. "Im Fall von Johannes war es wichtig, ihn bestmöglich auf die Gesellenprüfung vorbereiten zu können. Dafür gab es für mich nur eine Lösung, nämlich ihn als Auszubildenden zu übernehmen", erklärt der Kfz-Meister. Zuvor hatte er gemeinsam mit Beraterin Erna Kleinhenz auch andere Lösungen erörtert, etwa Johannes Sturdza wochenweise in den Betrieb zu holen, um ihm wichtige Inhalte für die Prüfungsvorbereitung zu vermitteln. "Jeder Fall hat individuelle Voraussetzungen, für die wir in Zusammenarbeit mit unserer Ausbildungsberatung die passende Lösung finden möchten. Hier war es schließlich die Entscheidung, den Ausbildungsbetrieb ganz zu wechseln", so Erna Kleinhenz.
Eine klare Perspektive
In seinem neuen Ausbildungsbetrieb hat Johannes Sturdza nun die Möglichkeit, bis zur Gesellenprüfung noch wichtige Einblicke zu gewinnen. "Es ist bei uns immer sichergestellt, dass der Auszubildende von einem erfahrenen Gesellen angeleitet und begleitet wird. Unser Handwerk ist sehr vielfältig und das sollen die Auszubildenden in all seinen Facetten kennenlernen", sagt Walter Voit. Für Johannes Sturdza ist das definitiv ein Gewinn. "Ich konnte schon viel Neues lernen. Das fordert mich, macht aber auch sehr viel Spaß", berichtet er. Glücklich und motiviert geht der 18-Jährige nun die nächsten Monate an. Und für die Zeit nach der Gesellenprüfung zeigt Betriebsleiter Walter Voit ihm auch eine klare Perspektive auf: "Wer engagiert ist und Leistung zeigt, den möchten wir natürlich gerne als Gesellen übernehmen", sagt er. Eine Chance, die nun auch Johannes Sturdza hat.
Das Programm "Passgenaue Besetzung - Unterstützung von KMU bei der passgenauen Besetzung von Ausbildungsplätzen sowie bei der Integration von ausländischen Fachkräften"
Das Programm wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Ziel des Programms ist es, Ausbildungsplätze in kleinen und mittleren Unternehmen "passgenau" mit in- und ausländischen Jugendlichen zu besetzen und durch diesen Beitrag zur Sicherung des zukünftigen Fachkräftebedarfs die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen zu stärken. Gefördert werden Beratungsleistungen und Unterstützungsmaßnahmen der Handwerks-, Industrie- und Handelskammern, der Kammern der Freien Berufe sowie anderer gemeinnützig tätiger Organisationen der Wirtschaft.
Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite.