Zu sich selbst finden - manchmal hilft da nur die Einsamkeit
- Datum
- 11.02.2021
Mitten in Finnland, einsam an einem See in Nurmes (Nordkarelien), liegt das Zentrum "Hyvärilä Jugend- und Freizeitzentrum". In dem ehemaligen Bauernhof, der einem kleinen Dorf ähnelt, kommen das ganze Jahr Jugendliche und Menschen, die sich mit der Jugendarbeit befassen, zusammen. Auch Menschen aus Deutschland sind dabei. Zuletzt waren im Oktober 2020 Teilnehmer*innen des "IdA"-Projekts " Horisontti " für zwei Monate dort. Das finnische Fernsehen hat die Gruppe besucht und mit den Projektteilnehmenden gesprochen.
Die LeeWerk-WISA (gGmbH) aus Leer in Ostfriesland ist verantwortlich für das durch den ESF geförderte "IdA"-Projekt "Horisontti", das jungen Menschen Möglichkeiten bietet, Motivation für eine Ausbildung, Arbeit oder ein Studium zu finden. Die Teilnahme an dem Projekt dauert insgesamt sechs Monate und umfasst eine zweimonatige Vorbereitungszeit in Deutschland, ein zweimonatiges Praktikum im Ausland und zurück in Deutschland nochmal eine zweimonatige Nachbereitungszeit.
Seit 2015 arbeitet die LeeWerk-WISA mit der finnischen Partnerorganisation "Hyvärilä Nuoriso- ja matkailukeskus" - "Hyvärilä - Youth and Holiday Centre" unter dem Motto "Because the value of an experience is immeasurable" - "Weil der Wert einer Erfahrung unermesslich ist" - zusammen.
Durch die Teilnahme verlassen die Jugendlichen ihre gewohnte Umgebung, distanzieren sich von Dingen und Einflüssen, die ihre persönliche und berufliche Entwicklung hemmen, und verbessern so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Während der zwei Monate im Ausland werden sie eigenständiger und gewinnen an Selbstvertrauen. Sie sind anschließend besser in der Lage, sich erfolgreich um einen Ausbildungs-oder Arbeitsplatz zu bewerben. Während des gesamten Projekts - also auch in Deutschland - eignen sich die jungen Menschen nicht nur Erfahrung in dem jeweiligen Berufsfeld an, sondern verbessern auch ihre sozialen Kompetenzen wie Respekt, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit.

Im Jahr 2020 war nun Corona-bedingt alles etwas anders. Nachdem im Frühjahr eine Gruppe Jugendlicher durch den Ausbruch der Corona-Pandemie vorzeitig aus Finnland abreisen musste, hat der Projektträger es im Herbst erneut gewagt, Projekt-Teilnehmenden einen Aufenthalt zu ermöglichen. In der Vorbereitungszeit zum Auslandsaufenthalt wurden die 12 Teilnehmenden u.a. mit den Reisebestimmungen, Hygiene- und Quarantäneregelungen in Finnland vertraut gemacht, sodass jede*r wusste, worauf sie*er sich einlässt.
Dass trotz der der erschwerten Bedingungen durch die Pandemie eine Jugendgruppe im Oktober letzten Jahres nach Finnland reiste, weckte das Interesse des finnischen Fernsehsenders "Yle", der die Gruppe in Nurmes besuchte, um die Teilnehmenden bei ihren Aktivitäten zu begleiten und zu interviewen. Johanna (22 Jahre alt) erzählte von ihrem Lebensweg, der von vielen Hindernissen geprägt war, und möchte nun an sich und ihrer Zukunft arbeiten. Auch Meikel (21 Jahre alt) erhofft sich viele neue Erfahrungen, die ihn auf seinem Lebensweg voranbringen.
Die Ergebnisse der bisher durchgeführten Auslandsaufenthalte bestätigen die Arbeit des Projektes. Ca. 60 % der Teilnehmenden haben im Anschluss an ihre Projektteilnahme eine Ausbildung, Arbeit oder weiterführende Qualifizierung aufgenommen.
Die ESF-Integrationsrichtlinie Bund
Das Projekt wird im Rahmen der "ESF-Integrationsrichtlinie Bund", Handlungsschwerpunkt Integration durch Austausch (IdA) durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.
Ziel des Programms ist es, Personen mit besonderen Schwierigkeiten beim Zugang zu Arbeit oder Ausbildung stufenweise und nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Die ESF-Integrationsrichtlinie Bund hat drei Handlungsschwerpunkte:
- "Integration von Asylbewerberinnen, Asylbewerbern und Flüchtlingen (IvAF)"
- "Integration statt Ausgrenzung (IsA)"
- "Integration durch Austausch (IdA)"
Im Handlungsschwerpunkt "IdA" werden transnationale Mobilitätsmaßnahmen wie die im Beitrag beschriebene für die Zielgruppe der 18-bis 35-Jährigen gefördert, in deren Rahmen die Teilnehmenden ein betriebliches Praktikum im europäischen Ausland absolvieren. Zentraler Bestandteil ist ein zwei- bis sechsmonatiger begleiteter Auslandsaufenthalt mit einem betrieblichen Praktikum, der eingebunden ist in eine individuelle Vor- und Nachbereitung in Deutschland. Die Integration der Zielgruppe in Arbeit oder Ausbildung wird in der Nachbereitungsphase durch eine abgestimmte Zusammenarbeit zwischen regionalen Arbeitsverwaltungen und Kooperationsbetrieben sichergestellt.
Weitere Informationen zur Richtlinie finden Sie auf der ESF-Website.
Den Film in Originalsprache können Sie sich unter folgendem Link ansehen: https://yle.fi/uutiset/3-11608716
Eine sinngemäße Übersetzung des finnischen Films können Sie auf der Projektwebsite nachlesen.