Zukunftsfähigkeit sichern mit "Diakonie 4.0"

Datum
27.04.2021

"Was muss sich in der Sozialwirtschaft heute verändern, um morgen attraktiv und arbeitsfähig zu sein?", lautete die zentrale Frage im Rahmen einer zweistündigen Online-Zukunftskonferenz, mit der das Diakonische Werk Evangelischer Kirchen Mitteldeutschland e.V. am 23.03.2021 den Projektabschluss des "rückenwind+"-Projekts " Diakonie 4.0 - Wert & Wandel diakonischer Arbeit aktiv gestalten " feierte. Den inhaltlichen Ausblick auf die Projektergebnisse leiteten ein Grußwort von Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg (Bundesministerium für Arbeit und Soziales) und eine gemeinsame Austauschrunde mit Teilnehmenden ein.

Eine virtuelle, symbolische Übergabe der Teilnehmenden-Zertifikate in Form eines Stop-Motion-Films ehrte die 42 Fach- und Führungskräfte, die im Rahmen des Projekts qualifiziert wurden und bereits erste Praxisprojekte in ihren Einrichtungen umgesetzt haben.

Ein Mann sitzt vor einer EU- und Deutschlandfahne
Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg (BMAS) im Rahmen der Zukunftskonferenz "Diakonie 4.0" © Diakonische Werk Evangelischer Kirchen Mitteldeutschland e.V.

"Es gibt einen Wandel in der Demografie, in der Arbeitswelt, der Technik, der Digitalisierung. Und Aufgabe des Bundesarbeitsministeriums ist es, unsere Gesellschaft zukunftsfähig zu halten, diesen Wandel aktiv zu gestalten und dafür auch ganz konkret Geld zur Verfügung zu stellen", betonte Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg gleich zum Einstieg in die Online-Zukunftskonferenz "Diakonie 4.0". Gerade in den personenbezogenen Dienstleistungen böte die Digitalisierung große Chancen, um Träger fit für eine Arbeitswelt 4.0 zu machen, so Schmachtenberg und unterstrich: "Das ["rückenwind+"-] Projekt hat hier hervorragend gezeigt, was alles möglich ist".

Thomas König, Projektleiter von "Diakonie 4.0", erinnerte in seinen Begrüßungsworten daran, dass auch das Projektteam von "Diakonie 4.0" selbst vor der Herausforderung stand, digitale Lösungen für die eigene Projektarbeit zu finden. Nahtlos mussten Anfang 2020 vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie alle in Präsenz geplanten Qualifizierungs- und Begleitangebote online umgesetzt werden.

Eine wichtige Voraussetzung für das Weiterarbeiten sei es gewesen, dies nicht als Defizit erlebt zu haben, so König in der Rückschau und betonte weiter: "Rahmenbedingungen ändern sich, und wir müssen diese Rahmenbedingungen annehmen. Je früher wir das tun, desto mehr Chancen können wir auch darin sehen." Eine Haltung zum Wandel, die gut zu einem Projektvorhaben passt, das Personal- und Organisationsentwicklungskonzepte in diakonischen Einrichtungen erarbeitet und erprobt, die auf eine agile Arbeitsorganisation und Teamkommunikation setzen.

Ringbuch mit Illustration
Logo "rückenwind+"-Projekt "Diakonie 4.0" © Diakonische Werk Evangelischer Kirchen Mitteldeutschland e.V.

Ziele und Inhalte "Diakonie 4.0"

Seit November 2018 hat das Projektteam "Diakonie 4.0" über eine Förderlaufzeit von zweieinhalb Jahren mit 42 Fach- und Führungskräften aus 21 Unternehmen die hierarchieübergreifende Sensibilisierung der Beschäftigten in den Mitgliedseinrichtungen zum Thema Digitalisierung und Arbeiten 4.0 verfolgt und Handlungsansätze zur Anpassung von Führungs- und Unternehmenskultur entwickelt.

In einem Mix aus Qualifizierungsmodulen, Lernwerkstätten und Praxisprojekten arbeiteten dabei je zwei Mitarbeitende aus einem Unternehmen als Tandem zusammen. Unterstützt wurden die Tandems von erfahrenen Prozessbegleiter*innen. Themen in den einzelnen Einrichtungen waren: Methoden agilen Arbeitens in der Sozialen Arbeit, Wertewandel der Generationen, selbstorganisierte Arbeitszeitgestaltung, kompetenzorientierte Führungsmodelle oder Kommunikation und Zusammenarbeit im Team.

Videokonferenz mit mehreren Personen
Teilnehmende der Zukunftskonferenz "Diakonie 4.0", symbolische Zertifikatsvergabe "Diakonie 4.0" © Diakonische Werk Evangelischer Kirchen Mitteldeutschland e.V.

Pilotprojekte "Arbeit 4.0 & Digitalisierung"

"Diakonie 4.0" ist eines der ersten 16 Pilotprojekte (siehe ESF-Newsletter Dezember 2018), die im ESF-Programm "rückenwind+" 2018 unter dem neu entwickelten Themenschwerpunkt "Arbeit 4.0 & Digitalisierung" an den Start gegangen sind und nun ihre Erfahrungen teilen. Und die damit zentrale Bedarfe der Branche aufgreifen: "Mittlerweile adressieren über die Hälfte der insgesamt rd. 150 Förderprojekte in "rückenwind+" den Themenschwerpunkt. Und auch in der Sozialwirtschaft allgemein ist Digitalisierung und eine Arbeitswelt 4.0 längst kein Nischenthema mehr, sondern muss als zentrale Herausforderung und als Chance verstanden werden, um den Fachkräftemangel zu bewältigen", fasste Bettina Wegner, Leiterin der Regiestelle für das ESF-Programm "rückenwind+" in ihrem Impuls zum Ende der Zukunftskonferenz die Entwicklung des Förderprogramms zusammen. Ein Grund hierfür sei die Erkenntnis, dass Digitalisierung eng mit anderen relevanten Themen der Organisationsentwicklung verwoben ist, so die Programmerfahrung, etwa mit Diversity Management, mit Lebensphasen- und Geschlechtergerechtigkeit, mit Weiterbildungs- und Karriereförderung oder Führungskultur und Teamkommunikation.

Sozialwirtschaft der Zukunft

Die Notwendigkeit einer stärkeren Verknüpfung dieser Themenfelder im Bereich Personal- und Organisationsentwicklung war auch der gemeinsame Tenor einer Austauschrunde des Staatssekretärs mit Projektteilnehmenden und -umsetzenden im Rahmen der Zukunftskonferenz Diakonie 4.0. "Divers", "agil", "digital" wünschten sich die Teilnehmenden der Qualifizierung eine Sozialwirtschaft der Zukunft, die attraktive Arbeitsbedingungen für immer heterogenere Beschäftigtengruppen anbieten kann. Dafür brauche es einen ernstzunehmenden "Kulturwandel" in Einrichtungen und Organisationen, so die Erfahrung der Teilnehmenden, ein "Mehr" an Fehlerfreundlichkeit, Prozessorientierung, Wertschätzung und Beteiligung in den Unternehmen sowie eine entsprechend veränderte Grundhaltung in den Führungsetagen.

ESF-Förderprogramme wie "rückenwind+" ermöglichen hier notwendige Experimentierräume für passgenaue Erprobungs- und Veränderungsprozesse. Gleichzeitig multiplizieren "rückenwind+"-Projekte Erfahrungen und Ergebnisse, die auch für andere Unternehmen in der Sozialwirtschaft hohe Relevanz haben (s.a. Online-Reihe "Türen öffnen für den digitalen Wandel").

Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg stellte auch deshalb eine Weiterentwicklung der Programmerfahrungen "rückenwind+" in der ESF Plus-Förderperiode 2021-2027 in Aussicht: "Wir wollen aufgrund der guten Erfahrungen mit Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen in ähnlichen Einrichtungen und Projekten das ESF-Programm "rückenwind+" fortsetzen". Die Veröffentlichung einer neuen Programmrichtlinie im Rahmen des ESF Plus sei ab dem 4.Quartal 2021 geplant.

Die Zukunftskonferenz "Diakonie 4.0" wurde live auf YouTube übertragen und steht als Aufzeichnung zur Verfügung.

Das ESF-Programm "rückenwind+ - Für die Beschäftigten und Unternehmen in der Sozialwirtschaft"

Das ESF-Programm "rückenwind+ - Für die Beschäftigten und Unternehmen in der Sozialwirtschaft" (kurz: "rückenwind+") ist ein im Jahr 2015 gestartetes Förderprogramm zur Fachkräftesicherung in sozialen Berufsfeldern. Ansatzpunkt ist die Personal- und Organisationsentwicklung in Unternehmen und Verbänden der gemeinnützigen Sozialwirtschaft. Ziel der Förderung ist die Verbesserung der Anpassungs- und Beschäftigungsfähigkeit der Beschäftigten in der Sozialwirtschaft in Verbindung mit einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Organisationsstrukturen in den Einrichtungen, Diensten und Verbänden. Das Förderprogramm wurde gemeinsam vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und der BAGFW entwickelt. Gefördert wird es aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und aus Bundesmitteln. Die Programmlaufzeit "rückenwind+" endet am 30.09.2022.
Eine Antragstellung ist aktuell nicht mehr möglich.

Weitere Informationen zum Programm "rückenwind+" finden Sie auf dem ESF-Webportal, auf der Programmwebsite sowie auf Twitter.

Kontakt: regiestelle@bag-wohlfahrt.de

Auszug aus dem ESF-Newsletter