Das ESF-Bundesprogramm "Perspektive Wiedereinstieg - Potenziale erschließen" - eine Bilanz nach mehr als zwölf Jahren Laufzeit

Datum
16.12.2021

Nach über zwölf Jahren läuft das mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützte Bundesprogramm " Perspektive Wiedereinstieg " zum 31. Dezember 2021 aus. Es wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit durchgeführt. Bei der Abschlussveranstaltung am 7. Oktober zogen knapp 150 Teilnehmende eine rundweg positive Bilanz. Die Abschlussveranstaltung fand als hybrides Format statt: ca. 70 Teilnehmende waren im Berliner Umweltforum vor Ort, 80 weitere Personen waren per Livestream zugeschaltet.

Zu den Teilnehmenden der Abschlussveranstaltung gehörten Mitarbeitende der Träger, von Jobcentern und Arbeitsagenturen sowie Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Die erreichten Ziele des Programms wurden vorgestellt und Fragen diskutiert: Was wurde für die Gleichstellung von Frauen und Männern im Erwerbsleben erreicht? Welche Maßnahmen müssen zukünftig ergriffen werden? Und welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?

Grußworte der Bundesgleichstellungsministerin und der Leiterin des Geschäftsbereichs Arbeitsmarkt in der Bundesagentur für Arbeit

Bundesgleichstellungsministerin Christine Lambrecht würdigte in ihrem Grußwort den Einsatz der vielen Projektbeteiligten: "Nach zwölf Jahren, nach tausenden von Beratungsstunden ziehen Sie heute Bilanz. Und die kann sich sehen lassen! Sie haben rund 17.000 Menschen beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben unterstützt. Sie haben den Frauen - und auch den Männern - Mut gemacht und ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Ich danke Ihnen für Ihren großartigen Einsatz."

Dr. Nicole Cujai, Leiterin des Geschäftsbereichs Arbeitsmarkt in der Bundesagentur für Arbeit, verwies auf drei wesentliche, nachhaltige Impulse aus zwölf Jahren "Perspektive Wiedereinstieg": Die im Programm entwickelte flexible Qualifizierung sei Dank des Blended-Learning-Szenarios "PWE@online" mit der individuellen Lebenssituation von Wiedereinsteigenden vereinbar. Die Bundesagentur für Arbeit habe zudem verschiedene Elemente des Programms in ihr Beratungsangebot aufgenommen. Außerdem habe sich die verstärkte Netzwerkarbeit aller ESF-Standorte bundesweit sowie der Einfluss des Lotsenportals www.perspektive-wiedereinstieg.de und der XING-Gruppe "Perspektive Wiedereinstieg: Klick dich rein - für neue Wege" positiv auf die Vernetzung ausgewirkt.

Erkenntnisse aus dem ESF-Bundesprogramm

Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben und die Stiftung SPI, die das ESF-Programm administrativ bzw. fachlich-inhaltlich begleiten, präsentierten aktuelle Zahlen aus der laufenden ESF-Förderperiode sowie wichtige Erkenntnisse aus der Programmumsetzung. Das Programm habe mit seinen Handlungsfeldern und Zielgruppen stets die gesellschaftlichen Entwicklungen aufgegriffen, sein Modellcharakter sei mit viel Engagement und Ideenreichtum vorangetrieben worden. In der Dach-Evaluation vom Mai 2020 zur ESF-Förderperiode 2014-2020 wurde hervorgehoben, dass im Programm "Perspektive Wiedereinstieg" insbesondere die Mobilisierung von Teilnehmenden als Fachkräfte gelinge. Die erwartete Zahl an Teilnehmenden im ESF-Bundesprogramm wurde insgesamt übertroffen und 68,5 Prozent von ihnen konnten in der aktuellen Förderperiode erfolgreich in ein Beschäftigungsverhältnis vermittelt oder für den Arbeitsmarkt aktiviert werden.

Vorstellung der Abschlussveröffentlichung

Das für das ESF-Bundesprogramm zuständige Referat "Arbeitsmarkt" im BMFSFJ stellte die Abschlussveröffentlichung zum Programm vor. Schwerpunkte der über 170-seitigen digitalen Broschüre (interaktives PDF) sind die Themen Bewerbung, Coaching (analog und digital), E-Learning, Ländlicher Raum, Netzwerken und Unternehmen. Hierzu finden sich jeweils Einzelbeiträge der Projektträger, in denen diese ihre Erfahrungen und Best-Practice-Tipps vorstellen. Dem Baustein "PWE@online" mit seinen Blended-Learning-Szenarien ist ein eigener Beitrag gewidmet. Die Abschlussveröffentlichung ist auf der Internetseite des BMFSFJ als PDF abrufbar und kann außerdem beim Publikationsservice des BMFSFJ bestellt werden (Flyer mit USB-Stick).

Darüber hinaus wurden öffentlichkeitswirksame Aktivitäten der Projektträger der vergangenen Monate gewürdigt. Dazu gehört die Social-Media-Kampagne "PWE bringt den Stein ins Rollen", die bundesweit eine große mediale Reichweite auf den jeweiligen Online-Kanälen des Aktionsprogramms und der ESF-Standorte erzielte und durch die neuen Teilnehmerinnen akquiriert werden konnten. Außerdem zählen dazu die "Corona-Spezial"-Beiträge mehrerer Projektträger auf dem Lotsenportal www.perspektive-wiedereinstieg.de und im ESF-Newsletter sowie die Teilnahme von ESF-Standorten an der Digitalen Messe "women&work".

Das BMFSFJ wird das Lotsenportal www.perspektive-wiedereinstieg.de nach dem Ende des ESF-Bundesprogramms unter der URL "www.perspektiven-schaffen.de" fortführen und dort weiterhin Informationen zu aktuellen Themen der Gleichstellung im Erwerbsleben bereitstellen.

Blitzlicht-Keynote 1: Prof. Dr. Katharina Wrohlich, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) e.V.

Frau Prof. Dr. Katharina Wrohlich befasste sich in ihrer Keynote mit dem Stand der Gleichstellung im Erwerbsleben: Obwohl Deutschland mittlerweile innerhalb der EU mit die höchste Frauen-Erwerbsquote habe, gebe es am Arbeitsmarkt immer noch große Geschlechterungleichheiten. So sei der Erwerbsumfang bei Frauen häufig immer noch gering, vor allem in Westdeutschland. Die Tendenz sei zwar steigend, doch der Anstieg der Erwerbsbeteiligung von Frauen habe fast ausschließlich in Teilzeitbeschäftigung stattgefunden. Zudem gebe es eine ungleiche Verteilung der Sorgearbeit zu Lasten von Frauen (Gender Care Gap). Die Gleichstellung im Erwerbsleben müsse deshalb mit der Gleichstellung im Bereich der unbezahlten Sorgearbeit einhergehen. Es gelte, mehr Anreize für eine gleichmäßigere Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen zu setzen.

Blitzlicht-Keynote 2: Prof. Dr. Martina Schraudner, Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation (CeRRI) und Technische Universität Berlin

Frau Prof. Dr. Martina Schraudner widmete sich in ihrer Keynote der Frage, welche Chancen aus der Digitalisierung für den Arbeitsmarkt und für die Erwerbstätigkeit von Frauen erwachsen. So entstünden neue Berufe und es könnten sich ganz neue Branchen bilden. Die Unternehmenskultur werde sich ebenfalls verändern. Frauen müssten jetzt schon für diese Veränderungen vorbereitet werden. Es gehe daher um eine proaktive Gestaltung von Chancengleichheit, in der Frauen bereits jetzt und mit Unterstützung mehr Kenntnisse in der Digitalisierung erwerben, damit Segregationen in der Arbeitswelt vermieden werden können.

Podiumsdiskussion "Wie geht es weiter mit der Chancengerechtigkeit im Erwerbsleben?"

In der Podiumsdiskussion tauschten sich Prof. Dr. Martina Schraudner, Silke Raab vom DGB, Abteilung Frauen, Gleichstellungs- und Familienpolitik, sowie Thomas Fischer, Leiter des Referats "Arbeitsmarkt" im BMFSFJ, darüber aus, welche weiteren Maßnahmen notwendig sind, um die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt zu verwirklichen. Auch hier wurde noch einmal festgestellt, dass die gleichmäßigere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern ein wesentlicher Aspekt ist, um Frauen eine bessere Teilnahme am Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Prof. Dr. Schraudner wies zudem darauf hin, dass aufgrund des Wandels der Arbeitswelt durch die Digitalisierung neue berufliche Möglichkeiten für Frauen entstehen können, auch in bisher überwiegend von Männern ausgeübten Berufen.

Videos von verschiedenen ESF-Standorten

Zwischen den einzelnen Programmpunkten wurden Videos von den PWE-Standorten Augsburg, Eisenach, Kiel, Lauchhammer und Mainz gezeigt. Mit ihrer ansprechenden Darstellung der einzelnen Standorte, der Tätigkeiten der Projektmitarbeitenden vor Ort, der Erfahrungen einzelner Teilnehmenden und der lokalen Besonderheiten bildeten sie einen gelungenen Rahmen für die Veranstaltung.

Eine Dokumentation der Veranstaltung findet sich hier.

Das ESF-Bundesprogramm "Perspektive Wiedereinstieg - Potenziale erschließen" (PWE)

Das Programm "Perspektive Wiedereinstieg - Potenziale erschließen" wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Das Programm unterstützt bis Ende 2021 Träger- und Trägerverbünde dabei, Frauen und Männern nach einer familienbedingten Erwerbsunterbrechung mit Aktivierungs-, Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen die Rückkehr in das Berufsleben zu erleichtern.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Website des Programms.

Auszug aus dem ESF-Newsletter