Transformation gelingt nur gemeinsam

Datum
31.08.2021

Im Rahmen der virtuellen Abschlusstagung des ESF-Projekts "Flexibilität und Vielfalt fördern" diskutierte Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, mit den Teilnehmenden über die Herausforderungen der Transformation und der Digitalisierung in den Produktionsbereichen der Automobilindustrie.

Wie gelingen erfolgreiche Veränderungsprozesse? Die Automobilindustrie befindet sich mitten im Umbruch - und damit ist nicht allein die technische Umstellung auf E-Mobilität gemeint. Das Projekt " Flexibilität und Vielfalt fördern " der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF Berlin) legt dabei, in Kooperation mit dem Volkswagen Konzern, einen Fokus auf Möglichkeiten des zeit- und ortsflexiblen Arbeitens.

Was in der Vergangenheit eher als Gleichstellungsthema betrachtet wurde, wird zunehmend zu einer Frage der ökonomischen Notwendigkeit. Flexibles Arbeiten in Verbindung mit technologischem Fortschritt z.B. durch den größeren Einsatz von Robotik oder Automatisierung kann gleichzeitig zu mehr Chancengleichheit und beruflicher Gleichstellung von Frauen und Männern führen. Für die Zukunft gewappnet zu sein und zugleich die Attraktivität der Arbeitsplätze in der Produktion zu erhöhen, sind für Unternehmen wichtige Ziele. "Unser Kernanliegen ist es, für alle Beschäftigten - auch im Bereich der Fertigung - attraktive Lösungen zur vereinbarkeitsfreundlichen Arbeitszeitgestaltung zu entwickeln", so Elke Heitmüller, Head - Group Diversity Management der Volkswagen AG. Dabei stehe ein Projekt wie "Flexibilität und Vielfalt fördern" für die proaktive Mitgestaltung künftiger Anforderungen.

Bedarfs- und zukunftsorientiert: Geben und Nehmen

Staatssekretär Dr. Schmachtenberg wies auf die BMAS-Prognose "Digitalisierte Arbeitswelt" hin, nach der in den nächsten 20 Jahren rund 3,6 Mio. Arbeitsplätze neu entstehen und zugleich rund 5,3 Mio. Arbeitsplätze im Vergleich zu heute wegfallen werden (dabei sind die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie bereits mit einbezogen.) Allerdings geschieht der Auf- und Abbau nicht in denselben Branchen.

Weiterbildung wird deshalb eine zentrale Rolle spielen, um Kompetenzen der Mitarbeiter*innen anzupassen, zu erweitern und so Fachkräfte zu sichern. In der Nationalen Weiterbildungsstrategie ist dazu eine Reihe von Maßnahmen festgehalten - darunter auch die voraussichtlich im Januar 2022 erfolgende Neuauflage der "ESF-Sozialpartnerrichtlinie". Über einen adäquaten Zugang für alle Beschäftigten zu Weiterbildung und Entwicklungschancen sollen Fachkräfteengpässe vermieden werden. Dazu müssen passgenaue Angebote für den individuellen Kompetenzaufbau gemacht und eine lernförderliche Arbeitsgestaltung im Betrieb gefördert werden.

"Uns als Betriebsrat ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ein großes Anliegen, vor allem auch in den Fertigungsbereichen. Im Projekt entstanden in Zusammenarbeit mit unseren Beschäftigten vielversprechende Ansätze. Jetzt gilt es, diese zu erproben und in die Umsetzung zu bringen", betont Susanne Preuk als Mitglied des Volkswagen (Konzern-) Betriebsrates und Vorsitzende des Ausschusses für Chancengleichheit, Gleichstellung und Vereinbarkeit.

Dazu müssen alle Beteiligten von der Leitungsebene über den Betriebsrat bis hin zu den Mitarbeiter*innen in der Fertigung - also den Fachkräften, die ja direkt von der Transformation betroffen sind - aktiv und durch stetigen Dialog mitmachen. "Gegenseitiges Vertrauen und die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden innerhalb des Teams ist die Basis für die Akzeptanz und ein gelungenes Miteinander - in einem zukunftsorientierten Unternehmen", so Dr. Helga Lukoschat, Vorstandsvorsitzende der EAF Berlin.

Zum Projekt

Das Projekt "Flexibilität und Vielfalt fördern" wird im Rahmen der ESF-Sozialpartnerrichtlinie " Fachkräfte sichern: weiter bilden und Gleichstellung fördern " vom BMAS und dem ESF gefördert.

  • Laufzeit: August 2018 - Dezember 2020, verlängert bis Juni 2021
    (COVID-19)
  • Zwei Pilotphasen:
    - Volkswagen Group Components, Kassel: Alternative Antriebe
    - Volkswagen AG, Werk Wolfsburg: Lackiererei
  • Rund 127 Teilnehmende seit Beginn des Projekts
  • Projektträgerin: EAF Berlin
  • In Zusammenarbeit mit: Diversity Management, Betreiber, Betriebsrat, Personal- und Gesundheitswesen und Weiteren

Die ESF-Sozialpartnerrichtlinie "Fachkräfte sichern: weiter bilden und Gleichstellung fördern"

Mit der ESF-Sozialpartnerrichtlinie "Fachkräfte sichern: weiter bilden und Gleichstellung fördern" unterstützt das BMAS die Anstrengungen der Sozialpartner und betrieblichen Akteure bei der Fachkräftesicherung und Anpassung an den demografischen und technologischen Wandel. Das Programm wurde in enger Abstimmung mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) entwickelt, begleitet und umgesetzt. In der laufenden ESF-Förderperiode 2014-2020 sind im Rahmen der Sozialpartnerrichtlinie bisher bundesweit rund 170 Projekte gestartet. Über die direkte Arbeit in Betrieben und mit ihren Beschäftigten zielen die Projekte auf den Ausbau nachhaltiger Weiterbildungsstrukturen in Unternehmen und die Verbesserung der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt. Die Regiestelle "Fachkräfte sichern", eine Arbeitsgemeinschaft des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) und des DGB Bildungswerks, begleitet die organisatorische und inhaltliche Umsetzung der Initiative.

Weitere Informationen zum Programm "Fachkräfte sichern" finden Sie auch auf dem ESF-Programmportal sowie auf der Programmwebsite.

Auszug aus dem ESF-Newsletter