Medizinisches Kompetenztraining mit Spaßfaktor

Datum
31.03.2022

Im ESF-geförderten "IQ" Netzwerk Mecklenburg-Vorpommern ist für internationale Ärzt*innen ein vielseitiges Qualifizierungsprogramm im Blended-Learning-Format entstanden, das zur Auffrischung medizinischer Kenntnisse auf Staatsexamensniveau dient und zusätzlich interkulturelle Kompetenzen fördert. Dabei setzen die Lernmodule in diesem hochspezialisierten fachsprachlichen Bereich didaktisch auch auf Lernen mit Spaßfaktor.

Mit dem Förderprojekt "IQmed MV - Kompetenztraining für internationale Ärzt*innen" unterstützt die Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern bereits seit 2015 Ärzt*innen auf dem Weg zur vollen Anerkennung ihrer internationalen Qualifizierungen in Deutschland. Das Kompetenztraining umfasst Fach- und Praxisseminare, Fallbesprechungen, Veranstaltungen zum Gesundheitswesen und zu haftungsrechtlichen Fragen sowie interkulturelle Seminare.

Um im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern eine möglichst große Anzahl von Teilnehmenden zu erreichen und Lerneffekte zu optimieren, wird ein vielseitiges Qualifizierungsprogramm in Kombination aus digitalen E-Learning- sowie Präsenzformaten angeboten ("Blended-Learning"). Dabei werden nicht nur medizinische Kenntnisse auf Staatsexamensniveau aufgefrischt, sondern auch kommunikative und interkulturelle Kompetenzen praxisnah trainiert und nachhaltig gesichert.

Innovativ durch flexibles Lernen

Das Kompetenztraining richtet sich an alle ausländischen Ärzt*innen, die die Fachsprachenprüfung auf der Stufe C1 zur Erlangung der Approbation oder Berufserlaubnis ablegen möchten. Zudem bereitet es sprachlich auf den Klinikalltag in Deutschland vor. Durch das Blended-Learning-Format erhöht sich die Reichweite des Angebots; außerdem wird eine Verbesserung des Lernmaterials für den Bereich "Deutsch für Mediziner*innen" auf dem Niveau B2/C1 angestrebt. "Die Innovation liegt vor allem in der Verbindung von Präsenzunterricht, digitalen Selbstlernmodulen und Hybrid-Veranstaltungen. Die asynchronen Lehr- und Lernmaterialien können zeit- und ortsunabhängig bearbeitet werden", betont Danny Bever, Projektkoordinator des Teilprojekts "IQ medMV". Dadurch sind auch unter Pandemiebedingungen eine Teilnahme sowie die bessere Vereinbarkeit von Familie und Bildung möglich.

E-Learning mit 14 Selbstlernmodulen

Aktuell bietet das Kompetenztraining 14 Selbstlernmodule, sogenannte Web Based Trainings (WBT), an. Die Module können über das Internet bequem jeweils in etwa 30 Minuten bearbeitet werden und bieten spannendes Lernmaterial mit wenig Lesetexten sowie vielen Grafiken an. Audiodateien, kleine Videos und Animationen erwecken Dialoge mit Patient*innen "zum Leben", sensibilisieren vor allem für Problemsituationen auf kommunikativer Ebene und bieten spezifische Lösungsvorschläge an. Durch die Kombination aus "Education" und "Entertainment" ("Edutainment") setzen die Module in diesem hochspezialisierten fachsprachlichen Bereich auch auf Lernen mit Spaßfaktor. Die Lernenden werden dabei von vier virtuellen Ärzt*innen beispielsweise durch Module wie "Empathie im Patientengespräch" oder "Schmerzen erfragen" begleitet. So stellen die virtuellen Kolleg*innen beispielhaft Dialoge mit Patient*innen vor und erklären umgangssprachliche Ausdrücke wie "Die*der Patient*in fühlt sich wie gerädert" oder "Die*der Patient*in möchte nicht unters Messer". In dem Lernmodul "Empathie im Patient*innengespräch" geht es darum, deutlich zu machen, wie wichtig zugewandte sensible Kommunikation zwischen behandelnden Ärzt*innen und Patient*innen ist und zentrale Strategien für eine empathische Gesprächsführung zu entwickeln. Kurze Filmsequenzen führen in das anspruchsvolle Thema ein. Zahlreiche motivierende Übungen vertiefen Inhalt, Wortschatz und Grammatik. Ein abschließender Test festigt das erworbene Wissen nachhaltig.

Die Lerninhalte werden durch sehr unterschiedliche Übungen trainiert, zum Beispiel mit Arbeits- und Übungsblättern zur Grammatik und zum Wortschatz für die Anamnese und körperliche Untersuchung oder zu Patientenrechten. Außerdem bietet das Projekt für Lehrende, die einen Kurs für internationale Ärzt*innen leiten und auf die Fachsprachenprüfung oder die Kenntnisprüfung vorbereiten, eine digitale Mediathek mit Arbeits- und Übungsblättern, Videos und ausgewählten Unterrichtsentwürfen an. Für die Online-Module gibt es jährlich mittlerweile mehr als 100 Anmeldungen, etwa ein Viertel davon sind Dozent*innen, die die modernen Lehr- und Lernangebote erfolgreich in ihre eigenen Curricula integrieren. Der E-Learning-Ansatz überzeugte das "IQ" Good Practice-Gremium im Auswahlschwerpunkt "Virtuelle Formate im Förderprogramm IQ". Das Gremium setzt sich aus Vertreter*innen der Regionalverbünde Nord/Ost/Süd der "IQ" Landesnetzwerke, den fünf "IQ" Fachstellen sowie des BMAS und des Multiplikatorenprojekt Transfer in "IQ" (MUT IQ/ebb GmbH) zusammen.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie im "IQ Good Practice" Infoblatt.

Good Practice im Förderprogramm "IQ"

Zu allen innovativen, nachhaltigen sowie transferfähigen Ansätzen von "IQ" Teilprojekten und ihre erfolgreichen Umsetzungen erstellt das Förderprogramm "IQ" Infoblätter. Schon in der Förderrunde 2015-2018 wurden insgesamt 38 "IQ Good Practice"-Infoblätter verfasst. Die Reihe der Infoblätter wird in der aktuellen Förderperiode 2019-2022 fortgesetzt und für den systematischen Transfer in vier verschiedenen Handreichungen an Arbeitsverwaltungen, Beratungsstellen, Bildungsdienstleister und Unternehmen aufbereitet. Ziel ist es, dass erprobte Ansätze wie z. B. Konzepte oder Formate innerhalb und außerhalb des Förderprogramms "IQ" weiter genutzt, verbreitet und nachhaltig verankert werden. Seit dem Jahr 2021 werden insbesondere virtuelle Formate in "IQ" ausgezeichnet.

Alle bisher veröffentlichten 55 Ausgaben der "IQ Good Practice-Reihe" stehen online zum Download zur Verfügung.

Illustration Arztzimmer
IQ Good Practice: E-Learning in "Kompetenztraining für internationale Ärzt*innen" © Förderprogramm IQ/RockAByte GmbH

Das ESF-Förderprogramm "IQ"

Das ESF-Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)" arbeitet seit 2005 an der Zielsetzung, die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Von zentralem Interesse ist, dass im Ausland erworbene Berufsabschlüsse - unabhängig vom Aufenthaltstitel - häufiger in eine bildungsadäquate Beschäftigung münden.

Das in allen 16 Bundesländern mit rund 400 Teilprojekten aktive Förderprogramm "IQ" hat sich in den vergangenen Jahren als wichtige Adresse für Zugewanderte und Geflüchtete erwiesen, die eine Arbeitsmarktintegration anstreben. Es wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit. Weitere Informationen zum ESF-Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)" finden Sie auf dem ESF-Portal sowie auf der Website des Programms.

Auszug aus dem ESF-Newsletter