Sozialpartnerbeirat als Erfolgsfaktor für den Wissens- und Ergebnistransfer
- Datum
- 04.08.2022
Das ESF-geförderte Projekt "RehaKompetenz" ermöglicht agile Personalentwicklung in Unternehmen der beruflichen Rehabilitation. Für den Wissens- und Ergebnistransfer wurde ein Sozialpartnerbeirat gegründet.
Im Fokus des Projekts stand die Entwicklung, Erprobung und modellhafte Implementierung eines agilen, kompetenzbasierten Personalentwicklungskonzepts. Im Zeitraum von April 2019 bis März 2022 qualifizierten sich 65 Mitarbeitende der Berufsförderungswerk Thüringen GmbH, darunter Führungskräfte und betriebliche Sozialpartner, um den Aufbau nachhaltiger Personalentwicklungsstrukturen in dem Unternehmen der beruflichen Rehabilitation voranzutreiben. Ein zentraler Erfolgsfaktor war der transparente Wissens- und Ergebnistransfer mithilfe des eigens gegründeten Sozialpartnerbeirats.
Das Projekt im Überblick
Auf der Grundlage einer zu Beginn durchgeführten Analyse der individuellen Kompetenzen wurden die Lern- und Qualifizierungsbedarfe für drei Zielgruppen abgeleitet (Führungskräfte, Mitarbeitende aller Unternehmensbereiche und betriebliche Sozialpartner). In agilen Lern- und Arbeitssettings erfolgte anschließend die modellhafte Erprobung und Umsetzung passgenauer, innovativer Qualifizierungsmodule. Realisiert wurden diese zum Beispiel in Form von Qualifizierungs-Workshops (in Präsenz, Online oder hybrid), Praxisforen und Digitalen Wochen mit selbstorganisierten Lern- und Arbeitsphasen.
Unter Berücksichtigung der spezifischen Handlungsbedarfe der drei Zielgruppen behandelten die Qualifizierungsmodule Themen aus den im Folgenden aufgeführten Bereichen:
- Arbeitswelt im Wandel - Veränderungen lenken, entwickeln und (mit)gestalten,
- Innovationen umsetzen und Digitalisierung voranbringen,
- Mitarbeitende führen und Kompetenzen entwickeln,
- Beschäftigungsfähigkeit und Praxistransfer nachhaltig sicherstellen.
Das Ergebnis des Projekts ist ein agiles, übertragbares Personalentwicklungskonzept mit den Teilbereichen Onboarding (Einstellung und zielgerichtete Integration neuer Mitarbeiter*innen), demografieorientierte Karriere- und Fortbildungsplanung sowie Retentionsmanagement (nachhaltige Bindung von Mitarbeiter*innen ans Unternehmen). Die Projektkommunikation wurde flankiert und sichergestellt vom Projektmanagement-Team, einer Steuerungsgruppe unter Einbindung der Geschäftsführung des Projektträgers und einem eigens gegründeten Sozialpartnerbeirat.
Sozialpartnerbeirat als Erfolgsfaktor
Für das Projekt "RehaKompetenz" wurde ein Sozialpartnerbeirat aus Entscheidungsträger*innen von Deutscher Rentenversicherung, Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Bundesagentur für Arbeit, Arbeitgeber-/Wirtschaftsverband und Vertreter*innen regionaler Unternehmen gegründet. Mit wechselndem, projektbezogenem Themenfokus kamen die Beiratsmitglieder zweimal jährlich zu einem intensiven Austausch zusammen. Durch ihre Vernetzung und Verankerung in Wirtschaft und Verwaltung, Wissenschaft und mit Sozialpartnern fungierten die Akteure als Multiplikator*innen, die mit großem Interesse und Engagement am Projektfortschritt teilhaben konnten. Aufgabe des Beirats war die projektbegleitende Mitwirkung und Rückkopplung aktueller Trends und Entwicklungen aus Expert*innensicht in das Projekt.
Die Mitglieder hatten Gelegenheit, die Kompetenzentwicklung der Projektteilnehmer*innen parallel zu verfolgen sowie in Gesprächsforen Herausforderungen zu diskutieren und Empfehlungen zu geben. Seitens der Entscheidungsträger*innen wurde dabei immer wieder deutlich, dass sich Personalentwicklung an den Trends der Wirtschaft orientieren muss. Beispielweise gibt es in vielen etablierten Ausbildungsberufen veränderte Kompetenzanforderungen an zukünftige Mitarbeiter*innen, bedingt durch Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung von Prozessen, durch ein hohes Innovationstempo oder durch flexible, agile Arbeitsformen. Diese Kompetenzverschiebungen müssen sich in der beruflichen Qualifizierung widerspiegeln. Zusätzlich zur aktiven Projektevaluation leistete der Sozialpartnerbeirat einen wichtigen Beitrag zur überregionalen Verankerung der Projektergebnisse. Durch die Unterschiedlichkeit der Akteure und deren Sichtweisen wurde der Prozess enorm bereichert.
Erfahrungen aus dem Projekt "RehaKompetenz"
Das Projekt zieht folgendes Fazit:
- Eine enge und sehr regelmäßige mehrdimensionale Kommunikation mit allen Projektbeteiligten ist wichtig.
- Ein transparentes Feedbackmanagement über den gesamten Projektverlauf ist ein wesentliches Instrument der Qualitätssicherung.
- Die erfolgreiche Projektdurchführung auch während der besonderen Pandemie-Herausforderungen hat die Vorteile der beschleunigten Digitalisierung aufgezeigt.
- Der flexible Einsatz diverser Qualifizierungsformate (Teilzeitmodule, hybride Formate, Online-Lernphasen) hat die Projektmethodik qualitativ verfeinert und ergänzt.
- Die frühzeitige Konstituierung und engmaschige Einbindung des Sozialpartnerbeirats erwies sich als gewinnbringend und konstruktiv.
Kontakt:
Projektleitung Pia Sommer,
BFW Thüringen GmbH,
E-Mail: p.sommer@bfw-thueringen.de
Die ESF-Sozialpartnerrichtlinie "Fachkräfte sichern: weiter bilden und Gleichstellung fördern"
Das Projekt "RehaKompetenz" wird im Rahmen der ESF-Sozialpartnerrichtlinie "Fachkräfte sichern: weiter bilden und Gleichstellung fördern" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Mit dieser Richtlinie unterstützt das BMAS die Anstrengungen der Sozialpartner und betrieblichen Akteure bei der Fachkräftesicherung und Anpassung an den demografischen und technologischen Wandel. Das Programm wurde in enger Abstimmung mit der Bundesvereinigung derDeutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) entwickelt, begleitet und umgesetzt. In der ESF-Förderperiode 2014-2020 sind im Rahmen der Sozialpartnerrichtlinie bundesweit rund 170 Projekte gestartet. Über die direkte Arbeit in Betrieben und mit ihren Beschäftigten zielen die Projekte auf den Ausbau nachhaltiger Weiterbildungsstrukturen in Unternehmen und die Verbesserung der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt. Die Regiestelle "Fachkräfte sichern", eine Arbeitsgemeinschaft des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) und des DGB Bildungswerks, begleitet die organisatorische und inhaltliche Umsetzung der Initiative.
Weitere Informationen zum Programm "Fachkräfte sichern" finden Sie auch auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite.
Kontakt zur Regiestelle "Fachkräfte sichern":
info@regiestelle-fachkraefte-sichern.de