Nachhaltig erfolgreich in der Personalentwicklung: Digitale Kompetenzerfassung

Datum
28.03.2024

Welche Veränderungen konnten in Unternehmen nach der konkreten ESF-Förderung verstetigt werden? Dies zeigen exemplarisch ausgewählte "rückenwind+"-Projekte regelmäßig in diesem Newsletter in einer "Nachhaltigkeitsreihe" auf. Insgesamt wurden mit dem ESF-Programm "rückenwind+" in der vergangenen Förderperiode (2014 - 2020) 150 geförderte Modellprojekte gefördert und damit rund 25.000 Teilnehmende aus 1.600 Unternehmen der Sozialwirtschaft unterstützt.

In diesem Beitrag geht es um das Modellprojekt "Lernen 4.0" der Stephanus-Stiftung. Es hat eine digitale Kompetenzerfassung entwickelt und erprobt. Seit Projektende im September 2022 steht das Instrument unternehmensweit zur Verfügung und wird weiter ausgebaut.

Die gemeinnützige Stephanus-Stiftung ist einer der größten Institutionen der freien Wohlfahrtspflege in Berlin und Brandenburg mit rund 4.500 Mitarbeitenden, v.a. in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Altenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe.

Mona Schöffler, Referentin für Personalentwicklung in der Stephanus-Stiftung und verantwortliche Projektmitarbeiterin von "Lernen 4.0" erklärt im Interview, warum das Stichwort "Kompetenzerfassung" für das Unternehmen eine so große Rolle spielt.

Eine Frau
Portrait Mona Schöffler, Referentin für Personalentwicklung in der Stephanus_Stiftung © Andreas Pöcking

Frau Schöffler, warum ist das Thema "Kompetenzerfassung" für die Stephanus-Stiftung so zentral?

Wir stehen permanent vor der Herausforderung, ausreichend qualifiziertes Fachpersonal für die anspruchsvollen Berufsfelder sozialer Arbeit zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir auch bestehendes Personal in seiner beruflichen und persönlichen Entwicklung unterstützen. Eine regelmäßige Kompetenzerfassung ist dafür die Grundlage.

Warum eine digitale Kompetenzerfassung?

Zielsetzung war es, ein Instrument zu entwickeln, das für Führungskräfte und Mitarbeitende einfach anwendbar ist und für die verschiedenen Geschäftsbereiche gut adaptiert werden kann. Das kann ein digitales System einfach besser leisten.

Welche Kompetenzen werden betrachtet?

Das entwickelte Instrument beinhaltet im Wesentlichen einen Fragebogen, der auf vier Kompetenzfelder abzielt: (1) Fachliche Kompetenz, (2) Personale Kompetenz, (3) Sozial-kommunikative Kompetenz, (4) Methodische Kompetenz. Diese Felder sind detailliert untergliedert in Teilkompetenzen. Und um diese griffig zu machen, haben wir jeder Teilkompetenz noch sogenannte "Verhaltensanker" hinzugefügt. Also ein praxisbezogenes Beispiel, das zeigt, an welchem Handeln man die jeweilige Kompetenz festmachen würde.

Ziele und Hinweise
Handbuch Digitale Kompetenzerfassung: Ziele und Hinweise © Stephanus-Stiftung, Version 2022 Gestaltung und Programmierung: verbum GmbH

Wie funktioniert das Instrument konkret?

Die Führungskraft loggt sich in dem Tool zur Kompetenzerfassung ein und klickt an, in welchem Arbeitsfeld und zu welchen Kompetenzfeldern Gesprächsbedarf besteht. Über eine E-Mail erhält dann der oder die betreffende Mitarbeitende eine Einladung zum Personalgespräch, inklusive Termin und individuellem Fragebogen zur Vorbereitung. Ziel ist es, gemeinsam festzustellen, welche Kompetenzen bei dem oder der Mitarbeitenden vorhanden sind und in welcher Ausprägung. Aber auch, durch welche Maßnahmen Kompetenzen weiterentwickelt werden können.

Fragebogen
Handbuch Digitale Kompetenzerfassung: Erstellung der Fragbögen © Stephanus-Stiftung, Version 2022 Gestaltung und Programmierung: verbum GmbH

Das "rückenwind+"-Projekt "Lernen 4.0", in dem die "digitale Kompetenzerfassung" entstanden ist, endete im September 2022. Welche Resonanz gab es bisher zu dem Instrument?

Die Kompetenzentwicklung ist ein fester Bestandteil der Personalentwicklung in der Stephanus-Stiftung. Wir haben jetzt für drei Geschäftsbereiche die fachlichen Kompetenzen erarbeitet und integriert, zwei Geschäftsbereiche stehen noch aus. Auch für Auszubildende und Führungskräfte soll es eine angepasste Version geben. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv, auch von denjenigen, die anfangs skeptisch waren, ein digitales Instrument einzusetzen.

Also rundum ein Erfolg?

Ja. Die ESF-Förderung hat uns die Chance gegeben, eine Vision in einem geschützten Rahmen zu entwickeln und zu erproben. Durch die dreijährige Laufzeit und die Fördermittel kann man Umwege verkraften und aus Fehlern lernen.

Wie geht es jetzt weiter?

Gerade arbeiten wir noch an einer übersichtlichen Auswertungssystematik, um die Ergebnisse auf einer aggregierten Ebene auch gut nutzen zu können. Im nächsten Schritt möchten wir passgenaue Lernangebote entwickeln, so dass am Ende der Kompetenzerfassung im Idealfall eine individuelle Lernempfehlung gegeben wird.

Das ESF-Programm "rückenwind - Für die Beschäftigten und Unternehmen in der Sozialwirtschaft" (kurz: "rückenwind+")

"rückenwind+" ist das Vorläuferprogramm des ESF Plus-Programms "rückenwind3 für Vielfalt, Wandel und Zukunftsfähigkeit in der Sozialwirtschaft" (kurz: "rückenwind3") in der ESF Plus-Förderperiode 2021-2027.

Das Programm wurde in der ESF-Förderperiode 2014-2020 in enger Partnerschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V. (BAGFW) entwickelt und umgesetzt. Ziel des Förderprogramms war die Fachkräftesicherung in sozialen Berufsfeldern. Am 30.09.2022 endete die Laufzeit des Programms "rückenwind+".

Konzeptionell beschäftigten sich die geförderten "rückenwind+"-Projekte mit den fünf Themenfeldern: "Arbeit 4.0 & Digitalisierung" (seit 2017), "Führung & Unternehmenskultur", "Personal gewinnen & Personal fördern", "Lebensphasenorientierung & Gesundheit", "Vielfalt im Betrieb & Geschlechtergerechtigkeit".

Weitere Informationen zum Programm "rückenwind+" finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite "rückenwind+".

Kontakt: regiestelle@bag-wohlfahrt.de

Auszug aus dem ESF-Newsletter