"Kenne deine Rechte": IQ-Beratungsangebot für Geflüchtete und Migrant*innen aus Drittstaaten
- Datum
- 28.03.2024
Das arbeits- und sozialrechtliche Beratungsangebot "Faire Integration" ist ein neues Good Practice-Beispiel des ESF Plus-Förderprogramms "IQ - Integration durch Qualifizierung". Seit 2018 bietet "Faire Integration" Geflüchteten und Migrant*innen aus Drittstaaten kostenlose, auf Wunsch anonyme, und in verschiedenen Herkunftssprachen mögliche Beratungen an. Ab 2026 wird das Beratungsangebot im Zuge der Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes verstetigt.
Geflüchtete und Migrant*innen aus Drittstaaten werden über ihre Rechte als Arbeitnehmer*innen aufgeklärt und dabei unterstützt, diese durchzusetzen. Ins Leben gerufen wurde das Beratungsnetzwerk im Rahmen des Förderprogramms "IQ - Integration durch Qualifizierung". Das IQ Format "IQ Good Practice" macht gute Ansätze sichtbar und stellt sie für den Transfer bereit.
Menschen aus Drittstaaten, die in Deutschland arbeiten, sind oft nicht ausreichend über das deutsche Arbeitsrecht informiert. Dies erhöht das Risiko, dass sie Opfer von Ausbeutung und prekären Arbeitsbedingungen werden. Um Geflüchtete und Migrant*innen sprach- und kultursensibel bei arbeits- und sozialrechtlichen Fragen zu unterstützen, gibt es in allen Bundesländern Beratungsstellen von "Faire Integration". Diese werden von sechzehn Trägerorganisationen umgesetzt. Die Träger arbeiten eng mit Akteuren des ESF Plus- Förderprogramms "IQ" sowie mit weiteren Beratungsstrukturen vor Ort zusammen. Neben den Einzelfallberatungen organisiert "Faire Integration" auch präventive Informationsaktionen: Dabei werden Mitarbeitende aus spezifischen Berufsgruppen und Branchen z.B. aus dem Baugewerbe oder Kurierfahrer*innen aufgesucht, um sie über ihre Rechte und Handlungsmöglichkeiten aufzuklären.

Beratung im Sinne von Empowerment
"Das Besondere an der Beratung von 'Faire Integration' ist, dass unsere Beratung nicht im Rahmen einer behördlichen Maßnahme oder ähnlichem durchgeführt wird. Die Ratsuchenden kommen, weil sie Hilfe brauchen und im Sinne des Empowerments geben wir Handlungsempfehlungen ab", sagt Mousa Othman, Fachreferent der "Fachstelle Faire Integration". "Uns ist sehr wichtig, dass die Ratsuchenden durch unsere Beratung selbst merken, was sie ändern können und nicht abhängig oder entmündigt werden."
Um die Berater*innen bei ihren vielfältigen Aufgaben zu unterstützen, werden die Beratungsstellen von einer bundesweiten Struktur unterstützt. Hierfür wurde die "Fachstelle Faire Integration" eingerichtet. Sie wird von der IQ Consult gemeinnützige Gesellschaft für Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt mbH verantwortet, einer 100-prozentigen Tochter des DGB Bildungswerk e.V. Ihre Hauptaufgabe ist die Unterstützung und Koordination der Beratungsstellen. Sie führt Veranstaltungen zur Vernetzung der Beratungsstellen durch, ermöglicht auf Fallkonferenzen den fachlichen Austausch und schult die Beratenden in Seminaren zu wichtigen arbeitsrechtlichen Fragestellungen.
Leuchttürme aus der Projektarbeit - das IQ Format "Good Practice"
Als Good Practice wurde "Faire Integration" ausgewählt, da es sich um ein Beispiel aus der Projektarbeit handelt, das einen Handlungsbedarf erkennt und diesem mit praktischen Lösungen begegnet. Good Practice-Beispiele sind transferfähig, d.h. sie können als Modell für neue Projekte dienen. Sie sind innovativ und reagieren auf eine aktuelle Herausforderung mit einer neuen Idee. Sie sind nachhaltig - sowohl hinsichtlich der Struktur des Angebots als auch der Wirkungen. Und sie sind effizient, d.h. der Aufwand an Personal, Zeit und finanziellen Mitteln steht in einem angemessenen Verhältnis zu den Erfolgen.
Die Bundesregierung hat das Beratungsangebot "Faire Integration", das bislang befristet aus Mitteln der Bundesregierung und des ESF Plus finanziert wird, im Zuge der Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes verstetigt. Zur Entfristung der Förderung hieß es in der Gesetzesbegründung: "Eine stabile und dauerhafte Beratungsstruktur für Drittstaatsangehörige ist umso wichtiger, weil die Bundesregierung die Möglichkeiten der Fachkräftezuwanderung aus Drittstaaten erweitern will." Die Finanzierung der Beratung durch "Faire Integration" wird erstmals für das Kalenderjahr 2026 nach Ablauf der aktuellen ESF Plus-Förderrunde von "IQ" erfolgen.
Weitere Informationen zum Beratungsangebot "Faire Integration" finden Sie auf der Programmwebseite und im Infoblatt zum IQ Good Practice-Beispiel.
Das Förderprogramm "IQ - Integration durch Qualifizierung"
Das Förderprogramm "IQ - Integration durch Qualifizierung" arbeitet seit 2005 an der Zielsetzung, die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Das Förderprogramm ist in allen 16 Bundesländern aktiv. Es erweist sich seit vielen Jahren als wichtige Adresse für Zugewanderte und Geflüchtete, die eine Arbeitsmarktintegration anstreben.
Das Programm "IQ" wird mit der aktuellen ESF Plus-Förderperiode fortgesetzt. Ziel ist die Unterstützung von in Deutschland lebenden Menschen ausländischer Herkunft, einer qualifizierten Erwerbstätigkeit in Deutschland nachzugehen und ihre vorhandenen Kompetenzen einbringen zu können. Dies umfasst Beratungsangebote zur Anerkennung, Qualifizierung und Fairen Integration, Qualifizierungsangebote - auch virtuelle und überregionale - zum Erreichen einer vollen Gleichwertigkeit von aus dem Ausland mitgebrachten Berufsabschlüssen, das Coaching und die Begleitung bis zur Aufnahme einer bildungsadäquaten Erwerbstätigkeit sowie die Sichtbarmachung non-formaler und informeller Kompetenzen. Akteure der Arbeitsmarktintegration von Menschen ausländischer Herkunft und Akteure im Bereich der Fachkräftesicherung werden angesprochen und durch Beratungs- und Schulungsangebote unterstützt. Hierzu gehören beispielsweise Unternehmen, die Arbeitsplätze mit Menschen ausländischer Herkunft besetzen möchten, die Bundesagentur für Arbeit (BA), die Länder, die Kommunen oder auch Migrantenselbstorganisationen. Das Programm wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge administriert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die BA.
Weitere Informationen zum Förderprogramm "IQ - Integration durch Qualifizierung" finden Sie auf dem ESF-Portal sowie auf der Website des Programms.