"Bremer Stadtteileltern" - Nähe schaffen, Wege öffnen, Teilhabe stärken

Datum
14.04.2025

Familien brauchen Zugang zu Bildung, Gesundheit und sozialen Angeboten - doch oft stehen ihnen Hürden im Weg. Das ESF Plus-Projekt "Bremer Stadtteileltern" unterstützt sie dabei, diese zu überwinden. Mehrsprachige Stadtteileltern begleiten Familien, vermitteln Informationen und vernetzen sie mit passenden Hilfsangeboten. In enger Zusammenarbeit mit Fachkräften und Institutionen entstehen nachhaltige Lösungen, die neue Perspektiven schaffen und gesellschaftliche Teilhabe stärken.

Der Zugang zu Bildung, sozialen Angeboten und Gesundheitsversorgung ist für viele Familien eine Herausforderung - besonders in Stadtteilen mit hoher Armutsquote. Sprachliche Barrieren, bürokratische Hürden und fehlende Informationen erschweren es ihnen, vorhandene Hilfen zu nutzen. Genau hier setzt das Projekt "Bremer Stadtteileltern" an: Es baut Brücken zu bestehenden Strukturen und erleichtert den Zugang zu Unterstützungsangeboten. Herzstück des Projekts sind die acht Stadtteileltern, die in Tandems mit drei pädagogischen Fachkräften zusammenarbeiten. Die Fachkoordinierung vor Ort übernimmt die fachlich-organisatorische Umsetzung, während das Paritätische Bildungswerk Bremen e.V. als Teilvorhabenpartner die pädagogische Begleitung sicherstellt. Vorhabenträger ist die Bremer Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration.

Mehrere Personen vor einem Roll-up
Das Team im Projekt "Bremer Stadtteileltern" - Stadtteileltern, pädagogische Fachkräfte und Fachkoordinierung setzen sich gemeinsam für den Zugang zu Unterstützung und die Stärkung von Familien ein. (v. l. n. r.: Johanna Rostek, Usal Ibo, Nurhan Nayir, Andrea Overesch, Nataliya Gurman, Tuba Cucuboga, Jacqueline Siga Radder, Raphaela Schenk) © Projekt Bremer Stadtteileltern

Die Stadtteileltern sind Eltern, die ihre eigenen Erfahrungen und Sprachkenntnisse einsetzen, um andere Familien zu begleiten. Sie sind in ihren Communities verwurzelt, sprechen 13 verschiedene Sprachen und fungieren als Brückenbauer*innen zwischen Familien und sozialen Angeboten. Sie suchen die Familien zu Hause auf, begleiten sie zu Behörden, informieren über soziale und pädagogische Angebote im Stadtteil, wie Sportvereine, Elternberatungen, Frühe Hilfen, die Stadtbibliothek, kinderärztliche Praxen oder Spielplätze. Zudem helfen sie bei Anträgen für soziale Leistungen oder bei Formalitäten. So können die Familien Angebote besser nutzen und erhalten in ihrem vertrauten Umfeld Orientierung.

Ein Beispiel aus der Praxis

Eine Mutter mit zwei Kindern möchte arbeiten, benötigt aber zunächst einen Sprachkurs. Die Kollegin aus dem Team der Stadtteileltern nimmt Kontakt zu ihr auf, vermittelt Informationen in ihrer Muttersprache und baut Vertrauen auf. Beim ersten Treffen mit einer pädagogischen Fachkraft werden Sprachkurse und Kinderbetreuung besprochen. Anschließend begleitet sie die Mutter zum Jobcenter Bremen, wo Fördermöglichkeiten und eine mögliche berufliche Qualifizierung geklärt werden. So unterstützt die Stadtteilmutter die Mutter Schritt für Schritt auf ihrem Weg in den Einstieg ins Berufsleben.

Zwei Personen sitzen vor einer Leinwand
Zwei Stadtteileltern im Gespräch: Sie hören zu, begleiten und stärken Familien. © Projekt Bremer Stadtteileltern

Das Projekt arbeitet eng mit dem Jobcenter Bremen zusammen. Durch eine verbesserte institutionelle Vernetzung werden bürokratische Hürden abgebaut, nachhaltige Perspektiven entwickelt und Familien gezielt auf Qualifizierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten hingewiesen. Die Kooperation mit Akteuren aus Soziales, Bildung, Gesundheit und Arbeitsmarktintegration hilft, langfristige Lebensperspektiven zu schaffen. Das Projekt ist an das Haus der Familie im Bremer Stadtteil Walle angedockt - eine zentrale Anlaufstelle für Familien im Bremer Westen. Mit zwei weiteren Standorten und starken sozialen Netzwerken ist es niedrigschwellig, alltagsnah und direkt vor Ort erreichbar.
Besonders in Bremen Westen zeigt sich, wie wertvoll niedrigschwellige Unterstützung ist.
Frau Dr. Claudia Schilling, Senatorin für Arbeit, Jugend, Soziales und Integration, hebt hervor: "Jede Familie hat das Recht auf Unterstützung und gesellschaftliche Teilhabe - unabhängig von Herkunft, Sprache oder sozialem Status. Die 'Bremer Stadtteileltern' leisten wertvolle Arbeit, indem sie Familien erreichen, die aufgrund verschiedener Herausforderungen nur schwer Zugang zu sozialen Angeboten und Institutionen finden. Sie informieren, begleiten und schaffen Verbindungen um allen Familien gleiche Chancen auf Teilhabe zu ermöglichen."
Bis zum Ende des Jahres 2027 wird daran gearbeitet, noch mehr Familien zu erreichen und die Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen weiter auszubauen. Tülay Hanelci-Kart von der Projektleitung der "Bremer Stadtteileltern" hebt einen wichtigen Aspekt des Projekts hervor: "Die Stadtteileltern öffnen Familien die Türen zu Möglichkeiten, die ihnen sonst verschlossen bleiben. Unser Ziel ist es, Familien zu ermutigen und zu stärken, damit sie ihre Chancen selbstbewusst ergreifen und ihren eigenen Weg mit Zuversicht gehen."

Das ESF Plus-Programm "Akti(F) Plus"

Das Projekt "Bremer Stadtteileltern" wird im Rahmen des Programms "Akti(F) Plus - Aktiv für Familien und ihre Kinder" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert.
Das Programm unterstützt Projekte, die Familien mit besonderen sozialen Herausforderungen begleiten und ihre gesellschaftliche Teilhabe stärken. Ziel des Programms ist es, durch niedrigschwellige, aufsuchende und vernetzte Ansätze Familien in schwierigen Lebenssituationen zu stabilisieren und ihnen nachhaltige Perspektiven zu eröffnen. Der Fokus liegt auf der besseren Nutzung von Bildungs-, Gesundheits- und Sozialangeboten, der Förderung von Arbeitsmarktintegration und dem Abbau struktureller Hürden.
Damit leistet das Programm einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Familien- und Kinderarmut in Deutschland sowie zum Förderschwerpunkt "Förderung der sozialen Inklusion und Bekämpfung von Armut" des ESF Plus-Bundesprogramms. Mit "Akti(F) Plus" trägt das BMAS darüber hinaus zur Verbesserung der Situation benachteiligter Kinder und Jugendlicher im Sinne der Ziele des Nationalen Aktionsplans "Neue Chancen für Kinder in Deutschland" bei.
Weitere Informationen zum Programm und zur Vernetzungsstelle finden Sie auf der ESF-Website sowie auf der der Website der gsub mbH.

Auszug aus dem ESF-Newsletter