Sozialpartnerschaft im Dialog: Bundesweite Fachtagung des ESF Plus-Programms "Wandel der Arbeit"
- Datum
- 19.08.2025
Wie kann eine nachhaltige und moderne Personalpolitik gelingen? Das zeigten Best Practice-Beispiele aus dem ESF-Plus-Programm "Wandel der Arbeit" auf der bundesweiten Fachtagung im Mai 2025 in Berlin. Zahlreiche aktive Projekte präsentierten, wie der Wandel der Arbeit durch die Beschäftigten und Sozialpartner mitgestaltet werden kann.
Das Programm wird aufgrund der beteiligten Sozialpartner auch Sozialpartnerrichtlinie genannt. Es läuft bereits in der dritten Förderperiode und damit seit 16 Jahren. Die Programmverantwortlichen auf EU- und Bundesebene verweisen deshalb gern auf den Erfolg dieses sozialpartnerschaftlichen Ansatzes. Auch die Sozialpartner selbst plädieren für die Fortführung des Programms, das im europäischen Kontext einmalig ist.

Bei strahlendem Sonnenschein und in bester Vernetzungslaune kamen am 7. Mai im Berliner Umweltforum rund 220 Projektverantwortliche, Vertreter*innen von Sozialpartnern, Unternehmen, Bundesministerien und weitere beteiligte Akteure zusammen, um eine Zwischenbilanz des Programms "Wandel der Arbeit" zu ziehen sowie Perspektiven und Herausforderungen von Transfer- und Weiterentwicklungspotenzialen im Rahmen der Richtlinie zu diskutieren. Dr. Carsten Stender, Abteilungsleiter für Europäische und Internationale Beschäftigungs- und Sozialpolitik im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, betonte in seinem Grußwort, dass den Herausforderungen der drei großen Transformationsprozesse - Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografischer Wandel - nur durch gemeinsames Handeln der Unternehmen und ihrer Beschäftigten begegnet werden kann.
In den folgenden Diskussionsrunden wurde schnell klar: Es ist innerhalb der Unternehmens- und Arbeitswelt unabdingbar, die Sozialpartnerschaft aktiv mit Leben zu füllen.
Der sozialpartnerschaftliche Ansatz des Programms ist in der ESF Plus-Förderlandschaft einzigartig. Daher gilt Deutschland EU-weit als Vorreiter in Sachen gelebte Sozialpartnerschaft. Aus Sicht der Teilnehmenden können hier andere europäische Länder durchaus noch mutiger werden.
Diskutiert wurde zudem darüber, wie der ESF in der Zukunft als Ideenplattform fungieren kann - beispielsweise mit dem Ziel, die Themen Gleichstellung und -berechtigung noch selbstverständlicher in Unternehmen umzusetzen. Zudem sollte die Stärkung von betrieblichen Demokratisierungsstrukturen und -prozessen ein weiteres wichtiges Feld für die zukünftige ESF-Förderperspektive sein.

Zahlreiche Projekte stellten ihre Arbeit vor. Sie zeigten, dass nachhaltige Personalpolitik nur dann gelingt, wenn sie bedarfsgerecht und passend zum Unternehmen gestaltet ist. Hierfür sind der enge Austausch und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten entscheidend. So können beispielsweise Fachkräfte nur passgenau qualifiziert und gezielt in ihren Kompetenzen gestärkt werden, wenn es einen intensiven Dialog von Sozialpartnern und individuell abgestimmte Weiterbildungsangebote gibt.
Deutlich wurde zudem, dass Frauen noch stärker in betriebliche Veränderungsprozesse eingebunden werden müssen, um diese adäquat mitzugestalten und zu prägen. Hier braucht es gezielt entwickelte Konzepte, um weibliche Beschäftigte in Unternehmen grundsätzlich qualifikationsgerecht einzusetzen und auch angemessen zu bezahlen. Wie dies gerade für Mütter gelingen kann, zeigte eindrucksvoll die Performance des ESF Plus-Projekts "Culture Care" der Bühnenmütter e.V.: Sie machte deutlich, dass die familiäre Sorgearbeit der Beschäftigten in der Kulturbranche sichtbarer werden und entsprechend stärker berücksichtigt werden muss. Auch hier zeigt sich: Nach wie vor wird ein Großteil der familiären Care-Arbeit - das gilt branchenübergreifend - von Frauen geleistet, ohne dass diese Doppelbelastung im Arbeitsprozess angemessen berücksichtigt wird.
Eine weitere Erkenntnis der nachmittäglichen Workshops der Veranstaltung: Um nachhaltige und strukturelle Veränderungen zu erreichen, braucht es regionale Kooperations- und Verbundnetzwerke, in welchen die Projektträger, die Sozialpartner und beteiligten Unternehmen sowie weitere Akteure und Partner der regionalen und lokalen Weiterbildungslandschaft zusammenkommen, um im Rahmen der Richtlinie zukunftsfähige Weiterbildungsangebote zu entwickeln und umzusetzen. Sie sind erfolgreich, wenn es klare Strukturen, transparente Kommunikation und eine gute Vernetzung der Akteure gibt.

Die Tagung zeigte zudem, dass für die Weiterentwicklung der Arbeitswelt die Innovationsbereitschaft und Flexibilität der Unternehmen und ihren Beschäftigten unerlässlich ist. Deutlich wurde, dass Unternehmen neue Arbeitsformen und -modelle erproben und sie gezielt in den betrieblichen Alltag integrieren können. Denn nur durch den Mut, neue Wege zu gehen, lassen sich nachhaltige und moderne Arbeitsbedingungen gestalten.
Die virtuelle Dokumentation der Veranstaltung finden Sie auf der Seite der Regiestelle.
Das ESF Plus-Programm "Wandel der Arbeit sozialpartnerschaftlich gestalten: weiter bilden und Gleichstellung fördern" ("Wandel der Arbeit")
Das ESF Plus-Programm "Wandel der Arbeit" ist eine gemeinsame Initiative vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V. (BDA) und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Es wird über den Europäischen Sozialfonds (ESF Plus) von der Europäischen Union und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert.
Die Arbeitswelt steht mit dem demografischen, digitalen und ökologischen Wandel mitten in Veränderungen, die sich auf nahezu alle Branchen auswirken. In den Themen Gleichstellung der Geschlechter, Vielfalt und Teilhabe aller, gibt es nach wie vor starken Handlungsbedarf. Passgenaue Qualifizierungen stellen einen wichtigen Ansatz zur Vermittlung der erforderlichen Fähigkeiten auf der Beschäftigtenseite. In diesem Kontext bedarf es des Aufbaus nachhaltiger und Teilhabe fördernder Personal- und Weiterbildungsstrukturen in Unternehmen.
Hier setzt das Programm "Wandel der Arbeit" an. Ziele sind etwa die Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung in Unternehmen und die Stärkung qualifikationsgerechter und existenzsichernder Erwerbsbeteiligung von Frauen. Die Einbindung der Sozialpartner nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein.
Weitere Informationen zum Förderprogramm "Wandel der Arbeit" finden Sie auf dem ESF-Portal sowie auf der Website des Programms.