"Gekommen um zu bleiben! ... in der Lebenshilfe für die Grafschaft" - so gelingt nachhaltige Bindung und Gewinnung von Mitarbeitenden
- Datum
- 06.06.2025
Wie viele Unternehmen in der Sozialwirtschaft steht die Lebenshilfe in der Grafschaft vor der Herausforderung, den steigenden Personalbedarf und die (altersbedingte) Ausstiegsquote von Beschäftigten zu bewältigen. Gleichzeitig wächst der Innovationsdruck bei der Nachwuchsgewinnung. Für die Beschäftigten sollen daher optimale Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die zu ihren Lebenssituationen passen und eine entsprechende Flexibilität ermöglichen. Die Lebenshilfe für die Grafschaft setzt deshalb ein ESF-Plus gefördertes "rückenwind³"-Projekt um, das sich diesen Herausforderungen stellt. Ziel ist es, das (Firmen-) Motto "Gekommen um zu bleiben!" als gelebte Unternehmenskultur für alle beteiligten Mitarbeitenden zu etablieren.

Träger des Projekts ist die Lebenshilfe Nordhorn gGmbH. Sie ist ein soziales Dienstleistungsunternehmen der Behindertenhilfe im Landkreis Grafschaft Bentheim mit rund 1000 Mitarbeitenden. Sie ist Mitglied im Paritätischen Gesamtverband e.V.
Das Projekt wird über das ESF Plus- Programm "rückenwind³" des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales gefördert. Ziel des Projekts "Gekommen, um zu bleiben!" ist es, effektive Lösungen für die Gewinnung, Bindung und die lebenslange Begleitung von Beschäftigten zu erarbeiten. In einem partizipativen Entwicklungsprozess werden deshalb Mitarbeitende aller Lebensphasen und Funktionen aktiv in die Kultur- und Prozessentwicklung eingebunden.
Im Fokus des rückenwind³-Projekts stehen die Projektlinien Recruiting, Onboarding, Bindung und Offboarding. Hierfür werden im Unternehmen innovative digitale und analoge Methoden erprobt, tragfähige Strategien entwickelt und brancheninterne sowie sozialraumorientierte Netzwerke geknüpft.


In der konkreten Projektumsetzung hat das Unternehmen daher Projektansätze und hilfreiche Tools entwickelt:
- In einem Buttom-Up Prozess wurde ein gemeinsames Leitbild entwickelt, um eine gemeinsame Wertegrundlage zu schaffen. Das neue Leitbild ist im Arbeitsalltag prominent sichtbar, zum Beispiel auf Postkarten, Postern sowie auf einem Doku-Book. Das Leitbild wird in die Strategie- und Personalentwicklungsprozesse integriert, um eine starke Identifikation und feste Verankerung in der Unternehmenskultur zu unterstützen.
- Es gibt ein interaktives Info- und Karriereportal, das in einem stark partizipativen Prozess geschaffen wurde. Dieses Portal soll sowohl neue Zielgruppen erreichen, motivieren und inspirieren als auch (neuen) Mitarbeitenden eine Orientierung bieten und die Bindung zur Lebenshilfe als Arbeitgeber stärken. Dabei werden die Mitarbeitende zu Werbenden in eigener Sache: Sie stärken die Identifikation mit dem Unternehmen und gestalten authentische Beiträge und Inhalte für das Unternehmensportal selbst. Dazu finden Medienschulungen statt. Mit der entsprechenden Medienkompetenz können sie digitale Inhalte für Social Media und Websites erstellen und so weiteres Interesse an ihrer Arbeit wecken.
- Es wird ein Pre- und Onboarding etabliert: Hier geht es darum, neue Beschäftigte vom Erstkontakt bis zum Ende der Probezeit gut zu begleiten. Die Einarbeitung neuer Mitarbeitenden wird durch die Reflexion bestehender Prozesse sowie durch Schulung von Mentor*innen zur mitarbeiternahen Begleitung neuer und wieder einsteigender Beschäftigter verbessert.
- Für die Bindung und Beziehung der Mitarbeitenden werden gesonderte Prozesse und Angebote geprüft und entwickelt. Zielgruppen sind Eltern, Auszubildende und Alumni: In Workshops erarbeiten diese Zielgruppen die für sie wichtigen und nötigen Arbeitsbedingungen und Bindungsanreize. Ziel ist es, diese zukünftig in die strategische Personalgewinnung zu integrieren und Anreize für Bestandsmitarbeitende zu schaffen.
- Auch ein Prozess für ein Offboarding älterer Beschäftigter wird umgesetzt: Hier geht es um die Planung und Begleitung ihres Arbeitsausstieges. Mit ihnen wird ein Prozess des Übergangsmanagements gestaltet. Dabei werden Elemente der Lebensphasenorientierung, des Gesundheitsmanagements, der Beratung und Orientierung, wie auch Verabschiedungsrituale entwickelt. Thematisiert werden aber auch Möglichkeiten von persönlichen Engagement nach dem Renteneintritt sowie Formate, wie das Wissen und die Expertise dieser Beschäftigten gesichert werden kann.
- Für die gesamte Personalentwicklung wurde ein neuer Prozess für Personalentwicklungsgespräche (PEGs) entwickelt: In Zusammenarbeit mit allen Führungskräften entstanden Handreichungen zur Vorbereitung der Gespräche (Einladung, Fragetechniken, Atmosphäre etc.) sowie Fragebögen für Mitarbeitende, eine Checkliste und ein Gesprächsleitfaden für Führungskräfte.
Die oben genannten Beispiele verdeutlichen das große Potenzial einer Unternehmenskultur, in der für, von und mit Beschäftigten Prozesse, Strukturen und Kulturelemente entwickelt werden. Mit der Förderung durch den ESF Plus konnten neue Qualifizierungsformate konzipiert und in kurzer Zeit unter großer Beteiligung eingesetzt werden, damit "Gekommen um zu bleiben!" nicht nur ein Motto bleibt, sondern als Leitbild konkret umgesetzt und etabliert wird.
Weitere Informationen befinden sich auf der Website des Projekts Lebenshilfe für die Grafschaft sowie im Projektsteckbrief auf der Website der Regiestelle.
Das ESF-Programm "rückenwind³ für Vielfalt, Wandel und Zukunftsfähigkeit in der Sozialwirtschaft" (kurz: "rückenwind³")
Das Programm "rückenwind3" wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und die EU über den Europäischen Sozialfonds Plus gefördert. Das Programm zielt auf die Fachkräftesicherung in sozialen Berufs- und Arbeitsfeldern. Gefördert werden Modellvorhaben der Personal- und Organisationsentwicklung und des Kulturwandels in gemeinnützigen Organisationen und Unternehmen der Sozialwirtschaft. "rückenwind³" wird in der ESF Plus-Förderperiode 2021-2027 in enger Partnerschaft des BMAS und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V. (BAGFW) umgesetzt. Eine externe Regiestelle in der BAGFW koordiniert die Programmumsetzung.
Weitere Informationen zum Programm "rückenwind³" finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite "rückenwind³".
Kontakt: regiestelle@bag-wohlfahrt.de