"AliSchwa" macht ihnen Hoffnung 

Junge Spanier verbessern mit Praktikum in der Region ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt/ Jobs gibts nur wenige 

Datum
08.07.2013

von Dorothee Trommer

Kreis Calw - Europa hat viele Gesichter. In einem der Mitgliedsländer ist die Jugendarbeitslosigkeit erschreckend hoch - in Spanien. Einige Wochen lang waren junge Menschen aus Alicante im Nordschwarzwald, um ihre Chancen auf einen Arbeitsplatz zu erhöhen. Im Braustüble in Hochdorf versammelten sich die jungen Spanier, nach einem Marsch vom Bahnhof durstig und erfreut über die kühle Wirtsstube. Ereignisreiche Wochen und Monate lagen hinter ihnen: Zu Beginn des Jahres 2013 machte man sich in Alicante auf die Suche. Das Projekt hat den Namen "AliSchwa", was sich aus Alicante und Schwarzwald zusammensetzt. Nachdem die Praktikanten gefunden waren, folgten Sprachkurse.

Durch interkulturelles Training wurden die Praktikanten auf deutsche Arbeits- und Lebenssituationen vorbereitet. Für die Agentur für Arbeit begann die "heiße Phase" mit der Suche nach geeigneten Praktikumsplätzen, der Organisation der Reise, Unterkünften und nicht zuletzt eines Rahmenprogramms.

Die jungen Leute aus Spanien kamen aus verschiedenen Berufszweigen: Gesundheit und Pflege, aus der Elektrobranche und dem Gartenbau.

Heike Bangert-Rohrmoser, Projektleiterin für "AliSchwa", betonte den großen Unterschied der Ausbildung in Spanien und Deutschland. Dort bekommt der Auszubildende keine Vergütung, was oft bewirkt, dass junge Spanier im Durchschnitt viel länger zu Hause bei den Eltern wohnen als in Deutschland, wo das duale System der Berufsausbildung zumindest für einen finanziellen Grundstock sorgt.

Manche fanden aber auch hier in Deutschland fast so etwas wie Familienanschluss: Sabrino Gonzalo arbeitete in Rohrdorf bei Eutingen bei der Firma Elektro Schwab. Er konnte nicht nur in der Einliegerwohnung beim Chef wohnen, sondern bekam dort auch seinen Platz am Esstisch. Die Wäsche wusch ihm die Lebensgefährtin des Chefs auch gleich mit. "Sabrino war jeden Tag auf der Baustelle dabei", so Tanja Hirt, das Fachwissen sei da gewesen, bei der Verständigung musste man sich oft mit Händen und Füßen behelfen oder es mit Englisch versuchen. Sogar beim Fußballtraining war Sabrino dabei.

Einer der jungen Gärtner wurde zu der Firma Pflanzen Hiller nach Mötzingen geschickt - und er wird weiterhin dort arbeiten. Die Zusammenarbeit klappte hervorragend, er bekam ein Jobangebot und hat sich bereits in Nagold niedergelassen.

Die jungen Frauen, welche Pflegeberufe erlernt haben, waren teilweise in Calw in Praktika eingesetzt, teilweise im Haus Emmaus in Haiterbach. In diesem Bereich ist die Erfolgsquote nicht hoch: Alle werden weiterhin in Spanien ihr Glück versuchen. Mitunter lag es an zu langen Arbeitsverträgen, die die jungen Frauen hätten unterschreiben müssen, manchmal auch an den sprachlichen Anforderungen der potenziellen Arbeitgeber.

Die Zielsetzung von "AliSchwa" war ohnedies nicht das Anwerben für Arbeitskräfte, sondern jungen Menschen aus Spanien mit erschwertem Zugang zum Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt einen Arbeitsaufenthalt zur Verbesserung ihrer Beschäftigungsfähigkeit zu ermöglichen.

Mit im Boot bei diesem interkulturellen Austauschprojekt sind viele Organisationen: Erlacher Höhe, Oberlinhaus, die Bundesagentur für Arbeit und die Diakonie. Finanzielle Unterstützung gab es vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und dem Europäischen Sozialfonds.

Abteilungsleiter Andreas Reichstein von der Erlacher Höhe bedanke sich bei allen Beteiligten, namentlich Ute Albers von der Agentur für Arbeit, die sich sehr für die Beschaffung der Praktikumsstellen eingesetzt hatte.

Die Spanier selber waren von ihrer Zeit in Deutschland sehr angetan und werden die verschiedensten Eindrücke mit nach Hause nehmen. Die Aktion sei auf jeden Fall eine Hilfe bei ihrer weiteren beruflichen Entwicklung, so die jungen Leute. Ihren Freunden in der Heimat würden sie eine solche Aktion auf jeden Fall empfehlen.

Quelle: Schwarzwälder-Bote, Nr. 150 vom 2. Juli 2013