EXIST-Start-up "REACT" revolutioniert den Spitzenschuh

Datum
24.07.2019

Der Spitzenschuh der Ballerina symbolisiert wie kein anderer Tanzschuh die Überwindung körperlicher Grenzen und den Drang nach Perfektion im Dienste der Kunst.

Maria Taglionis gilt als erste Meisterin des Spitzentanzes. Ihre solistische Darbietung in "La Sylphide" im Jahr 1832 war der Startschuss für den Ballettschuh, denn sie setzte den Schuh als Ausdrucksmittel des klassisch-romantischen Balletts erstmalig ein. Mit der Uraufführung des Spitzenschuhs zu Beginn des 19. Jahrhunderts verblüffte und begeisterte sie das Publikum, denn beim Spitzentanz gleitet die Tänzerin scheinbar federleicht über die Bühne, schwebt für den Bruchteil einer Sekunde über dem Boden und nimmt die Sehnsucht des staunenden Zuschauers nach übernatürlicher Flugkraft mit in die Höhe.

Deswegen kann der Ballettschuh als ein Hochleistungswerkzeug mit Bodenkontakt bezeichnet werden, das vielen Balletttänzerinnen und zunehmend auch Balletttänzern ihre körperliche Gesundheit kosten kann.

Eine Ballett Tänzerin
"REACT" - Der Schuh, der auf den Fuß reagiert und nicht andersherum © Petra Jaschke

Genau hier setzt die innovative Gründungsidee von Sophia Lindner, Gerald Paulus und Heidi Braun (nicht gefördertes Teammitglied) an, die ab Juli 2019 mit einem "EXIST-Gründerstipendium" gefördert werden. Die geplante Ausgründung der Hochschule Pforzheim wird somit auch vom Europäischen Sozialfonds finanziert. In Zusammenarbeit mit Sportmedizinerinnen und Sportmedizinern, Balletttänzerinnen und Balletttänzern sowie Schuhmacherinnen und Schuhmachern hat das Gründungsteam eine nachhaltige und intelligente Lösung entwickelt. Eine neuartige Sohle bietet den Tänzerinnen und Tänzern Stabilität und gleichzeitig Flexibilität, um dem Problem der gesundheitlichen Gefährdung entgegenzuwirken.

Drei Personen
Sophia Lindner, Gerald Paulus und Heidi Braun (nicht gefördertes Mitglied) © Sophia Lindner

Hinzu kommt der Aspekt der Nachhaltigkeit, denn bei einem Ballettstück mit 47 Rollen werden Spitzenschuhe im Wert von 2.000 Euro verschlissen. Der neuartige Ballettschuh von "REACT" hingegen verringert die körperliche Belastung der Tänzerin oder des Tänzers und kann deutlich länger genutzt werden.

Der innovative Ballettschuh ist in zwei Einheiten aufgebaut, der Sohlen-Zehenbox-Partie und dem Strumpf. Um den Druck auf die Zehen zu minimieren, wird in der individuellen und austauschbaren Zehenbox die natürliche Zehenform der jeweiligen Tänzerin oder des jeweiligen Tänzers aufgegriffen. Druck und Gewicht verteilen sich so gleichmäßig auf alle Zehen. Die Tape-Struktur des Spitzenschuhs dient dabei der Verbesserung des Gleichgewichtes. Verbunden werden die beiden Komponenten durch die in der Sohle eingelassenen Vertiefungen, in die der Strumpf eingebettet wird. Die Sohle und der Strumpf sind voneinander abhängig und funktionieren somit in Kombination.

Der Strumpf kann aus hygienischen Gründen ausgetauscht und sofern gewünscht, individuell gestaltet werden, sodass der "Ritualcharakter" des Schuhs erhalten bleibt.

Insbesondere der rituelle Aspekt spielt im traditionsreichen Ballett eine entscheidende Rolle, denn die Ballerina präpariert ihre Füße und ihr Schuhwerk vor jeder Aufführung. Mit Pflastern und Schnüren werden die Zehen verbunden und eingeengt, damit sie kompakter sind und in den schmalen Ballettschuh passen. Mit dem neuen Ballettschuh wird das alte Ritual nun durch ein Anziehritual ersetzt.

Das EXIST-Start-up "REACT" steht somit für Innovation, Nachhaltigkeit und Gesundheit im Ballett - in einer Zeit, in der Hochleistungssport und Technologie unzertrennlich sein sollten.

Das Programm "EXIST-Gründerstipendium" wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.

Ziel des Programms ist es, Studierende, Absolventinnen und Absolventen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu unterstützen, die ihre Gründungsidee realisieren und in einen Businessplan umsetzen möchten. Bei den Gründungsvorhaben sollte es sich um innovative, technologieorientierte oder wissensbasierte Projekte mit signifikanten Alleinstellungsmerkmalen und guten wirtschaftlichen Erfolgsaussichten handeln, wie es bei dem Projektbeispiel "REACT" in dem ESF-Newsletter-Beitrag gegeben war.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite.