"IN-DIG-O" verbessert Zusammenarbeit und Lerntransfer im Baugewerbe

Datum
16.12.2020

Das durch den ESF unterstützte Verbundprojekt "IN-DIG-O" (Kooperieren und lernen in innovativen Netzwerken im Bau: Schnittstellen digital optimieren) entwickelt und erprobt gleich zwei digitale Tools für das Baugewerbe und begleitet Unternehmen durch Beratungs- und Schulungskonzepte.

Das Tool Koop-3D optimiert die gewerkübergreifende Zusammenarbeit in der Planungs- und Ausführungsphase beim Gebäudebau, indem es auch kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) die 3D-Bau-Modellierung ermöglicht. Das LeWiT-Tool - ein Instrument zum Lern- und Wissenstransfer - unterstützt beim Übertragen von Schulungsinhalten in den Berufsalltag und stößt Lernprozesse an. Die zwei sehr unterschiedlichen digitalen Tools dienen dem gemeinsamen Ziel, innovative Netzwerke der KMU im Baugewerbe weiter zu entwickeln.

Die Digitalisierung der gewerkübergreifenden Netzwerke im Baugewerbe

Die zunehmende Digitalisierung hat mit Building Information Modeling (BIM) die Zusammenarbeit in gewerkübergreifenden Netzwerken im Baugewerbe erreicht. Virtuelle, mehrdimensionale Repräsentationen (häufig auch virtuelle Zwillinge genannt) helfen bei der Planung, beim Bau und bei der Nutzung von Gebäuden potenzielle Schwierigkeiten frühzeitig zu erkennen, die gewerkübergreifende Kooperation zu stärken und Lernprozesse im Netzwerk anzustoßen. Allerdings setzen KMU selten BIM in Bauprojekten um, da sie nicht über die entsprechenden Ressourcen und Kompetenzen verfügen. Hier greift das Konzept von "IN-DIG-O" und liefert KMU eine angepasste digitale Lösung und unterstützt sie bei der Verankerung benötigter Kompetenzen im Unternehmen.

Ein passgenaues digitales Tool für KMU zur gewerkübergreifenden Zusammenarbeit im Baugewerbe

Koop-3D - das digitale Tool zur gewerkübergreifenden Kooperation im Planungs- und Ausführungsmanagement - erlaubt eine systematische und effiziente Weitergabe von Informationen zwischen den Unternehmen unterschiedlicher Gewerke eines Bauprojekts. Über eine 3D-Modellierung des Bauobjekts entsteht ein transparenter Überblick über den aktuellen Stand des Bauvorhabens. Die Arbeiten können so besser aufeinander abgestimmt werden. Arbeitsprozesse können mit Koop-3D parallel, vernetzter und schneller ablaufen.

Technisches Schaubild
Transparente Außenansicht des 3D-Gebäude-Modells in Koop-3D (cadwork) © TU Braunschweig, Institut für Psychologie, Prof. Simone Kauffeld

Insbesondere KMU, die ihre Planung bisher noch in 2D vornehmen, profitieren von der Möglichkeit, die Dateneingabe über standardisierte Eingabemasken auszuführen. Eine integrierte Kommentar-, Nachrichten- und Bildfunktion vereinfacht außerdem die Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten und die kontinuierliche Dokumentation des aktuellen Baustands.

Virtuelles Schaubild
Innenansicht des 3D-Gebäude-Modells in Koop-3D beim Einfügen eines Heizelements (cadwork) © TU Braunschweig, Institut für Psychologie, Prof. Simone Kauffeld

Erste arbeitspsychologische Analysen zeigen, dass die Software die Koordination zwischen allen Kooperationspartnern und insbesondere zwischen den einzelnen Gewerken verbessert und - durch einen optimierten Umgang mit den komplexen Aufgaben - die Interaktivität erhöht. Koop-3D wird derzeit im Baubetrieb erprobt, um Fragen der Akzeptanz (beispielsweise zur Nützlichkeit und Usability) zu klären und das digitale Tool entsprechend der Ergebnisse optimieren zu können.

Eine umfassende Unterstützung zur Verankerung benötigter Kompetenzen in KMU

Um die effektive Anwendung von Koop-3D in KMU zu ermöglichen und Kompetenzen zu BIM auszubauen, stellt "IN-DIG-O" maßgeschneiderte Beratungs- und Schulungskonzepte zur Verfügung, die die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Technik und Organisation (soziotechnisches Arbeitssystem) im Baugewerbe berücksichtigen. Die Unterstützung des Lerntransfers ist hier besonders zentral.

Aus der Forschung ist bekannt, dass häufig nur ein kleiner Teil (ca. 10 bis 30 %) des Gelernten aus Weiterbildungen in den Arbeitsalltag integriert wird. Unterschiedlichste Gründe wie beispielsweise fehlende Anwendungsmöglichkeiten erschweren den Transfer. Das Projekt "IN-DIG-O" stellt KMU deshalb das LeWiT-Tool (Lern- und Wissenstransfer-Tool) zur Verfügung. Es regt durch gezielte Fragen Reflexionsprozesse an, die die Anwendung und Weitergabe von neu Gelerntem am Arbeitsplatz erhöhen sollen.

Auf diese Weise trägt das Tool dazu bei, innerhalb der KMU Kompetenzen zu verankern und Wissen weiter zu geben. Außerdem erleichtert es die Evaluation von Schulungen und das strategische passgenaue Management von Personalentwicklungsmaßnahmen.

Begleitend zur Entwicklung der Anwendung wurden Interviews mit Personen aus dem Baugewerbe geführt. Die Ergebnisse zeigen spezielle Katalysatoren und Barrieren des Lern- und Wissenstransfers im Baugewerbe auf und fließen in die Beratungs-, Schulungs- und Lerntransferkonzepte von "IN-DIG-O" ein. Beispielsweise sollte insbesondere die Kommunikation zwischen den Teilnehmenden in und nach einer Weiterbildung gefördert werden.

Das LeWiT-Tool wird derzeit in zwei KMU und mit weiteren Weiterbildungsteilnehmenden erprobt. Die Ergebnisse zur Technikakzeptanz gehen in die Optimierung des Tools ein.

Die Projektleitung von "IN-DIG-O" liegt beim Lehrstuhl für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie der Technischen Universität Braunschweig. Koop-3D wird von cadwork informatik Software GmbH entwickelt und vornehmlich bei BRÜGGEMANN Holzbau GmbH & Co. KG erprobt. Das LeWiT-Tool entwickelt die 4A-SIDE GmbH. Die Erprobung erfolgt hauptsächlich bei ebm GmbH & Co. KG. Die Beratungs- und Schulungskonzepte konzipiert und erprobt die Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim.

Weitere Informationen zum Projekt "IN-DIG-O" sowie spannendes Videomaterial finden Sie auf www.projekt-indigo.de.

Das Programm "Zukunft der Arbeit"

Das Projekt "IN-DIG-O" wird im Rahmen des Programms "Zukunft der Arbeit" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Das Programm greift die Herausforderungen auf, die für Unternehmen (insbesondere KMU) und Menschen durch Strukturwandel, Technisierung und zunehmende Globalisierung in der Arbeitswelt entstehen und lädt Unternehmen und Forschungseinrichtungen ein, mit innovativen Forschungsprojekten aktiv die Zukunft unserer Arbeitswelt mitzugestalten.

Ziel des Programms ist es, technologische und soziale Innovationen gleichermaßen voranzubringen. Dazu sollen neue Modelle der Qualifizierung, der Gesundheitsprävention, der Arbeitsgestaltung und -organisation in und mit Unternehmen entwickelt und als Pilotprojekte in die betriebliche Praxis überführt werden. Dabei liegt der Fokus besonders auf branchenübergreifenden und interdisziplinären Projekten.

Weiterführende Informationen zum Programm "Zukunft der Arbeit" finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite des BMBF.

Auszug aus dem ESF-Newsletter