"IQ Good Practice"-Beispiel: Das "Konzept Weiterqualifikation für pädagogische Berufe im Einwanderungsland Deutschland" an der Universität Augsburg

Datum
29.10.2020

Das "Konzept Weiterqualifikation für pädagogische Berufe im Einwanderungsland Deutschland" wird erfolgreich in "MigraNet - IQ Netzwerk Bayern" als einsemestriger Zertifikatsstudiengang an der Universität Augsburg angeboten und mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sowie des Europäischen Sozialfonds finanziert. Die arbeitsmarktorientierte Qualifizierung, die sich an Erwachsene mit einem im Ausland erworbenen Hochschulabschluss richtet, zeigt neue Perspektiven in den pädagogischen Berufsfeldern in Deutschland auf.

Menschen, die im Ausland ein pädagogisches Hochschulstudium abgeschlossen haben, treffen häufig auf Schwierigkeiten, eine adäquate Beschäftigung in Deutschland zu finden. Vielfach handelt es sich dabei beispielsweise um Lehrer*innen mit jahrelanger Berufserfahrung, die aufgrund von eher formalen Reglementierungen ihren Beruf in Deutschland nicht ausüben können. Daher müssen Alternativen in pädagogischen Berufsfeldern - insbesondere in nicht-reglementierten Berufsfeldern - aufgezeigt werden. Im Zuge dessen werden vorhandene Fachkenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten um spezifische Inhalte für das deutsche Bildungs- und Weiterbildungssystem ergänzt. Besonders herausfordernd für die Akteur*innen des Trägers Universität Augsburg (Lehrstuhl für Pädagogik) in "MigraNet - IQ Netzwerk Bayern" war es, bei der Konzipierung des Zertifikatsstudiengangs Methodik und Didaktik für eine ganze Palette von pädagogischen Einsatzfeldern aufzubereiten.

Das Konzept des Zertifikatsstudiengangs ist in der ganzheitlichen und dynamischen Leitidee begründet, die Anforderungen des Arbeitsmarkts bzw. der Gesellschaft mit den individuellen Bedarfen der Teilnehmenden in Einklang zu bringen. Hierbei werden die bereits erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten einbezogen und wertgeschätzt. Die Heterogenität der Adressat*innengruppe erfordert ausgeprägte individuelle Unterstützungsmaßnahmen. Das dynamische Konzept wird ständig evaluiert und auf der Basis der Erkenntnisse weiterentwickelt.

Ilustration
Die Weiterqualifikation zeigt neue Perspektiven in pädagogischen Berufsfeldern in Deutschland auf. © Förderprogramm IQ/RockAByte GmbH

Beim Start des Projekts gab es bundesweit keine vergleichbaren Angebote

Mit der Teilnahme an der Weiterqualifikation ist eine Anschlussfähigkeit an das internationale Hochschulsystem gegeben, d.h. ECTS-Punkte werden erworben, die auch auf andere Studiengänge angerechnet werden können (ECTS steht für European Credit Transfer System, dabei werden Punkte für bestimmte Studienleistungen vergeben). Ein zusätzliches Kursangebot für fachübergreifende Kompetenzen, das die Verbindung zu anderen wissenschaftlichen Fachdisziplinen und für den Arbeitsmarkt erforderlichen Fähigkeiten herstellt, rundet die Weiterbildung ab. Zusätzlich konnten in den vergangenen Jahren etwa 45 Netzwerk- und Kooperationspartner gewonnen werden.

Die "Weiterqualifikation für pädagogische Berufe im Einwanderungsland Deutschland" wurde inzwischen acht Mal mit insgesamt 127 Teilnehmenden durchgeführt. Als das Projekt 2016 startete, gab es bundesweit keinerlei vergleichbare Angebote, die sich an eingewanderte Lehrer*innen oder weiteres pädagogisches Fachpersonal im allgemeinpädagogischen Bereich richteten, folglich war die Nachfrage an der Universität Augsburg enorm. Nachbefragungen haben ergeben, dass zwei Drittel der Teilnehmenden eine berufsadäquate Anstellung gefunden haben.

Das Instrument Konzept "Weiterqualifikation für pädagogische Berufe" wurde vom Förderprogramm "IQ" als "IQ Good Practice" ausgezeichnet. Zu allen innovativen, nachhaltigen sowie transferfähigen Ansätzen von IQ-Teilprojekten und ihre erfolgreichen Umsetzungen erstellt das Förderprogramm Infoblätter. Schon in der Förderrunde 2015-2018 wurden insgesamt 38 "IQ Good Practice"-Infoblätter verfasst, die sich in vier verschiedenen Handreichungen an Arbeitsverwaltungen, Beratungsstellen, Bildungsdienstleister und Unternehmen richten, um einen systematischen Transfer zu fördern. Dabei geht es insbesondere darum, dass erprobte Ansätze wie z. B. Konzepte oder Formate innerhalb und außerhalb des Förderprogramms IQ weiter genutzt, verbreitet und nachhaltig verankert werden. Die Reihe der Infoblätter wird in der aktuellen Förderperiode 2019-2022 fortgesetzt. Alle Ausgaben der IQ Good Practice-Reihe stehen online zum Download zur Verfügung.

Das Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)" arbeitet seit 2005 an der Zielsetzung, die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Von zentralem Interesse ist, dass im Ausland erworbene Berufsabschlüsse - unabhängig vom Aufenthaltstitel - häufiger in eine bildungsadäquate Beschäftigung münden.

Das in allen 16 Bundesländern mit etwa 380 Teilprojekten aktive Förderprogramm "IQ" hat sich in den vergangenen Jahren als wichtige Adresse für Zugewanderte und Geflüchtete erwiesen, die eine Arbeitsmarktintegration anstreben. Es wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA).

Bis März 2020 wurden 426.000 Beratungen durchgeführt und bis Dezember 2019 wurden rund 20.000 Qualifizierungen begonnen.

Weitere Informationen zum Förderprogramm " Integration durch Qualifizierung (IQ) " stehen auf dem ESF-Portal sowie auf der Website des Programms.

Auszug aus dem ESF-Newsletter