"Jules Garage" - ein VR-Tool macht KFZ-Azubis fit für die E-Mobilität

Datum
19.10.2023

Bei "Jules Garage" handelt es sich um einen virtuellen Ort, in den Auszubildende mit einer Virtual-Reality-Brille (VR) eintauchen können. Über einen Zeitraum von drei Jahren wurde das Tool im ESF-geförderten "Projekt Zukunftszentrum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt (2020 - 2022)" gemeinsam mit den Kooperationspartnern Handwerkskammer Halle (Saale) und dem Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Halle entwickelt. Das Tool wird künftig die Ausbildungsabläufe im BTZ ergänzen. Die Interaktion mit digitalen Abbildern von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen in der virtuellen Realität leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Ausbildung im wachsenden Segment der E-Mobilität.

Das zentrale Anliegen der Entwicklung eines immersiven Lehr- und Lernkonzeptes war es, praxistaugliche Instrumente zur Verfügung zu stellen, die prototypische Einsatzmöglichkeiten von Virtual- und Augmented Reality-Anwendungen in und für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ermöglichen. Ortsungebunden und zeitlich unabhängig nutzbare digitale Lernangebote bieten im Vergleich zu anderen Formaten deutliche Vorteile. Anwendungen für Virtual Reality (VR)-Headsets und spezifische Augmented Reality (AR)-Tools werden z.B. für Gefahrsimulationen oder für die Weiterbildung in Handlungsabläufen in technischen Gewerken und der Industrie genutzt. Beide Aspekte wurden im Lehr- und Lernkonzept durch die VR-App "Jules Garage" umgesetzt. Die spielbasierten Designelemente und Gamification-Ansätze sollen die intrinsische Motivation fördern und den Lernprozess abwechslungsreich und nachhaltig gestalten.

Die App "Jules Garage" umfasst vier Module:

  • Zwei Tutorials, also Lernprogramme, in denen sich die Nutzer*innen mit der virtuellen Umgebung vertraut machen und erste Handgriffe üben können.
  • Ein Modul zum Thema elektrischer Strom: Elektrischer Strom wird mithilfe des Moduls visualisiert, um Veränderungen im Stromfluss nachvollziehen und in ein Stromkabel quasi "hineinschauen" zu können.
  • Im vierten Modul, dem eigentlichen Hauptmodul "Sicherheitsprüfung", lernen die Anwender*innen in 14 Schritten, was beim Freischalten eines E-Autos alles beachtet werden muss. So müssen Hochvolt-Fahrzeuge (E-Autos) immer dann freigeschaltet werden, wenn z.B. eine Beschädigung des Hochvoltsystems durch einen Unfall vorliegt und dieses System ausgetauscht werden muss oder wenn andere Service- und Reparaturarbeiten am Fahrzeug zu einer Gefahr für den Mechatroniker werden könnten.

Am 04. August 2023 hat die Hochschule Merseburg dem Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Halle das VR-Tool "Jules Garage" offiziell übergeben. "Jules Garage" kann fortan für die überbetriebliche Lehrunterweisung für angehende KFZ-Mechatroniker*innen wie auch für Weiterbildungen genutzt werden.

Das Tool kann aber auch branchenübergreifend für eine breite Zielgruppe genutzt werden. So werden beispielsweise die Zukunftswerkstatt Buchholz-Harburg oder die HWK Potsdam die im Projekt entstandenen Materialien zur Ausbildung von Azubis sowie zur Berufsorientierung einsetzen.

Eine Personengruppe
Offizielle Übergabe von "Jules Garage" im BTZ (v.l.n.r.): Kfz-Ausbilder Thomas Seese, Regionalbeauftragter Pierre Ozimek, Mechthild Meinike (LfbA Hochschule Merseburg), Norman Balke, Dirk Neumann, Oliver Ziegler (wissenschaftlicher Mitarbeiter), Prof. Marco Zeugner (Professor für Multimediale Sachkommunikation an der Hochschule Merseburg). © HWK Halle/Yvonne Bachmann

Das ESF Plus-Programm "Zukunftszentren - Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen und Beschäftigten bei der (Weiter-)Entwicklung und Umsetzung innovativer Gestaltungansätze zur Bewältigung der digitalen Transformation" (kurz: "Zukunftszentren")

Das Projekt "Zukunftszentrum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt (2020 - 2022)" wurde im Rahmen des Programms "Zukunftszentren" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Die rapide voranschreitende Digitalisierung und der zunehmend spürbare demografische Wandel verändern unsere Arbeitswelt gravierend. Dies bietet gerade für kleine und mittlere Unternehmen neue Chancen und Wachstumsaussichten. Gleichzeitig besteht ein enormer Anpassungsdruck. In besonderem Maße und schon deutlich früher sind die ostdeutschen Bundesländer mit den Herausforderungen des demografischen und digitalen Wandels konfrontiert. Hier stellt sich die Frage: Wie können Unternehmen und Beschäftigte sowie Selbstständige dabei unterstützt werden, diese Wandlungsprozesse zu meistern? Genau an dieser Stelle kommen die "Zukunftszentren" ins Spiel.

Die "Zukunftszentren" verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz: sie richten sich sowohl an Unternehmen und ihre Beschäftigten als auch an Selbstständige, insbesondere Solo-Selbstständige. In jedem ostdeutschen Bundesland ist ein "Regionales Zukunftszentrum" (RZ) entstanden, um die unterschiedlichen Bedarfe der Regionen und Branchen differenziert in den Blick zu nehmen. Das übergeordnete "Zentrum digitale Arbeit", das federführend von Arbeit und Leben Sachsen e.V. betrieben wurde, bündelt das Wissen und sorgt für einen bundesweiten Austausch.

Qualifizierung im Betrieb neu denken und erproben

Mit dem Programm "Zukunftszentren" unterstützte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales von 2019 bis Ende 2022 die ostdeutschen Bundesländer gezielt dabei, die großen Veränderungsprozesse, die sich beispielsweise aus der Entwicklung Künstlicher Intelligenz ergeben, zu bewältigen und vor allem sozial zu gestalten. Qualifizierung im Betrieb sollte neu gedacht und erprobt werden - immer mit dem Ziel, die Selbstlern- und Gestaltungskompetenz zu fördern. Mit innovativen Konzepten zur Weiterbildung im Betrieb sollten beispielsweise digitale Kompetenzen in Unternehmen gefördert werden. Denn Digitalisierung verändert die Tätigkeiten und Anforderungen in allen Berufen.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf der Website des BMAS sowie auf der Website des "Zentrums für digitale Arbeit"

Auszug aus dem ESF-Newsletter