Fotokampagne "sieh!mich" - Frauen zeigen ihr Gesicht
- Datum
- 22.06.2022
Eine öffentlichkeitswirksame Aktion zur Sichtbarkeit von Müttern mit Migrationshintergrund hat sich das ESF-geförderte Projekt "CLIP" aus dem nordrheinwestfälischen Kreis Lippe anlässlich des Weltfrauentags 2022 am 08. März einfallen lassen. In der Detmolder Innenstadt zeigte das Projekt großformatige Porträts von Teilnehmerinnen, die der Fotograf Veit Mette von den Frauen aufgenommen hat.
Mit dem Titel "sieh!mich" nimmt die Kampagne die ca. zwölf Prozent Frauen mit Zuwanderungsgeschichte in den Blick, die im Kreis Lippe leben und aufgrund der stärkeren Verortung im familiär-privaten Kontext oder in der eigenen Community im Allgemeinen jedoch wenig in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.
Viele Frauen, die mit Mann und Kindern nach Deutschland gekommen sind, führen ein Schattendasein in der eigenen Wohnung. Sie versorgen ihre Familie, lernen aber weder die Sprache der neuen Heimat noch haben sie eine Chance, sich beruflich weiter zu entwickeln. Im öffentlichen Leben sind sie wenig oder gar nicht sichtbar. Nicht immer ist dieser Rückzug ins Private selbst gewählt. Umso mehr Mut erfordert es, sich vor eine Kamera zu stellen und dabei zu wissen, dass das Foto später öffentlich sichtbar sein wird. Dass sich so viele Teilnehmerinnen des Projekts "CLIP" dazu bereit erklärt haben, zeigt das Vertrauensverhältnis, das mit der Zeit zwischen den Teilnehmerinnen und den Projektmitarbeiterinnen gewachsen ist. Auch der vom Projekt beauftragte Profifotograf Veit Mette hat viel zum Erfolg der Aktion beigetragen. Mit seiner behutsamen und ruhigen Art ist es ihm gelungen, dass sie ganz offen in die Kamera schauen. Das Setting des Fotoshootings war sehr einfach gehalten und bestand nur aus einem Stuhl, einem schwarzen Hintergrund und einem Scheinwerfer. Der Fotograf forderte die Frauen auf, einfach nur still und selbstbewusst in die Kamera zu schauen. Beim Betrachter der Portraits sieht man, dass dies gut gelungen ist, und es entsteht der Eindruck, als ob die Frauen sagen würden: "Sieh her, hier bin ich, ich schau dir ins Gesicht".
Die Fotoplakate hingen rund um den Weltfrauentag am 08. März zwei Wochen lang in verschiedenen Ladenlokalen in der Detmolder Innenstadt aus. Mit der Aufforderung "sieh!mich" rückt die Fotokampagne die Frauen in den Fokus der Betrachterin und des Betrachters. So werden die Frauen, die sonst oft nicht gesehen werden, "sichtbar" gemacht - als wichtige und wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft.
Nicht nur in der lokalen Presse, auch unter Kooperations- und Netzwerkpartnern sowie in der Bevölkerung konnte sich das Projekt "CLIP" über regen Zuspruch freuen.
Das ESF-Projekt "CLIP"
Das Modellprojekt, dessen Akronym für "Clearing-, Interventions- und Präventionsstelle - Unterstützung und Begleitung von Familien mit Migrationshintergrund in Lippe" steht, hat es sich zur Aufgabe gemacht, zugezogenen Frauen und ihren Familien ein herzliches Willkommen zu bereiten und ihnen zu helfen, sich in dem Dschungel verschiedenster Herausforderungen und Alltagsanforderungen besser zurechtzufinden.
Besonderes Herzensanliegen ist den Mitarbeiterinnen dabei das Empowerment der teilnehmenden Mütter, auf das sowohl in Einzelcoachings als auch in mehrmonatigen Gruppensitzungen "hingearbeitet" wird. "Die Frauen gewinnen an Selbstvertrauen, werden ermutigt und trauen sich weitere Schritte zu, die sie zuvor gescheut hätten. Sie empfinden sich Schritt für Schritt mehr als mündige Mitglieder der Gesellschaft und auch die Themen Ausbildung oder Beschäftigungsaufnahme können dann Gestalt annehmen. Das zu erleben und entsprechendes Feedback von den Teilnehmerinnen zu erhalten, begeistert uns und zeigt uns die Bedeutung auf, die die Projekte des Akti(F)-Programms haben", sagt die Projektkoordinatorin Ilka Gräber.
Das Projekt richtet sich in erster Linie an Mütter mit Migrationshintergrund im Kreis Lippe, die beim Jobcenter leistungsberechtigt sind, ein Anrecht auf den Kindergeldzuschlag haben oder Sozialhilfe erhalten. Aber auch einzelne Väter werden im Einzelcoaching betreut. Über die Beratung der Eltern zu den Themen Hobby, Freizeitgestaltung, Bildung und Teilhabe-Leistungen, Nachhilfe, Schulwechsel und vieles mehr möchte das Projekt darüber hinaus auch den Kindern und Familien insgesamt einen Mehrwert bieten.
Zum Empowerment der Teilnehmerinnen gehört, neben vielem anderem, das Fitmachen der Frauen im Umgang mit Computern. Und nicht zuletzt geht es auch um die Planung des Berufsweges inklusive Praktikum - hier unterstützt dann auch das Jobcenter.
Das ESF-Programm "Akti(F) - Aktiv für Familien und ihre Kinder"
Das Projekt "CLIP" wird im Rahmen des Bundesprogramms "Akti(F) - Aktiv für Familien und ihre Kinder" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.
Das "Akti(F)"-Programm zielt darauf ab, die Lebenssituation und gesellschaftliche Teilhabe für Familien, die von Ausgrenzung und Armut bedroht sind, zu verbessern.
Die Maßnahmen richten sich sowohl an Eltern als auch an deren Kinder sowie bei Bedarf an andere erwachsene Haushaltsmitglieder, soweit ihre Rolle in Bezug auf die oben genannten Ziele relevant ist (z.B. Lebenspartner):
- Familien mit Kindern unter 18 Jahren, die Leistungen nach dem SGB II oder nach dem SGB XII (auch ergänzende, sogenannte aufstockende Leistungen) beziehen
- Eltern, die Kinderzuschlag erhalten oder hierauf Anspruch haben
- Darunter können auch Alleinerziehende und Eltern mit Behinderungen (ggf. auch voll oder teilweise erwerbsgemindert) sein
Das "Akti(F)“-Programm soll einen Beitrag zur Bekämpfung von Familien- und Kinderarmut in Deutschland, zur integrierten sozialen Stadtentwicklung, zur Entwicklung des ländlichen Raums sowie zu verbesserten Bedingungen des Aufwachsens und zur Verbesserung der Bildungschancen von Kindern leisten.
Weitere Informationen zum Programm finden Sie hier.