Zeit für Veränderungen - mit dem Projekt
U(H)rWerk in Schwerin

Datum
07.02.2023

Die Gründe, aus denen Familien mit minderjährigen Kindern in ihrem Alltag manchmal Hilfe benötigen, sind ganz individuell, aber häufig gravierend. In Schwerin, Nordwestmecklenburg und im Landkreis Ludwigslust-Parchim unterstützt der ESF mit dem Förderprogramm "Akti(F)" über das Projekt
"U(H)rWerk" diese Familien, um sie vor Ausgrenzung oder Armut zu schützen.

Ein niedrigschwelliger Zugang - persönlich, telefonisch oder digital - ist bei der Kontaktaufnahme hilfreich. Beratung und Hilfestellung erhalten Hilfesuchende in individuellen Einzelgesprächen in den Räumlichkeiten des Projekts, bei Hausbesuchen oder an einem neutralen Ort. Die ganzheitliche Betrachtung der Familie ermöglicht den Projektmitarbeitenden, die einzelnen Familienmitglieder bei der (Wieder-)Aufnahme individueller Bildungs- und Entwicklungsprozesse zu unterstützen. Gravierende Probleme zeigen sich häufig bei Themen wie Kindererziehung, Kinderbetreuung, Schulden, dem eigenen Suchtverhalten oder dem von Familienangehörigen, gesundheitlichen Beschwerden, der schulischen Situation oder in der Paarbeziehung. Eine selbständige Bewältigung dieser Probleme ist für die Betroffenen kaum noch möglich.

Das Projekt kommt gut an

Die Unterstützung durch das Projekt "U(H)rWerk" wird von den Familien gut angenommen. Das zeigen nicht nur die Berichte von Teilnehmenden und Projektmitarbeitenden. Auch das Feedback von Arbeitgeber*innen und Netzwerkpartner*innen zu dem Projekt ist positiv.

"Durch das Jugendamt Schwerin wurde mir U(H)rWerk empfohlen.
Trotz großer Skepsis habe ich dennoch einem "Kennlerngespräch" zugestimmt - gemeinsam mit meiner Betreuerin von der AWO - Frühe Hilfen. Es hat sich vieles zum Positiven verändert: Ich kann mit meinen Problemlagen umgehen, mein Insolvenzberater ist auf aktuellem Stand, ich bin wieder krankenversichert und meine Handyverträge sind keine Schuldenfalle mehr. Auch erhielt ich die Möglichkeit, meine traumatisierte Vergangenheit mit der Psychologin vom BilSE-Institut für Bildung und Forschung GmbH aufzuarbeiten. Mein Sohn Brian und ich sind viel ausgeglichener - es geht uns gut. Frau Larisch-Hacker hilft mir bereits bei meiner beruflichen Orientierung, wir suchen aktuell nach einem Praktikumsplatz. Ich freue mich sehr auf die nächste gemeinsame Zeit und unsere Zukunft."
Freya Rathke, Teilnehmerin

Spaziergänger*innen im Wald
Teilnehmerin Frau Rathke mit ihrem Sohn © Katrin Larisch-Hacker

Auch die Netzwerkpartner äußern sich positiv zum Projekt "U(H)rWerk"

"Einer der wichtigsten Punkte unserer Arbeit, als Gemeinsame Wohnform für Alleinerziehende der Arbeiterwohlfahrt (AWO), ist die Kooperation und Vernetzung. Dies führte uns zum Projekt "U(H)rWerk" vom BilSE-Institut. Bei einem gemeinsamen Gespräch fühlte sich unsere Klientin sofort verstanden und abgeholt. Eine große Unterstützung findet sie derzeit bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, der zu ihrem Alltag als alleinerziehende Mutter passt."
AWO Schwerin

Erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt

"Dank der Vorkenntnisse von Frau Lemke konnte nach Beseitigung der individuellen Problemlagen durch die Projektmitarbeitenden und unseren Psychologen ein regionaler Arbeitgeber akquiriert werden, der sie aufgrund ihrer individuellen Voraussetzungen eingestellt hat. Im Rahmen unserer Betreuung haben wir mit dem Arbeitgeber eine Erhöhung der Stunden erreicht. Der Arbeitgeber hat einem Ausbau der Beschäftigung zugestimmt, auch würde sie beim Erwerb der Fahrerlaubnis finanziell unterstützt werden. Aufgrund der familiären Vorgeschichte werden wir sie bis zum Ende weiter unterstützen."
Nancy Wenzlaff, Projektmitarbeitende

Zwei Frauen an einem Schreibtisch
Projektmitarbeiterin Frau Wenzlaff unterstützt Frau Lemke bei digitaler Antragstellung © Jessica Schulz

Regionale Arbeitgeber*innen identifizieren sich mit der Projektphilosophie

"Eine meiner Angestellten ist Teilnehmerin im Projekt "U(H)rWerk" und hierdurch bin ich auf dieses tolle Projekt aufmerksam geworden. Wir verstehen uns als sozial orientierter, familienfreundlicher Arbeitgeber und versuchen uns bestmöglich nach den Bedürfnissen unserer Angestellten zu richten, was zugegeben nicht immer einfach ist. Das Projekt bildet eine große Unterstützung und Ergänzung zu unserer Firmenphilosophie. Ich - als Chefin - muss nun nicht mehr nachts für meine Angestellten recherchieren, wie man diverse Anträge (u.a. Insolvenzanträge, Kostenübernahme zum Erwerb des Führerscheins) bei Behörden und Ämtern zur Unterstützung stellt.

Meine Angestellten können sich durch die große Hilfestellung des BilSE-Instituts wieder in der Arbeitswelt verwirklichen und somit in einen geregelten Arbeitsalltag zurückkehren. Ebenso lobenswert ist die Kommunikation mit Frau Wenzlaff, die uns als Arbeitgeber kompetent bei Fragen zur Seite steht. Wir konnten bereits mehrere Teilnehmende für unsere Firma begeistern, was mich besonders freut.

Gerade ich - als alleinerziehende Mutter und Selbstständige - weiß, wie schwer es manchmal sein kann, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Ich kann es jedoch nur jedem empfehlen, der sich in irgendeiner Form überfordert fühlt.

Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit und wünsche dem Projekt und allen Teilnehmenden viel Erfolg bei der Verwirklichung ihrer Ziele."
Martina Fritz, Arbeitgeberin, Putzkombinat

Kinder im Mittelpunkt

Entsprechend seines ganzheitlichen Ansatzes liegt der Fokus des Projekts nicht nur auf den Eltern, sondern auch auf den Kindern der betroffenen Familien. Vor diesem Hintergrund plant und unterstützt das Projekt "U(H)rWerk" zahlreiche Veranstaltungen für Kinder in den einzelnen Regionen. Dazu zählen
z.B. der Weltkindertag oder andere Kinderfeste. Ziel ist, in den Familien ein Bewusstsein für gemeinsame (Freizeit-)Aktivitäten zu wecken und damit den Familienzusammenhalt zu stärken.

Internationaler Kindertag

Auf dem Internationalen Kindertag in Metelsdorf konnten Kinder toben, sich schminken lassen, am Line-Dance-Workshop teilnehmen und vieles mehr. Das Projekt "U(H)rWerk" unterstützte diese Veranstaltung bei der Organisation und Durchführung. Der Bürgermeister der Gemeinde Metelsdorf, Claus Hustig, lobt den Internationalen Kindertag als "eine Veranstaltung, auf die sich die Kinder mit und ohne Migrationshintergrund aus dem ganzen Umkreis freuen".

Eine Hüpfburg
Hüpfburgenspaß auf dem Internationalen Kindertag in Metelsdorf © Jessica Schulz

Auch bei Hobbies und in der Freizeitgestaltung unterstützt das Projekt "U(H)rWerk" Familien

Unterstützung benötigen manche Familien auch, wenn es um das Thema Hobbies geht. Die damit verbundene Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben trägt zusätzlich zur erfolgreichen gesellschaftlichen Integration der Familien bei. So war beispielsweise eine Teilnehmerin für ihren Sohn auf der Suche nach einem geeigneten Fußballverein im Wohnumfeld der Familie. Bei der gemeinsamen Recherche wurde der FC Anker Wismar e.V. gefunden. Ein erfolgreiches Probetraining sorgte für Begeisterung und der Sohn Connor war glücklich, ab sofort in einem Verein Fußball zu spielen. Möglich machten dies das Projekt "U(H)rWerk" und die Bildungskarte. Die Bildungskarte (BuT-Karte) aus dem Bildungs- und Teilhabepaket hilft einkommensschwachen Familien und deren Kindern dabei, Leistungen für Bildung, Sport, Kultur und Freizeit zu erhalten. Das Bildungs- und Teilhabepaket setzt sich aus Geld- und Sachleistungen zusammen.

Fußballspieler auf Sportplatz
Der neue Stürmer des FC Anker Wismar © Nancy Wenzlaff

Nachhilfe für Schüler*innen

Unter dem Motto "Nachhilfe te Hus" hat das Projekt bereits im letzten Jahr während der Pandemiezeit erfolgreich Nachhilfe für Kinder im häuslichen Umfeld organisiert. Die Besonderheit bei "Nachhilfe To Hus" ist, dass die ausgebildeten Pädagog*innen zu der jeweiligen Familie nach Hause gehen und in der gewohnten Umgebung unterrichten. Nach den Lockerungen konnten sich die Familien untereinander so vernetzen, dass mehrere Kinder unterschiedlicher Altersgruppen zusammen mit den Pädagog*innen für die Schule lernen. Nachhilfe gibt es für die Kinder in Deutsch, Englisch und Mathematik.

Das ESF-Programm "Akti(F) - Aktiv für Familien und ihre Kinder"

Das Projekt "U(H)rwerk" wird im Rahmen des Bundesprogramms "Akti(F) - Aktiv für Familien und ihre Kinder" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Das "Akti(F)"-Programm zielt darauf ab, die Lebenssituation und gesellschaftliche Teilhabe für Familien, die von Ausgrenzung und Armut bedroht sind, zu verbessern.

Die Maßnahmen richten sich sowohl an Eltern als auch an deren Kinder, sowie bei Bedarf an andere erwachsene Haushaltsmitglieder, soweit ihre Rolle in Bezug auf die oben genannten Ziele relevant ist (z.B. Lebenspartner*in):

  • Familien mit Kindern unter 18 Jahren, die Leistungen nach dem SGB II oder nach dem SGB XII (auch ergänzende, sogenannte aufstockende Leistungen) beziehen,
  • Eltern, die Kinderzuschlag erhalten oder hierauf Anspruch haben,
  • darunter können auch Alleinerziehende und Eltern mit Behinderungen (ggf. auch voll oder teilweise erwerbsgemindert) sein.

Das "Akti(F)"-Programm soll einen Beitrag zur Bekämpfung von Familien- und Kinderarmut in Deutschland, zur integrierten sozialen Stadtentwicklung, zur Entwicklung des ländlichen Raums sowie zu verbesserten Bedingungen des Aufwachsens und zur Verbesserung der Bildungschancen von Kindern beitragen.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie hier.

Auszug aus dem ESF-Newsletter